Drei Märkte, drei mal gleicher PreisSPD stellt Fragen zu möglichen Preisabsprachen in NRW-Supermärkten

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Der Wocheneinkauf kostet deutlich mehr als früher.

Der Wocheneinkauf kostet deutlich mehr als früher.

Der Krieg in der Ukraine macht die Lebensmittel teurer – stimmt das wirklich? Die SPD warnt davor, dass ein Drittel der Preissteigerungen nicht mit dem Konflikt begründet werden kann. 

Die SPD im Düsseldorfer Landtag fordert die schwarz-grüne Landesregierung auf, die Bürger stärker vor unsozialen Preissteigerungen bei Lebensmitteln zu schützen. „Mehr als ein Drittel des jüngsten Anstiegs der Lebensmittelpreise kann nicht durch Erzeuger- und Energiepreise erklärt werden“, sagte Alexander Vogt, Vize-Fraktionschef der SPD im Landtag. So seien zum Beispiel die Preise für Rapsöl in den vergangenen Monaten genauso drastisch wie die von Sonnenblumenöl erhöht worden. „Das ist merkwürdig, weil es ja gar keinen Mangel an Raps gegeben hat“, so Vogt.

Testkauf mit verblüffendem Ergebnis

Die SPD hat den Verdacht, dass die Discounter den Krieg in der Ukraine nutzen, um Mindereinnahmen in der Vergangenheit auszugleichen. Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW habe zudem gezeigt, dass die Preise von vergleichbaren Produkten bei Edeka, Rewe, Lidl und Aldi Süd zum Teil bis auf den Cent identisch sind. Die vier Unternehmen halten zusammen mehr als 85 Prozent der Marktanteile in Deutschland. „Ausweichstrategien der Verbraucherinnen und Verbraucher sind somit kaum möglich“, sagte Vogt.

Ein Testkauf der SPD hatte die Beobachtung der Verbraucherzentrale NRW untermauert. Mitarbeiter der Fraktion begaben sich in Supermärkte der vier Handelsketten und stellten dieses Sortiment zusammen: ein Kilo Zucker, ein Kilo Weizenmehl, ein Liter Rapsöl, 500 g Nudeln, Fix Spaghetti Bolognese, 200 Gramm Schlagsahne, Speisequark, 250 Gramm Butter, 500 Gramm Margarine. Verblüffend: Bei Aldi Süd, Edeka und Rewe entstanden exakt die gleichen Kosten von 10,13 Euro. Lediglich bei Lidl wich die Rechnung ab – dort war der Warenkorb um zehn Cent teurer.

Bei den Benzinpreisen können sich die Verbraucher schon seit langem einen Überblick verschaffen, wo der Sprit aktuell am günstigsten zu haben ist. Spezielle Apps zum Vergleich für Lebensmittelpreise gibt es aber bislang nicht. Die SPD fordert NRW-Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen (CDU) daher auf, eine Transparenzstelle zu schaffen, die die Marktdaten öffentlich zur Verfügung stellt. „Zudem sollte die Stelle eines Landesbeauftragten für Lebensmittelpreise geschaffen werden“, so Vogt. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen wissen, wo sie ihr Brot, ihr Mehl oder ihr Gemüse in NRW kostengünstig erwerben können. Auffälligkeiten wie zeitgleiche und centgenaue Preiserhöhungen der Eigenmarken würden ebenfalls sichtbar.

Hohe Preise bergen Sprengstoff

Die SPD warnte davor, dass die hohen Lebensmittelpreise auch sozialen Sprengstoff bergen. Betroffen seien vor allem Alleinerziehende, Arbeitslose, Auszubildende, Studierende und Rentner. „Schätzungen zufolge können sich in NRW rund 800.000 Menschen kein gesundes Essen mehr leisten“, sagte der SPD-Politiker Vogt. Das Problem der Ernährungsarmut müsse ein zentraler Punkt in der Ernährungsstrategie der schwarz-grünen Landesregierung werden. Dazu gehöre auch ein kostenloses Mittagessen an Schulen und Kitas.

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