„Putins verbrecherischer Krieg nähert sich unseren Grenzen“, schrieb Polens Außenminister Sikorski bei X. Die Wut in Warschau ist groß.
Luftschläge erschüttern WinnyzjaRussland greift „gezielt“ polnische Fabrik an – Wut auf „Terrorist Putin“ in Warschau

Ein vom staatlichen Notfalldienst der Ukraine veröffentlichtes Foto zeigt ein Feuer auf einem Werksgelände in Stadt Winnyzja nach einem russischen Drohnenangriff.
Copyright: Staatlicher Notfalldienst der Ukraine
Polen wirft den russischen Streitkräften einen Angriff auf ein Werk der polnischen Barlinek-Gruppe in der ukrainischen Stadt Winnyzja vor. Der Angriff mit Drohnen sei „gezielt“ erfolgt, berichtete Polens Außenminister Radoslaw Sikorksi am Mittwoch (16. Juli) auf der Plattform X.
„Russische Drohnen haben das Werk der Barlinek-Gruppe in Winnyzja angegriffen“, schrieb Sikorski. „Der Werksleiter teilte mir gerade mit, dass der Angriff aus drei Richtungen gezielt erfolgte.“ Es habe Verletzte gegeben, hieß es weiter von Polens Außenminister, darunter „zwei mit schweren Verbrennungen“.
„Der Terrorist Putin hat eine polnische Fabrik bombardiert“
Ukrainische Streitkräfte seien mittlerweile vor Ort, auch Vertreter des polnischen Konsulats seien zu dem angegriffenen Werk des polnischen Unternehmens gereist, berichtete Sikorski weiter. „Putins verbrecherischer Krieg nähert sich unseren Grenzen“, fügte Warschaus Top-Diplomat mit Blick auf Kremlchef Wladimir Putin an.
„Der Terrorist Putin hat eine polnische Fabrik in Winnyzja bombardiert“, fand auch der polnische Europaabgeordnete Krzysztof Brejza auf X deutliche Worte für den Angriff auf die Fabrik. Europaminister Adam Szlapka betonte derweil, das polnische Außenamt stehe in engem Kontakt mit den ukrainischen Behörden und dem Unternehmen Barlinek.
Empörung in Polen nach Angriff: „Putins Krieg ist uns nah“
Mit Michal Szczerba forderte ein polnischer Europaabgeordneter zudem „entschlossene Maßnahmen hinsichtlich weiterer Sanktionen“ der EU-Staaten gegen Russland. „Putins Krieg ist uns nah“, schrieb Szczerba auf X. Eine Reaktion aus Moskau auf die Vorwürfe aus Polen blieb bisher aus.
Die Großstadt Winnyzja mit rund 370.000 Einwohnern liegt in der ukrainischen Region Podolien, mehrere hundert Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Zuvor hatten bereits ukrainische Behörden von einem „groß angelegten“ Luftangriff auf Winnyzja berichtet. Nach ukrainischen Medienberichten sollen dabei mindestens acht Menschen verletzt worden sein.
Ukraine meldet „groß angelegten Angriff“ auf Winnyzja
„Bei einem feindlichen Angriff auf die Stadt Winnyzja wurden Treffer an der zivilen Infrastruktur registriert“, teilte Natalija Zabolotna, stellvertretende Leiterin der Militärverwaltung der Region, auf Facebook mit. Zwei Menschen befänden sich nach den Angriffen in einem „kritischen Zustand“, hieß es weiter.
Reporter des ukrainischen öffentlich-rechtlichen Senders Suspilne hatten in der Nacht auf Mittwoch bereits über eine Reihe von Explosionen im Stadtgebiet berichtet. Neben Wohnhäusern seien zwei zivile Produktionsstätten angegriffen worden, hieß es in den ukrainischen Medienberichten.
Polnischer Außenminister warnt immer wieder vor Kriegsausdehnung
Dort sei es zu Großbränden gekommen, von denen einer bereits am Morgen gelöscht worden sei. Auch im Werk der Barlinek-Gruppe brach offenbar nach dem russischen Angriff ein Feuer aus. Das polnische Unternehmen ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Hersteller von Holzböden, Bodenplatten und Parketten. Das Werk in Winnytzja ist die erste ausländische Niederlassung des polnischen Unternehmens. Es wurde im Oktober 2007 eröffnet.
Polens Außenminister Sikorksi hat unterdessen in der Vergangenheit immer wieder vor einer Ausdehnung von Russlands Krieg gegen die Ukraine auf weitere Länder gewarnt. „Russland ist derzeit nicht in der Lage, die Ukraine allein zu besiegen, daher wäre es nicht sofort zu einer breiteren Offensive bereit“, sagte Sikorski Ende März dem polnischen Privatradio TOK FM. „Aber wenn die Ukraine zur Kapitulation gezwungen würde und Russland ihre Armee übernehmen würde, dann würde sich diese Kalkulation ändern.“
Europa müsse sich daher dringend auf ein derartiges Szenario vorbereiten, warnte Sikorski. Bis „zum Ende des Jahrzehnts“ werde Russland zu weiteren Angriffen in der Lage sein, so die Prognose des polnischen Außenministers.