Während die Gespräche rund um Trumps Plan für die Ukraine weiterlaufen, ist in Moskau keine Friedensbereitschaft erkennbar.
Putin ordnet „Russifizierung“ anOrbán als neuer Chef Europas – Moskaus Propaganda offenbart radikale Ziele

Kremlchef Wladimir Putin überreicht RT-Chefin Margarita Simonjan Blumen. (Archivbild)
Copyright: AFP
Während US-Präsident Donald Trump seinen Schwiegersohn Jared Kushner und den Sondergesandten Steve Witkoff mit einem überarbeiteten „Friedensplan“ nach Moskau geschickt hat, setzt die russische Propagandamaschinerie weiterhin auf unmissverständliche Botschaften, lobende Worte für Trump und Geraune über „zukünftige Kriege“.
So erklärte die Chefin des Propagandasenders RT, Margarita Simonjan, in einer russischen Talkshow, Russland müsse über kommende Kriege nachdenken. „Es wird sie zweifellos geben“, hieß es von Simonjan, die davor warnte, dass in Zukunft in den USA „nicht immer ein Trump an die Macht kommen“ werde.
RT-Chefin: Trumps Kurs ist „Grund zur Freude“ für Moskau
Den freundlichen Kurs des US-Präsidenten gegenüber Russland habe sie bereits bei Trumps Wiederwahl vorhergesehen, betonte Simonjan. „Angesichts dessen, was gerade passiert und auf welcher Seite der Vernunft sich der Anführer der derzeit größten Weltmacht befindet, gibt es doch Grund zur Freude.“
Die Propagandistin ließ jedoch auch martialische Töne nicht missen. Russland werde den Krieg gegen die Ukraine auch bei einem erneuten Kurswechsel des US-Präsidenten gewinnen, betonte die RT-Chefin. „Wir werden natürlich so oder so gewinnen. Nur werden mehr Menschen sterben.“
„Wir leben im schönsten Land, alle anderen Länder beneiden uns“
Simonjan nutzte ihren Auftritt in der Sendung des populären Moderators Wladmir Solowjow unterdessen auch, um Moskaus aggressiven Kurs gegenüber Europa zu untermauern, das laut der RT-Chefin „an Tollwut erkrankt“ sei und Russland fürchte, „weil wir das Licht bringen“.
Die Europäer wollten unbedingt verhindern, dass Moskau und die USA, das „Ukraine-Problem lösen, wie es gelöst werden muss“, führte Simonjan aus. Der Grund dafür sei blanker Neid auf Russland. „Wir leben im schönsten Land, und alle anderen Länder beneiden uns darum. Das ist so“, erklärte Simonjan sichtlich amüsiert.
Russlands „Händler des Todes“ meldet sich zu Wort
Auch Viktor But, der einst als „Händler des Todes“ bekannt geworden ist, meldete sich in einer der Moskauer Propagandagazetten zu Wort. Der russische Staatsbürger war 2012 in den USA wegen Waffenhandel und Terrorismus zu einer Freiheitsstrafe von 25 Jahren verurteilt worden. 2022 kam But bei einem Gefangenenaustausch zwischen Russland und den USA frei. Im Gegenzug ließ Moskau die US-Basketballerin Brittney Griner und den Amerikaner Paul Whelan ziehen. Seit seiner Rückkehr nach Russland arbeitet But an einer politischen Karriere.
Die Ukrainer hofften gerade nur noch „auf ein Wunder, damit Trump sie in Ruhe lässt“, erklärte But nun im Gespräch mit der „Komsomolskaja Prawda“. Der US-Präsident werde diese Hoffnung jedoch nicht erfüllen, prophezeite der Waffenhändler ebenso wie eine andere Machtstruktur in Europa.
Viktor But: Trump bereitet Orbán auf Führungsrolle in Europa vor
Trump bereite den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán im Hintergrund „höchstwahrscheinlich auf eine Führungsrolle in Europa vor“, mutmaßte der in den USA verurteilte Waffenhändler. Die Dreiergruppe „Macron-Merz-Starmer“ betrachte der US-Präsident hingegen als „verfluchte Feinde“, so die Einschätzung Buts.
Hinsichtlich der Ukraine hätten die USA ihren Kurs spürbar angepasst, erklärte But außerdem. Trumps jetzige Position sei „sehr nah an den ursprünglichen Positionen der russischen Seite“, befand der nunmehrige Politiker und bekräftigte den bereits von Kremlchef Wladimir Putin kürzlich betonten Anspruch auf vier ukrainische Regionen. Die Ukraine müsse diese Territorien räumen, sonst werde Russland das mit „militärischen Mitteln“ herbeiführen, erklärte But. Bisher hat das angegriffene Land diesen Schritt stets ausgeschlossen.
„Schreckliches Propagandastück“ aus besetzten Gebieten
Auch die russische Zeitung „Kommersant“ widmete sich am Wochenende den besetzten Gebieten. Es handele sich um ein „schreckliches Propagandastück“, kommentierte der Russlandexperte Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik den Bericht auf der Plattform X.
Bereits die Überschrift des Artikels, für den Korrespondenten des Blatts die besetzte Stadt Energodar in der ukrainischen Region Saporischschja besuchten, unterstrich die russischen Motive in den von Moskau zum eigenen Staatsgebiet erklärten ukrainischen Oblasten.
„Wo die russische Flagge gehisst ist, wird sie nicht fallen“
„Wo die russische Flagge gehisst ist, wird sie nicht fallen“, erklärte dort der von Russland installierte Bürgermeister der Stadt, Maksim Puschkow, mit Blick auf eine von der Ukraine geforderte Rückgabe der Stadt, die mit dem AKW Saporischschja das größte Kernkraftwerk Europas beherbergt. Die Korrespondenten berichteten derweil begeistert von großer Unterstützung für Russland bei der örtlichen Bevölkerung.
Die Propaganda deckt sich unterdessen mit einem Dekret, das Kremlchef Wladimir Putin in der letzten Woche unterzeichnet hatte. „Putin beschließt die ‚Russifizierung‘ der okkupierten Gebiete der Ukraine. Bis 2036 sollen sich 95 Prozent der Bevölkerung dort als Russen identifizieren, die russische Sprache sprechen und die russische Deutung der Geschichte annehmen“, fasste der Russland-Experte Matthäus Wehowski das Strategiepapier des Kremlchefs zusammen.
„Russland will die ukrainische Identität vollständig vernichten“
„Russland gibt einen Dreck auf die Rechte von Minderheiten und will die ukrainische Identität vollständig vernichten“, erklärte der Historiker weiter. Je mehr Territorien an Russland fallen, desto größer drohe die forcierte „Russifizierung“ auszufallen, warnte Wehowski.
Der Kreml kündigte zu Wochenbeginn unterdessen an, dass Putin am Dienstagnachmittag mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff zusammentreffen werde, um die jüngste Fassung des amerikanischen „Friedensplan“ zu besprechen. Der Kremlchef werde den Entwurf mit Witkoff und nicht mit den Medien besprechen, stellte Kremlsprecher Dmitri Peskow auf die Frage eines Reporters von Reuters klar.
„Sie schlagen vor, die Gespräche mit Reuters zu führen und nicht mit Witkoff? In diesem Fall ist Witkoff viel überzeugender“, sagte der Peskow dem Journalisten der Nachrichtenagentur, der zuvor gefragt hatte, ob der Plan der USA für die Ukraine einen Punkt über den Nichtbeitritt zur Nato enthält und wer diese Garantien geben solle.

