Kosten von sieben Milliarden EuroSo wollen NRWs Krankenhäuser klimaneutral werden

Wie können Krankenhäuser klimaneutral werden? Hier die Kölner Kinderklinik. (Symbolbild)
Copyright: Alexander Roll
Düsseldorf/NRW – Zwischen Krieg und Corona kommt die dritte große Krise unserer Zeit aktuell zu kurz: der Klimawandel. Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen will bei der Klimaneutralität des Gesundheitssektors jedoch endlich vorankommen und hat daher am Dienstag zwei von ihr in Auftrag gegebene Studien vorgestellt.
Zehn Maßnahmen für die Klimaneutralität
Das Wuppertal Institut und das Institut for Health Care Business (Hcb) haben erarbeitet, wie Krankenhäuser Emissionen senken können und welche Investitionen dazu nötig sind. Oliver Wagner, Hauptautor der Studie des Wuppertal Instituts, stellte drei wesentliche Handlungsfelder vor:
Erstens die direkt von den Einrichtungen ausgehenden Emissionen wie Heizungsanlagen, Fuhrparks oder Narkosegase, zweitens die indirekten Emissionen durch die Nutzung von Strom und Fernwärme und drittens die Mobilität von Beschäftigten, Patientinnen und Patienten sowie Warenketten.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Wir haben dazu zehn Maßnahmen erarbeitet, die unterschiedlich schnell durchsetzbar sind“, so Wagner. Dazu gehören der Einsatz von Photovoltaik, eine Umstellung auf Elektromobilität oder Verzicht auf Autos auf dem Weg zur Arbeit, die Substitution von Narkosegasen oder der Austausch von Heizungspumpen und Lüftungsanlagen. Das wichtigste und zugleich kostenintensivste Feld ist allerdings die Sanierung von Gebäudehüllen, also eine verbesserte Dämmung, neue Fenster und Dächer.
Investitionen von sieben Milliarden Euro nötig
Nach Berechnungen des Institut for Health Care Business belaufen sich die erforderlichen Investitionen auf 7,1 Milliarden Euro, verteilt auf sieben Jahre, um das für 2030 gesteckte Ziel zu erreichen. Der größte Anteil – 6,3 Milliarden Euro – entfällt dabei auf die energetische Sanierung der Gebäudehüllen. „Das liegt auch daran, dass wir dort einen großen Investitionsstau haben, viele Gebäude sind in einem schlechten Zustand“, sagte Boris Augurzky vom Hcb.
„Es gibt bereits eine jährliche Investitionslücke von einer Milliarde Euro, und da sind die Klimaschutzmaßnahmen noch gar nicht mit eingerechnet. Die Krankenhäuser können das nicht aus eigener Kraft schaffen“, so Augurzky.
Krankenhaus-Klimafond gefordert
Das Hcb schlägt daher einen sogenannten „Climate Boost“ vor, den sich die Krankenhausgesellschaft NRW zu eigen macht. Es brauche einen konkreten Krankenhaus-Klimafond des Landes. Er soll neben den erforderlichen 7,1 Milliarden Euro auch eine 600 Millionen Euro umfassende Anschubfinanzierung enthalten, mit der über drei Jahre Klimaschutzmanager in jedem Krankenhaus und Jobtickets bezahlt werden könnten.
„Beide Gutachten zusammen zeigen für die Krankenhausleitungen einen Weg auf, wie ihre Einrichtungen die geforderte Klimaneutralität möglichst schnell, spätestens jedoch bis 2045 erreichen können“, sagte KGNW-Vizepräsident Sascha Klein. Die Höhe der Kosten habe die KGNW zwar selbst überrascht, es gebe jedoch keine Alternative zu den Investitionen. Der deutsche Gesundheitssektor stehe mit einem Anteil von 5,2 Prozent des bundesweiten CO2-Ausstoßes der vieldiskutierten Stahlindustrie (fast 6 Prozent) nur wenig nach.