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Schwarz-Grün will Zeitenwende umsetzen326 Millionen Euro für  Kasernen in NRW

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NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) besucht die Bundeswehr in Aachen, hier mit Oberst Stephan Kurjahn auf einem „Puma“.

NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) besucht die Bundeswehr in Aachen, hier mit Oberst Stephan Kurjahn auf einem „Puma“.

Was nützen die teuersten Waffensysteme, wenn es in die Werkstatthallen regnet? NRW-Finanzminister Optendrenk besuchte die Technische Schule des Heeres - und informierte sich über den dortigen Investitionsbedarf. 

Ein Soldat nimmt dem Minister seine Anzugjacke ab, bevor dieser in den wohl modernsten Schützenpanzer der Welt klettert. Der „Puma“ ist ein Hightechfahrzeug voller Elektronik, das Ziele per Wärmebildgerät und Laserentfernungsmesser ins Visier nehmen kann. 17 Millionen Euro kostet das Gefährt, in dem Marcus Optendrenk gerade Platz genommen hat. Die Wartung des Pumas ist erwartungsgemäß anspruchsvoll. „Dafür braucht man moderne Werkstatthallen“, sagt Oberst Jens Grabowski. „Da haben wir großen Nachholbedarf.“

Zu den Kernaufgaben eines NRW-Finanzministers gehört der Truppenbesuch streng genommen nicht. Doch jetzt ist Optendrenk trotzdem nach Aachen gekommen, um sich in der Lützow-Kaserne persönlich einen Eindruck vom Sanierungsstau bei der Bundeswehr zu machen. Dort ist ein Teil der Technischen Schule des Heeres untergebracht. Hier wird den Soldaten unter anderem beigebracht, Panzer fachgerecht zu warten oder zu reparieren. Die Einheit sei von „herausragender Bedeutung“ für die Bundeswehr, müsse jederzeit schnell, einsatzfähig und „modern aufgestellt“ sein, sagt der CDU-Politiker. Zumindest beim letzten Punkt herrscht sichtlich Nachholbedarf.

Es regnet rein, Unkraut wuchert in den Wandritzen

Deutlich wird das zum Beispiel in Halle 25. In dem Gebäude ist der Bremsenprüfstand für Lkw untergebracht. Das Dach ist undicht, im Winter weht der Wind durch die Schlitze in den Metallwänden, vor dem Ministerbesuch wurde Unkraut entfernt. „Viele Gebäude stammen noch aus der Zeit, als die Belgier hier stationiert waren“, berichtet Oberstleutnant Torsten Eyermann. Das ist lange her. Bereits im Jahr 1961 räumten die Belgier die Kaserne.

Wie bei vielen Bundeswehr-Liegenschaften wurde auch in die Lützow-Kaserne in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig investiert. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schien die Landesverteidigung plötzlich keine hohe Priorität mehr zu haben. Die Bundeswehr mutierte zur Spartruppe. Die neue Sicherheitslage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine erfordert nun aber wieder massive Ausgaben. Für die Kasernenbauten ist nicht der Bund, sondern die Bauverwaltungen der Länder zuständig. „Die Investitionen in Aachen stehen bespielhaft für unser Bekenntnis zur Zeitenwende“, sagt Finanzminister Optendrenk, der seinen Grundwehrdienst bei der Luftwaffe absolviert hat und dort als Obergefreiter ausgeschieden ist.

Ukrainer lernen hier das Instandsetzen der Waffensysteme

In der Lützow-Kaserne werden nicht nur Bundeswehr-Angehörige, sondern seit 2022 auch Soldaten aus der Ukraine für die Instandsetzung von Waffensystemen geschult. Eine wichtige Aufgabe. Denn vom Kampfpanzer Leopard 2 wurden ältere Modelle an die ukrainische Armee geliefert. Diese drohen nach kurzer Zeit auszufallen, wenn sie schlecht gewartet werden. Als besonders anfällig gelten die Hydrauliksysteme. Bei den Lehrgängen in Aachen werden die Panzer zu Trainingszwecken in ihre Einzelteile zerlegt.

Dazu braucht man große Hallen, denn unter freien Himmel können die Bauteile im Winter nicht tagelange der Witterung ausgesetzt werden, sagt Oberstleutnant Eyermann. Nun soll neu gebaut werden, damit die Soldaten unter modernen Bedingungen geschult werden können. „Mit den geplanten Baumaßnahmen legen wir einen weiteren Grundstein für eine leistungsfähige Bundeswehr der Zukunft“, sagt Optendrenk.

NRW zieht das Tempo beim Bauen für die Bundeswehr jetzt deutlich an: 2024 stieg das Bauvolumen um fast 40 Millionen Euro auf insgesamt 222 Millionen Euro an. 2027 sollen dann 326 Millionen Euro ausgegeben werden. „Das ist eine Steigerung der Investitionen um 80 Prozent“, sagt Minister Optendrenk. Dafür stelle man sich auch logistisch neu auf. „Wir haben das Personal im Bereich Bundesbau seit 2022 um 30 Prozent aufgestockt“, sagt Optendrenk. In den kommenden Jahren würden weitere Stellen geschaffen. Zudem wurde eine Taskforce Bundesbau geschaffen,  die in der Lage sein soll, schnellere Entscheidungen zu treffen.

Zum Beispiel beim Bau neuer Mannschaftsunterkünfte. Sollte es in Deutschland zu einem neuen Grundwehrdienst kommen, müssten schnell neue Kapazitäten geschaffen werden. Statt Schrott-Kasernen aufwendig zu renovieren, sollen jetzt Fertigteilmodule mit modernen Stuben und Sanitäranlagen errichtet werden. Die schlankere Planung führt oft zu schnelleren Genehmigungen. NRW sei auf einem guten Weg, sagt Optendrenk: „In Aachen zeigt sich, wie wir die Zeitenwende mit Leben füllen.“