Russland auf Kuschelkurs in FernostPutin zeigt in China seinen „Tscheget“ – und Lawrow schmeichelt Kim Jong Un

Lesezeit 3 Minuten
Bei seinem Besuch in Peking fand Kremlchef Wladimir Putin (l.) viele lobende Worte für Chinas Machthaber Xi Jinping.

Bei seinem Besuch in Peking fand Kremlchef Wladimir Putin (l.) viele lobende Worte für Chinas Machthaber Xi Jinping.

Wladimir Putin und Sergej Lawrow nutzen ihre Reisen nach Fernost für Schmeicheleien. Ein Detail sorgt dabei für Aufsehen. 

Hochrangige Vertreter Russlands haben die letzten Tage für eine erneute Charmeoffensive in Asien genutzt. Kremlchef Wladimir Putin reiste nach Peking – und betonte dort die freundschaftlichen Beziehungen zu China und Machthaber Xi Jinping. Außenminister Sergei Lawrow machte sich unterdessen auf nach Nordkorea – und Diktator Kim Jong Un verschaffte dem russischen Top-Diplomaten einen umjubelten Empfang.

Während Lawrow in den letzten Monaten einige Reisen unternommen hat, ist Putins Bewegungsradius seit dem Haftbefehl des Internationalen Gerichtshof erheblich eingeschränkt. Nun machte sich der Kremlchef dennoch auf nach China – dort musste er keine Festnahme befürchten.

Wladimir Putin auf Kuschelkurs in China

Inhaltlich blieb es bei Putins Trip nach Fernost vor allem bei gegenseitigen Sympathiebekundungen. „Passend zur Frühlingsstimmung in der russischen Hauptstadt“ bei Xis Besuch in Moskau im März sei auch in Peking die Stimmung „betont freundlich“ gewesen, berichtete die russische staatliche Nachrichtenagentur zu dem Treffen. „Unter den derzeit schwierigen Bedingungen ist eine enge außenpolitische Abstimmung besonders gefragt“, erklärte der Kremlchef und fand ansonsten viele lobende Worte für Gastgeber Xi.

Besondere Aufmerksamkeit erfuhr unterdessen ein kleines Detail: Bei seinem Trip nach China hatte Putin wie übliche eine große Entourage an Personenschützern und Offizieren dabei – und die hatten dieses Mal für alle Welt sichtbar den sogenannten „Tscheget“, einen schwarzen Koffer aus Hartplastik mit silbernem Rahmen dabei.

Putin bringt Atomkoffer mit nach Peking

Bei jeder Reise Putins wird dieser Koffer, der die russischen Atomcodes enthält, mitgeführt, meist jedoch deutlich dezenter als nun in China. „Es gibt bestimmte Koffer, ohne die keine Reise Putins vollständig ist“, schrieb RIA zu einem Video, auf dem zu sehen ist, wie ein Marineoffizier hinter Putin über den roten Teppich läuft und den Koffer trägt.

Putin nutzte die Reise ins „Reich der Mitte“ jedoch nicht nur, um der Welt seinen Atomkoffer zu präsentieren, sondern auch für einen Seitenhieb in Richtung des US-Präsidenten Joe Biden. Wenn Moskau auf dem Schlachtfeld in der Ukraine bereits verloren habe, wie die USA es darstellten, dann könnte Biden ja nun zur „Tee und Pfannkuchen“ nach Moskau reisen, statt die Ukraine weiterhin mit Waffen zu beliefern, erklärte Putin.

Sergej Lawrow berichtet von Begeisterung in China: „Keine Übertreibung“

Außerhalb Russlands und Asiens fand Putins Auftritt in China zwar nur geringe Beachtung, aber immerhin Außenminister Lawrow versicherte, die Zuhörer in Peking hätten die Worte des Kremlchefs „mit Begeisterung aufgenommen“ und das sei auch „keine Übertreibung“.

Lawrow selbst machte sich derweil auf nach Nordkorea – und wurde dort frenetisch empfangen. Der Besuch des Außenministers gilt als Vorbereitungstreffen für einen möglichen Besuch Putins. Im September war Diktator Kim Jong Un nach Russland gereist. International gibt es immer wieder Warnungen vor möglichen Waffenlieferungen Nordkoreas an Russland, die laut den USA bereits erfolgt seien.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow neben seinem nordkoreanischen Amtskollegen Choe Son Hui bei seiner Ankunft auf dem internationalen Flughafen von Pjöngjang. Unabhängige Journalisten hatten keinen Zugang zu der Veranstaltung.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow neben seinem nordkoreanischen Amtskollegen Choe Son Hui bei seiner Ankunft auf dem internationalen Flughafen von Pjöngjang. Unabhängige Journalisten hatten keinen Zugang zu der Veranstaltung.

Nun sollen dem Kreml zufolge zunächst die Weichen für einen Besuch Putins in Pjöngjang gestellt worden sein, ein Abkommen sei nach wie vor nicht unterzeichnet worden.

Lawrow nutzte den Trip aber auch dafür, die Militärpolitik der USA, Japans und Südkoreas als „gefährlich“ zu geißeln. „Wie unsere nordkoreanischen Freunde sind wir ernsthaft besorgt über die Intensivierung der militärischen Aktivitäten in der Region und über die Politik Washingtons“, sagte Lawrow am Donnerstag bei einer Pressekonferenz und ließ Gastgeber Kim Jong Un damit die erhoffte Unterstützung zu kommen.

Lawrow dankt Kim Jong Un für Unterstützung im Krieg gegen die Ukraine

Gleichzeitig zeigte Lawrow sich dankbar. „Wir wissen Ihre grundsätzliche und unmissverständliche Unterstützung für Russlands Vorgehen im Rahmen des militärischen Spezialeinsatzes in der Ukraine sehr zu schätzen“, sagte er bereits am Mittwoch.

Die USA werfen Nordkorea vor, Russland kürzlich „mehr als tausend Container“ Militärausrüstung geliefert zu haben. Der Besuch Lawrows in Nordkorea gilt als das jüngste Zeichen dafür, dass sich die Beziehungen der beiden mit Sanktionen belegten und vom Westen isolierten Länder vertiefen.

KStA abonnieren