Lösung für Gasmangel?Professor hat keine Angst vor Fracking in NRW

Lesezeit 3 Minuten
Professor Frank Schilling (links) in der Fracking-Anhörung des Landtags

Der Geologe Frank Schilling (links) setzt auf Fracking.

Putin führt einen Energiekrieg gegen den Westen. Deutschland will die Ausfälle auch durch Importe von Fracking-Gas aus den USA kompensieren. Wäre es nicht schlauer, eigene Gasreserven zu nutzen?

Frank Schilling ist Professor für Technische Petrophysik am Karlsruher Institut für Technologie. Am Mittwoch nahm der Geologe an einer Expertenanhörung zur Gasgewinnung aus heimischen Vorkommen im Düsseldorfer Landtag teil. „Ich glaube nicht, dass wir ohne Fracking auskommen, wenn wir unsere Energieversorgung sichern wollen“, erklärte der Hochschullehrer. Modernes Fracking sei in der aktuellen Situation absolut vertretbar und sollte in einer rationalen Energiepolitik eine Rolle spielen, so Schilling.

In Deutschland stößt die Gasförderung durch Fracking auf erhebliche Vorbehalte und ist verboten. Dabei werden unter hohem Druck Wasser und Chemikalien in die Erde gepumpt, um Risse im Gestein zu erzeugen, aus dem das Gas entweichen kann. Der US-Dokumentarfilm „Gasland“ hatte massive Ängste vor den Risiken für die Trinkwasserversorgung geschürt. Dort war ein Wasserhahn zu sehen, aus dem Gas ausströmte und einen Feuerball auslöste.

Der Film stammt aus dem Jahr 2010. Wie sich später herausstellte, war der brennende Wasserhahn nicht auf Fracking zurückzuführen. In den USA ist Fracking eine übliche Fördermethode. Nach dem Ausfall der russischen Gaslieferungen wird verflüssigtes Frackinggas jetzt über LNG-Terminals nach Deutschland importiert.

Kritik an Umweltbedingungen in den USA

Die Anhörung im Landtag fand auf Antrag der FDP-Fraktion statt. Die Liberalen fordern, dass das Verbot der Fracking-Förderung auf den Prüfstand muss. „Wer unter zweifelhaften Umweltbedingungen gefördertes Gas teuer aus den USA importiert, kann doch nicht ernsthaft gegen eine sichere und saubere Schiefergas-Gewinnung in Deutschland sein“, sagte Dietmar Brockes, Energieexperte der Liberalen im Landtag, dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“ Wenn man das Angebot durch heimische Gasgewinnung erweitere, würden auch die Energiepreise deutlich sinken.

An Vorsicht und Gründlichkeit beim Einsatz von Technik fehle es in Deutschland am wenigsten, betonte Brockes. „Der Schutz des Grundwassers hat auch für uns höchste Priorität. Wissenschaft und Experten sagen uns, dass die Bohrtechnik sehr sicher und umweltfreundlich eingesetzt werden kann. In Deutschland können wir die Gewinnung mit höheren Verfahrens- und Umweltstandards sicherstellen“, so der Politiker vom Niederrhein.

In einem Antrag der FDP-Fraktion heißt es, Deutschland könne nach einer möglichen Aufhebung des Fracking-Verbots 10 bis 15 Prozent seines jährlichen Bedarfs aus heimischen Vorkommen decken.

„Angesichts der ernsten Lage braucht es ein ideologiefreies Nachdenken über alle Alternativen, um die Gasversorgung für Industrie, Wirtschaft und Haushalte zuverlässiger und klimafreundlicher abzusichern. Dazu gehört zwangsläufig also auch die Aufsuchung und Gewinnung heimischer Gasvorkommen neu zu evaluieren und ergebnisoffen zu prüfen.“

Habeck lehnt Fracking ab

Dafür soll sich die schwarz-grüne Landesregierung jetzt beim Bund einsetzen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Fracking-Vorstöße allerdings bislang zurückgewiesen. Auch in der Anhörung des Landtags wurde deutliche Kritik an den FDP-Plänen zum Ausdruck gebracht. Es sei mit Blick auf den Klimawandel kontraproduktiv, klimaschädliche fossile Energien zu fördern, sagte Dirk Jansen, Geschäftsführer des BUND in NRW.

Ein Vertreter des Versorgers Gelsenwasser wies darauf hin, durch die Technik würden zu große Wassermengen verbraucht. Holger Gassner vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft wies darauf hin, die Genehmigung von Fracking würde bis zu sieben Jahre dauern. „Kurzfristig kann uns Fracking in der Gasmangelsituation nicht helfen.“

KStA abonnieren