Vergewaltigungen im KrankenhausStaatsanwaltschaft hat alle Opfer im Klinikum Bethel informiert

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Ein Fahrzeug der Polizei steht an einem Gebäude der Geschäftsführung des Evangelischen Klinikums Bethel.

Ein Assistenzarzt hat im Klinikum Bethel dutzende Frauen betäubt und vergewaltigt.

Ein Assistenzarzt des Klinikums Bethel in Bielefeld hatte dutzende Patientinnen betäubt und vergewaltigt. Auch außerhalb des Krankenhauses missbrauchte er Frauen. 

Alle 32 Frauen, die im Klinikum Bethel betäubt und vergewaltigt wurden, sind identifiziert und informiert worden. Das geht aus einem Bericht von Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) an den Rechtsausschuss des Landtages hervor, der am Mittwoch tagte. Auch weitere Frauen, die der Assistenzarzt Philipp G. außerhalb des Klinikums missbrauchte, konnten identifiziert und benachrichtigt werden. 

Die leitende Oberstaatsanwältin schreibt in dem Bericht ans Ministerium, die Ermittler hätten in dem Verfahren gegen die Vorgesetzten von Philipp G. 130 weitere Zeugen vernommen, insbesondere Ärzte und Pflegekräfte des Klinikums. Zudem seien im großen Umfang sichergestellte Asservate ausgewertet worden. Die Ermittlungen dauern an. 

Die Informierung der Opfer im Klinikum Bethel ist abgeschlossen. Als der Rechtsausschuss im Herbst 2022 zuletzt den Fall Bethel in die Tagesordnung aufnahm, dauerte bei einem Opfer die Identifizierung noch an. Bei einer weiteren Frau galt eine Identifizierung damals noch als unwahrscheinlich - dies war nun offenbar doch möglich. 

Opferanwältin: „Begrüße, dass alle identifizierbaren Opfer informiert werden“

Auf einer Festplatte von Philipp G. hatten Ermittler auch Fotos, Videos und Listen von Frauen gefunden, die der Täter im privaten Bereich zum Teil womöglich ebenfalls betäubt und vergewaltigt hatte. Ein Großteil dieser Frauen ist mittlerweile ebenfalls identifiziert und informiert worden, auch hier dauern die Ermittlungen jedoch noch an. Zwei der Frauen konnte die Polizei erst kürzlich identifizieren, die Benachrichtigung steht noch aus. 

„Ich begrüße, dass alle Opfer, die identifiziert werden können, nun auch informiert werden – auch die außerhalb des Klinikums missbrauchten Frauen“, sagt Opferanwältin Stefanie Höke, die einige der betroffenen Frauen vertritt. Die Staatsanwaltschaft Duisburg holte die Informierung der außerhalb des Klinikums Betroffenen erst nach einer Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und des ARD-Magazins „Kontraste“ nach. „Dass die Ermittlungen jetzt länger dauern, hat den Anschein, dass jetzt in alle Richtungen vollumfänglich ermittelt wird und alle Zeugen vernommen werden.“

Der Mediziner Philipp G. beging nach seiner Verhaftung im September 2020 Suizid. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelte anschließend gegen G.s Vorgesetzte, stellte diese Verfahren jedoch ein, ohne die betroffenen Frauen über die Vergewaltigung zu informieren. Das Justizministerium übertrug den Fall an die Staatsanwaltschaft Duisburg, die die Ermittlungen wieder aufnahm und im Januar 2022 die identifzierbaren Opfer aus dem Klinikum Bethel informierte. 

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