Bundeskanzler besuchte Büdchen in DüsseldorfBürgernähe, aber hauchfein dosiert

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16.08.2023, Düsseldorf: Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Büdchen in Düsseldorf Bilk anlässlich des Büdchentages. Der Bundeskanzler sitzt umringt von Menschen an einem Tisch und trinkt aus einer Tasse.

Hoher Besuch: Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte am Mittwoch ein Büdchen in Düsseldorf Bilk.

Hoher Besuch am Büdchen: Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Mittwoch an einem Kiosk in Düsseldorf-Bilk Station gemacht.

Der Kanzler auf „Sommerreise“ besucht Düsseldorf. Das bedeutet normalerweise: Empfang im Rathaus durch den OB, Eintragung ins Goldene Buch der Stadt. Aber nichts davon: Olaf Scholz gab sich im Stadtteil Bilk die Ehre, nicht in einem Repräsentationsbau, sondern an einem Kiosk.

Wer ein bisschen näher dabei sein wollte – ob als Journalist oder als geladener Ehrengast –, der braucht Geduld: Fast zwei Stunden vorher da sein, akribische Sicherheitskontrollen durch das Bundeskriminalamt. Da ist in den Reihen der Wartenden die Zeit für Alliterationen angesagt, also jene Sätze, bei denen jedes Wort mit demselben Buchstaben beginnen muss: „Bundeskanzler besucht Bedris Bilker Bachstraßen-Büdchen ...“ unkt der eine, und sein Nachbar ergänzt „... bestellt Brombeer-Brause“.

16.08.2023, Düsseldorf: Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Büdchen in Düsseldorf Bilk anlässlich des Büdchentages, Foto: Ingo Lammert

Abgesperrtes Büdchen: Auf der anderen Straßenseite hatten sich Schaulustige und Demonstranten versammelt.

Doch dann kommt er wirklich, im großen Konvoi: Zwei Polizeimotorräder mit Blaulicht, zwei gepanzerte Limousinen, zwei edle Transporter. Der Kanzler springt raus und eilt sofort zu den Biertischgarnituren, die vor „Bedri's Island“ aufgebaut sind. An denen sitzen die Organisatoren des „Düsseldorfer Büdchentages“, der am Samstag über die Bühne gegangen war.

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Scholz hat sofort diesen Gesichtsausdruck, den der bayerische Ministerpräsident Markus Söder einst ein „schlumpfiges Grinsen“ genannt hat. Er wirkt locker, scheint Scherze zu machen. Was da allerdings gesprochen wird, bekommt außer den Büdchen-Leuten keiner mit. „Er fand unsere Idee super“, verrät anschließend der „Büdchentags“-Vorsitzende Clemens Henle. „Er war sehr interessiert und will uns durch seine Anwesenheit unterstützen.“

Protestierende mit Trommeln dabei

Ein Kanzler-Besuch am Büdchen, das hätte ein Zeichen für richtige Bürgernähe sein können – und so war es sicherlich auch vom Kanzleramt gemeint. Aber Olaf Scholz ist eben alles andere als ein „Menschenfischer“. Und so stehen die „normalen“ Schaulustigen hinter Gattern auf weitem Abstand.

16.08.2023, Düsseldorf: Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Büdchen in Düsseldorf Bilk anlässlich des Büdchentages.

Nach fünf Minuten an jedem der drei Biertische gab es Erinnerungsfotos mit den Büdchenleuten.

Eine Handvoll Protestler sind dabei. Sie haben ein Plakat mit der Aufschrift „Frieden schaffen ohne Waffen“ und eine Flagge mit der Friedenstaube dabei, zwei Trömmelchen obendrein. Und sie skandieren „Scholz muss weg!“, so laut sie eben können.

Dann gibt es, nach fünf Minuten an jedem der drei Biertische und Erinnerungsfotos mit den Büdchenleuten, doch noch diesen Moment der Bürgernähe: Mitarbeiter machen den Kanzler auf die Menge aufmerksam. Er geht hin (natürlich nicht auf die Seite der Protestler), schüttelt zwei Hände, sagt dem Menschen zwei Sätze – und ist nach 20 Sekunden wieder weg.

Der Kanzler, ohne Jackett im weißen Hemd unterwegs, eilt zur Limousine und entschwindet zum Unternehmertag, bei dem er eine Rede halten soll. Zurück bleibt ein kleines Gefühl von Bürgernähe des Olaf Scholz – aber eben hauchfein dosiert.

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