„Steppenwölfe“ ohne Altersgrenze„Opa“ Olex führt ukrainische Rentnereinheit gegen Putins Truppen in den Kampf

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Ein ukrainischer Soldat trägt eine von den USA gelieferte Flugabwehrrakete in der ostukrainischen Region Donezk. (Symbolbild)

Ein ukrainischer Soldat trägt eine von den USA gelieferte Flugabwehrrakete in der ostukrainischen Region Donezk. (Symbolbild)

Sie sind zu alt für die reguläre Armee und erhalten weder Gehalt noch Waffen für ihren Einsatz. Die „Steppenwölfe“ kämpfen dennoch weiter. 

Die ukrainische Armee leider nicht nur unter den Folgen von Munitionsmangel, sie braucht im Krieg gegen Russland auch dringend neue Soldaten und hat erhebliche Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Kämpfer. Ins Auge fasst Präsident Wolodymyr Selenskyj dabei vor allem junge Männer im Alter von auf 25 und 27, eine entsprechende Altersgrenze für die Mobilisierung wurde jüngst reduziert.

Nicht ganz in dieses Raster passt eine ukrainische Einheit, die sich selbst „Steppenwölfe“ nennt und hauptsächlich aus Rentnern besteht. Die meisten Männer in dem von Olexander Taran, Kampfname „Opa“, angeführten Artillerieverband, haben die Altersgrenze für den Dienst in den ukrainischen Streitkräften längst überschritten.

Ukraine: Rentnereinheit kämpft gegen Wladimir Putin – ohne Sold

Sie kämpfen trotzdem gegen Wladimir Putins Truppen – freiwillig und ohne Bezahlung. „Wir kommen dank der Rentenkasse über die Runden“, sagt der 68-jährige Kommandeur laut dem Sender „ntv“. Dass sie für ihren Einsatz keinen Cent erhalten und überdies keine Ausrüstung und Unterstützung vom Militär bekommen, liegt daran, dass die „Steppenwölfe“ offiziell nicht der ukrainischen Armee angehören. Entsprechende Anträge der mobilen Artillerie-Einheit wurden abgelehnt.

Deswegen finanziert sich die Einheit durch Spenden. Waffen und Munition erhält die Truppe von „Opa“ Olexander von Truppen an der Front – allerdings handelt es sich dabei nicht frische Lieferungen aus dem Lager, sondern um vom Feind erbeutetes Material oder defekte Geschosse, die von der „Rentner-Einheit“ repariert und einsatzbereit gemacht werden.

Besondere Einheit: „Steppenwölfe“ fast alle über 60 Jahre alt

Inzwischen haben sich auch einige jüngere Männer, die als kampfunfähig eingestuft wurden, der Truppe angeschlossen, erzählt Olexander Taran. „Die Kommandeure, die uns Ziele nennen, sind zufrieden“, sagt ein 63-jähriger Kämpfer, dessen Kampfname „Zorro“ lautet, der Nachrichtenagentur Reuters. „Sie geben uns mehr Ziele und helfen uns mit Munition, wo sie nur können“, so der Mann im Stützpunkt in der südöstlichen Region Saporischschja.

Der Artillerieverband operiert hinter der Frontlinie. Dort gerät die ukrainische Armee zunehmend unter Druck und braucht dringend neue Kräfte. Kiew hatte die Regeln für die Mobilisierung von Soldaten vor einigen Wochen verschärft. Unter anderem werden Kriegsdienstverweigerer härter bestraft und Kriegsdienstleistende später entlassen. Die Armee hatte zuletzt große Schwierigkeiten, neue Soldaten zu rekrutieren.

Ukraine braucht dringend neue Soldaten für Krieg gegen Russland

Deswegen will Wolodymyr Selenskyj dafür sorgen, dass die im Ausland lebenden ukrainischen Männer im wehrfähigen Alter zurückkehren. „Im Ausland zu leben, befreit einen Bürger nicht von den Pflichten gegenüber seinem Heimatland“, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba jüngst im Online-Dienst X.

Die ukrainische Nachrichtenseite ZN.UA hatte am Montag einen Bericht veröffentlicht, der sich auf ein offizielles Dokument aus dem Außenministerium stützt. Demnach wies das Ministerium ukrainische Konsulate an, männlichen Staatsbürgern im Alter von 18 bis 60 Jahren von Dienstag an nur noch Papiere auszustellen, die für eine Rückkehr in die Ukraine nötig sind. Für andere Behördengänge müssten die Männer also in ihr Heimatland zurückkehren. Das Außenministerium bestätigte die Angaben nicht.

Taran, der seit dem Beginn der Kämpfe im Osten der Ukraine 2014 im Einsatz ist, glaubt nicht daran, dass es sinnvoll ist, Ukrainer durch Zwang zu rekrutieren. Es müsse schon der Wille da sein, das Vaterland verteidigen zu wollen. Ohnehin seien moderne Waffen aus dem Westen der Schlüssel zum Sieg über Wladimir Putin und die russische Armee. Mit mehr Soldaten alleine sei das nicht zu bewerkstelligen.

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