Ab Mitte 2026 soll es einen gemeinsamen Tarif für das Rheinland geben: nur noch drei Preisstufen, keine Kurzstrecke mehr. Das trifft auch die KVB.
Kritik von Pro BahnIm VRS gibt es bald keine Kurzstrecke mehr – Köln betroffen

Eine KVB-Bahn der Linie 16 unterwegs in der Südstadt: Das Kurzstreckenticket wird es nach der Einführung des Rheinland-Tarifs nicht mehr geben.
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Der neue gemeinsame Rheinland-Tarif des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) und des Aachener Verkehrsverbunds (AVV) soll Mitte 2026 eingeführt werden, der Beschluss dazu im Dezember fallen. Er sieht nur noch drei Preisstufen vor. Eine große Anzahl von Preisstufen wird entfallen, darunter auch die Kurzstrecke. Nach Angaben des VRS betrifft das nur noch rund zehn Prozent aller Fahrgäste, die weder das Deutschlandticket noch den Digitaltarif eezy.nrw nutzen.
Beim VRS geht man davon aus, dass es bis zur Einführung des neuen Tarifs keine Preiserhöhungen geben wird. Die sind normalerweise immer am 1. Januar fällig. Der Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland lehnt die Reform ab. Für Gelegenheitsfahrer werde sie auf vielen Strecken eine „Preisexplosion“ nach sich ziehen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was ist bei der Tarifreform geplant?
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Es wird einen einheitlichen Rheinland-Tarif für den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und den Aachener Verkehrsverbund (AVV) geben. Er gilt dann für alle, die weder mit dem Deutschlandticket oder mit der eezy-App unterwegs sind. Der neue Tarif soll möglichst einfach zu handhaben sein.
Was bedeutet das?
Der Basistarif wird noch drei Preisstufen haben. Stufe 1 für eine Stadt oder Gemeinde, Stufe 2 für eine Stadt oder Gemeinde plus die Nachbarstadt oder Nachbargemeinde. Stufe 3 gilt für das gesamte Rheinland, also das komplette Gebiet von VRS und AVV. Die Kurzstrecke soll ganz abgeschafft werden.
Warum das? In Köln müsste man für drei Haltestellen den Preis zahlen, der auch für die gesamte Stadt gilt.
Das stimmt. Beim VRS sieht man bisher aber keine Möglichkeit, zu einer anderen Regelung zu kommen. Die Kurzstrecke ist im vergangenen Jahr nur noch rund vier Millionen Mal gekauft worden. Das ist ein Rückgang von 1,4 Millionen Kunden in einem Jahr.
Gibt es Alternativen?
Ja, sagt der VRS. Wer die App eezy.nrw auf seinem Smartphone installiert, braucht sich um Papiertickets nicht mehr zu kümmern und sich nicht mehr mit Fahrkartenautomaten herumschlagen. Bei diesem digitalen Tarif wird die tatsächlich mit Bahn oder Bus gefahrene Strecke nach Luftlinie abgerechnet. Der VRS will erreichen, dass Fahrten mit eezy.nrw nicht nur bei der Kurzstrecke, sondern in jedem Fall billiger sind als der Papierfahrschein oder das Handyticket. Die eezy-App soll laut VRS zur zweiten Säule neben dem Deutschlandticket werden. Im vergangenen Jahr hatte sie aber nur einen Anteil von zwei Prozent an allen Fahrkarten des Bartarifs.
Werden die Kunden die Abschaffung der Kurzstrecke und anderer Tickets akzeptieren?
Der Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland lehnt die Pläne der Verkehrsverbünde entschieden ab. Grundsätzlich sei der Rheinland-Tarif „eine gute Sache“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das geplante Zusammenstreichen der neun VRS- und vier AVV-Preisstufen auf drei einheitliche Preisstufen hingegen führe „zu großen Ungerechtigkeiten und explosionsartigen Preissteigerungen.“
Bahn-Tarife für Köln könnten sich verteuern
Gibt es dafür Beispiele?
Ja. Laut Pro Bahn Rheinland sollen die Preise für eine Einzelfahrt im neuen Tarif für eine Kommune etwa vier Euro, für zwei benachbarte Kommunen bis zu zehn und für alle übrigen Fahrrelationen rund 15 Euro betragen. Zusätzliche Angebote, im VRS vor allem die Kurzstrecken in Köln, Bonn oder Leverkusen, im AVV die City-Tarife in Aachen, Düren, Eschweiler, Stolberg oder Simmerath sowie die Kreis-Tickets in Heinsberg und Düren sollen wegfallen.
Für Köln würde der neue Rheinland-Tarif laut Pro Bahn bedeuten, dass sich eine Einzelfahrt innerhalb der Stadt von 3,70 Euro auf vier Euro verteuert. Auch die Kurzstrecke würde dann vier Euro kosten. Bei Fahrten von Köln in die Nachbarkommunen wie Bergisch Gladbach/Bensberg, Leverkusen, Troisdorf oder Brühl würde sich der Fahrpreis von fünf auf rund zehn Euro verdoppeln. Fahrten nach Bonn würden statt bisher 10,30 Euro dann 15 Euro kosten, nach Düsseldorf bliebe der Preis in etwa gleich, eine Fahrt nach Aachen würde dagegen statt 22,80 noch 15 Euro kosten.
Lehnt Pro Bahn Rheinland den eezy-Tarif grundsätzlich ab?
Nein. Zuvor müssten aber alle Voraussetzungen erfüllt sein, etwa die Mobilfunk-Grundversorgung „an jeder noch so entlegenen Haltestelle mit Mobilfunk aller 4 Mobilfunkanbieter oder WLAN“, heißt es in der Erklärung. Außerdem müsse es ein alternatives Ein- und Aus-Check-System über eine aufladbare Chip- oder Bankkarte geben. Beim eezy-Tarif gebe es auch weder eine Tageskarten-Funktion mit unbegrenzter Fahrtenzahl noch einen Rabatt für Kleingruppen und Familien.
Wie geht es jetzt weiter?
Nach Angaben des VRS-Sprechers Benjamin Jeschor soll der Rheinland-Tarif Mitte 2026 eingeführt werden: „Die Planungen und Abstimmungen laufen derzeit auf Hochtouren und es ist anvisiert, dass die Verbandsversammlungen im Dezember dieses Jahres dazu einen finalen Beschluss fassen.“ Von der gesamten Tarifreform seien nur noch zehn Prozent der VRS-Kunden betroffen. „Der Rest unserer Fahrgäste fährt bereits günstig mit einem Abo oder dem Luftlinientarif eezy“, so Jeschor. Man sei überrascht von der Kritik des Fahrgastverbands Pro Bahn. Die Tarifreform des benachbarten Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) im März sei noch gelobt worden. Auch im Ruhrgebiet sei dabei die Kurzstrecke abgeschafft worden.