„Sie erpressen mich“Mutter von Nawalny darf Leichnam sehen – und erhebt schwere Vorwürfe

Lesezeit 2 Minuten
In diesem Videostandbild verlässt Ljudmila Nawalnaja (r), die Mutter des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, das Gebäude des Ermittlungskomitees. Nun, knapp eine Woche nach dem Tod ihres Sohnes, durfte sie endlich den Leichnam sehen.

In diesem Videostandbild verlässt Ljudmila Nawalnaja (r), die Mutter des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, das Gebäude des Ermittlungskomitees. Nun, knapp eine Woche nach dem Tod ihres Sohnes, durfte sie endlich den Leichnam sehen.

Knapp eine Woche nach dem Tod von Alexej Nawalny hat die Mutter des Kreml-Kritikers nun endlich den Leichnam ihres Sohnes sehen können. 

Die Mutter des im russischen Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny hat nach tagelangem Warten Zugang zu seiner Leiche erhalten. Sie habe den Körper ihres Sohnes in der Leichenhalle zu sehen, aber nicht ausgehändigt bekommen, teilte Ljudmila Nawalnaja am Donnerstag in einem Video mit. Sie warf den russischen Behörden vor, sie zu „erpressen“, um eine „geheime“ Bestattung ihres Sohnes zu erzwingen.

Der 47-Jährige war am Freitag vergangener Woche im Straflager gestorben. Seither hatte die Mutter die Leiche in der Region am Polarkreis gesucht. Sie forderte erneut in dem Video, dass ihr der Leichnam ausgehändigt werde, damit sie ihn beerdigen könne. Sie warf dem Machtapparat vor, Nawalny heimlich unter die Erde bringen zu wollen.

Ljudmila Nawalnaja durfte Leichnam von Alexej Nawalny sehen

„Gestern Abend haben sie mich heimlich zur Leichenhalle gebracht, wo sie mir Alexej gezeigt haben“, schilderte Nawalnaja in dem Video. Die russischen Behörden drängten sie demnach, einer geheimen Bestattung ihres Sohnes zuzustimmen. „Sie erpressen mich, sie stellen mir Bedingungen, wo, wann und wie Alexej beerdigt werden soll“, sagte die Mutter. „Das ist illegal.“

In den staatlichen Nachrichtenagenturen wurden weder die jüngsten Aussagen von Ljudmila Nawalnaja thematisiert, noch darüber berichtet, dass ihr der Zugang zum Leichnam gewährt worden sei. 

Medwedew verhöhnt Witwe von Alexej Nawalny

Stattdessen veröffentlichte die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass Auszüge aus einem Interview mit Dmitri Medwedew, der den Westen abermals beschuldigte, nach dem Tod von Alexej Nawalny voreilig Schlüsse zu ziehen. „Das ist alles zu Propaganda geworden“, so der Politiker, der seit Beginn des völkerwidrigen russischen Angriffskriegs wiederholt mit Provokationen und als Sprachrohr Wladimir Putins aufgefallen war. 

Bezogen auf Julia Nawalnaja, der trauernden Witwe von Alexej Nawalny, sagte der ehemalige russische Präsident höhnisch: „Sehen Sie sich das lächelnde, glückliche Gesicht der Witwe Nawalnys an. Es sieht so aus, als hätte sie all die Jahre auf dieses Ereignis in ihrem politischen Leben gewartet.“ 

Medwedew schlägt damit ähnliche Töne an, wie in Deutschland Tino Chrupalla. Der AfD-Chef hatte Julia Nawalnaja nach dem Tod ihres Mannes eine „Inszenierung“ vorgeworfen. „Wenn ich die Witwe von Herrn Nawalny sehe, mit Ursula von der Leyen sehe“, da müsse man sich fragen, wem so ein Auftritt nutzen solle, so Chrupalla bezogen auf die Münchner Sicherheitskonferenz. Es sei offenkundig, dass der Tod Nawalnys „ausgeschlachtet“ worden sei. (pst/dpa)

KStA abonnieren