Die Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs betrifft auch das erste Weihnachtsmarkt-Wochenende. Deutz wird zum Ersatz für viele Reisende.
Vom 14. bis 24. NovemberWas Reisende zu Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs wissen müssen

Blick aus dem neuen Stellwerk am Hansaring auf das Vorfeld des Kölner Hauptbahnhofs, der im November für zehn Tage nur mit der S-Bahn zu erreichen ist.
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Der Kölner Hauptbahnhof ist im November für zehn Tage dicht, vom 14. bis zum 24. November. Mit Ausnahme der S-Bahn, mit der man weiterhin ins Herz der Stadt kommen kann. Auch zum Auftakt der Weihnachtsmärkte fahren keine Fern- und Regionalzüge, weil ein neues Stellwerk in Betrieb genommen wird. Einige Linien im Nahverkehr sind bereits ab dem Abend des 13. November von den Auswirkungen betroffen.
Zehn Tage, zwei S-Bahngleise, mehr nicht. Was bedeutet die Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs im November für Berufspendler?
Fangen wir mit der guten Nachricht an. Sie werden nicht schon wieder auf Ersatzbusse umsteigen müssen. Beim Verkehrsverband go.Rheinland ist man überzeugt, dass der Rumpf-Fahrplan auch ohne den Schienenersatzverkehr funktioniert.
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Und wie sieht der Fahrplan im Regionalverkehr konkret aus?
Marcel Winter, noch Geschäftsführer bei go.Rheinland und ab März 2026 neuer Chef der Kölner Verkehrs-Betriebe, setzt zunächst voll auf die S-Bahn, die bis auf zwei nächtliche Ausnahmen fahren wird. „Das ist unsere Rückfallebene“, sagt er. Man werde den gesamten Regionalverkehr großflächig umleiten, aber gleichzeitig ermöglichen, dass die Pendler mit Regionalzügen die Bahnhöfe Köln-West, Süd, Mülheim und Deutz erreichen und dort auf die Stadtbahnen seines neuen Arbeitgebers KVB umsteigen können.

Blick auf der leeren Gleise im Kölner Hauptbahnhof (Archivbild). So wird es auch vom 14. bis zum 24. November 2025 aussehen.
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Und das soll funktionieren? Die KVB baut doch auch andauernd.
Ja. Auf Nachfrage hat die KVB versichert, dass es in den zehn Tagen keine Bauarbeiten auf ihren Trassen geben wird. Das Bauprojekt am Ebertplatz wurde auf 2026 verschoben.
Aber an zwei Tagen fährt doch auch die S-Bahn nicht?
Falsch. Es sind zwei Nächte. Vom 19. auf den 20. November ruht der Betrieb zwischen 21 und 5 Uhr, weil dann auch die S-Bahngleise 10 und 11 im Hauptbahnhof den neuen Stellwerkstest bestehen müssen. Eine Nacht zuvor gilt das zusätzlich für die beiden S-Bahnlinien 12 und 19.
Keine Sperrung des Kölner Hauptbahnhofs am 11.11.
Immerhin haben die Bahn und go.Rheinland den 11.11. nicht übersehen.
Ja. Da bestand aber keine Gefahr. Wie man hört, arbeiten in der Chefetage von go.Rheinland auch ein paar Karnevalsfreunde, sodass dieser Fauxpas von vornherein ausgeschlossen war.
Dafür fällt der Auftakt der Weihnachtsmärkte mitten in die Sperrpause. Die beginnen ab 17. November.
Ja. Das ist der Preis, den Köln für den Sessions-Auftakt zahlen muss. Das lässt sich nicht vermeiden in einer Stadt, in der Weihnachten alle Jahre wieder mitten in den Karneval fällt.
Kommen wir zum Fernverkehr und den Regionalzügen. Vier der sechs Gleise auf der Hohenzollernbrücke sind für zehn Tage außer Betrieb. Da kann sich die alte Dame mit ihren Liebesschlössern ja mal richtig erholen, oder?
Stimmt. Ein Bahnsprecher hat es auf den Punkt gebracht. Der Deutzer Bahnhof wird zum Ersatz-Hauptbahnhof für den Fernverkehr. Die Bahn hat damit schon bei früheren Sperrungen recht gute Erfahrungen gemacht. Natürlich kann Deutz nicht den gesamten Zugverkehr aufnehmen, der sonst durch den Hauptbahnhof fährt.
Was heißt das konkret?
In Deutz halten alle ICE-Züge, die über die Hochgeschwindigkeitsstrecke von und nach Frankfurt fahren, alle ICE von und nach Amsterdam, alle Direktverbindungen von und nach Berlin, aber leider nur alle zwei Stunden.
Wie das? Kein Stundentakt mehr nach Berlin?
Doch. Wenn man in Düsseldorf umsteigt, geht das schon.
Und was ist den Bahn-Romantikern, die lieber linksrheinisch von und nach Mainz an der Loreley vorbei zuckeln möchten?
Das geht noch, aber mit weniger Zügen. Und die machen alle einen Bogen um Köln.
ICE zwischen Köln und Frankfurt fallen aus
Was ist sonst noch zu beachten?
Alle ICE, die nur zwischen Köln und Frankfurt pendeln, fallen aus. Sonst wird es auf der Strecke einfach zu voll. Und der Bahnhof Ehrenfeld wird für zehn Tage zum ICE-Halt für alle Züge von und nach Aachen und Brüssel. Ausgedünnt werden auch die ICE und IC-Züge von und nach Bremen, Hamburg und Norddeich. Norddeich beginnt und endet in Düsseldorf. IC-Züge aus Gera und Dresden fahren nur bis Dortmund und vor dort wieder zurück.
Was wird aus dem alten Stellwerk am Eigelstein, das mehr als 50 Jahre lang Millionen Züge durch den Hauptbahnhof geschleust hat?
Es wird außer Betrieb genommen. Die Technik ist so veraltet, dass sie nicht einmal zu Lehr- und Ausbildungszwecken taugt. Besonders spannend wird es, wenn die DB InfraGo das Gebäude leer ziehen muss. Im Keller steht ein riesiger Schiffsdiesel, der als Notstromversorgung dient, falls die Stromversorgung mal ausfallen sollte. Ob das mal passiert ist, daran kann sich keiner mehr erinnern.
Aber Pannen soll es doch zur Genüge gegeben haben?
Das kann mal wohl sagen. Die schlimmste war ein Wasserschaden nach einem Rohrbruch am Eigelstein. Über die Kabelkanäle drang die Brühe in den Keller des Stellwerks ein. Das war im September 2022. Damals sind sämtliche Verteiler korrodiert, an die mit Ausnahme der S-Bahn alle Weichen und Signale des Hauptbahnhofs angeschlossen sind. In einem Raum, der nicht viel größer ist als ein normaler Haushaltskeller, arbeiteten über Nacht Bahnmitarbeiter aus ganz Nordrhein-Westfalen im Schichtbetrieb auf engstem Raum Rücken an Rücken, um die defekten Klemmleisten auszutauschen. Anschließend musste man mit einer Lokomotive sämtliche Gleisverbindungen im Hauptbahnhof abfahren und überprüfen. Weit über 100 Weichen und 130 Signale. Der Hauptbahnhof war für knapp zwei Tage außer Betrieb.
Kann das beim neuen Stellwerk auch passieren?
Wohl kaum. Das ist hochwassersicher. Aber Störungen sind natürlich dort auch nicht ausgeschlossen. Auch wenn das Risiko deutlich geringer ist. Sie könnten viel weitreichendere Folgen haben, weil am Ende der gesamten Umstellung ein viel größerer Bereich als bisher von Köln aus gesteuert wird. Konkret betrifft das den gesamten Verkehr rechts- und linksrheinischen zwischen Bonn, Aachen und Köln.
Gibt es eine Rückfallebene für dieses Szenario?
Ja, sagt Reiner Krieger, Betriebsleiter der DB InfraGo in Köln. Mehr darf er nicht sagen, weil Stellwerke eindeutig zur kritischen Infrastruktur zählen.