CDU-VorstoßDeutschpflicht auf dem Schulhof? NRW-Politiker reagieren verhalten

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Mario Czaja, CDU-Generalsekretär, sitzt in seinem Büro in der CDU-Zentrale in Berlin.

Mario Czaja, CDU-Generalsekretär, will, dass auf deutschen Schulhöfen nur noch deutsch gesprochen wird.

Der Generalsekretär der CDU, Mario Czaja, will nicht, dass in der Großen Pause andere Sprachen gesprochen werden als Deutsch – Politiker in Nordrhein-Westfalen sehen das anders.

Ende des vergangenen Jahres verstörte eine Studie zu den elementaren Sprach- und Rechenkünsten deutscher Schüler nicht allein Bildungspolitiker aller Parteien. Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) war zu dem Schluss gelangt, dass der Anteil der Kinder, die am Ende der vierten Klasse den Mindeststandard verfehlen, in allen Bereichen erheblich zugenommen hat – auch durch die Corona-Krise.

Das jüngste Echo auf dieses Ergebnis stammt von CDU-Generalsekretär Mario Czaja. In einem Interview gab er zu Protokoll, dass man eine Art Deutschpflicht auf dem Schulhof einführen solle. „Es geht nicht, dass auf den Schulhöfen andere Sprachen als Deutsch gesprochen werden“, sagte Czaja. Ebenso sollte generell kein Kind ohne Deutschkenntnisse eingeschult werden. Stattdessen schlägt der CDU-Politiker noch vor der Einschulung verpflichtende Besuche von Kitas oder Vorschulen mit Sprachunterricht vor. Das diene der Integration.

In NRW reagiert Czajas Parteifreundin Feller verhalten

In Nordrhein-Westfalen stößt die Idee des Generalsekretärs auf verhaltene Reaktionen im CDU-geführten Bildungsministerium von Dorothee Feller: An Rhein und Ruhr fördere das Ministerium für Schule und Bildung auch die Mehrsprachigkeit von Schülerinnen und Schülern mit einem breiten Angebot an herkunftssprachlichem Unterricht in rund 30 verschiedenen Sprachen - die Landesregierung verstehe Vielfalt und Mehrsprachigkeit als Chance und Potenzial für das Land, heißt es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Gleichwohl sei „es natürlich wichtig, dass sich alle Schülerinnen und Schüler untereinander und auch die Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler verstehen, das gelingt aufgrund der Vielsprachigkeit in der gemeinsamen Sprache Deutsch zumeist am besten“. 

Die SPD-Fraktion im NRW-Landtag verwirft den Vorschlag des CDU-Generalsekretärs Czaja dagegen rundweg als realitätsfern. In einer gemeinsamen Erklärung betonen die bildungspolitische Sprecherin Dilek Engin und der familienpolitische Sprecher Dennis Maelzer, dass derlei „Sprachenkontrolle bei der Pausenaufsicht“ jede Grundlage fehle. Die SPD hat eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Sie soll sich der Düsseldorfer Landtag erklären, wie sie zu Czajas Position stehe.

Czaja sorgt sich um Parallelgesellschaften

Der CDU-Politiker argumentiert, dass insbesondere in Regionen, in denen viele Migranten lebten, die Schulen durch zusätzliche Sozialarbeiter und -pädagogen sowie Sprachvermittler unterstützt werden müssten. Gemeinsam mit den Lehrkräften hätten sie dafür Sorge zu tragen, „dass die Schülerinnen und Schüler unsere Sprache sprechen. Ansonsten entstehen schon in den Schulen Parallelgesellschaften.“ Dabei müsse der Fokus auf Schulen in sozialen Brennpunkten sowie wirtschaftlich schwachen Regionen liegen. Dagegen verweist der Düsseldorfer Familienpolitiker Maelzer auf die dünne Datenlage: Das Land NRW wisse noch nicht einmal, wie viele Kinder im Vorschulalter keine Kita besuchen. „Aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland gibt es also keine verlässlichen Zahlen zum tatsächlichen Sprachstand der Kinder.“

Unterdessen stellen die Autorinnen und Autoren der IQB-Untersuchung fest, dass die Ergebnisse der Studie nicht eindimensional zu interpretieren sind. Da gibt es zwar die Familien mit Migrationshintergrund, die besonders betroffen sind. Doch eine Verschlechterung der Werte seien „auch bei Kindern ohne Zuwanderungshintergrund und bei Kindern aus sozial besser gestellten Familien zu verzeichnen.“


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