Militärparade am Dienstag„Nie dagewesene Nervosität“ vor Putins Parade in Moskau

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Auch am Dienstag dürfte es den ein oder anderen sorgenvollen Blick nach oben beim russischen Präsidenten Wladimir Putin geben. Trotz zweier Drohnen, die den Kreml in der Vorwoche erreichten, soll die jährliche Parade in Russland stattfinden. (Archivbild)

Auch am Dienstag dürfte es den einen oder anderen sorgenvollen Blick nach oben beim russischen Präsidenten Wladimir Putin geben. (Archivbild)

Wladimir Putin werde „wirklich“ teilnehmen, versichert der Kreml vor der Parade in Moskau. Ein Traditionsmarsch wurde derweil abgesagt.

Ungeachtet des kürzlichen Zwischenfalls mit zwei Drohnen über dem Kreml will Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag wie geplant bei der großen Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau auftreten. „Morgen bei der Parade wird es den Auftritt des Präsidenten wirklich geben“, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge.

Zuvor war bereits mitgeteilt worden, dass Moskau die Sicherheitsvorkehrungen vor den Feierlichkeiten zum 78. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg verschärft habe.

Wladimir Putin bei Parade in Moskau: „Alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen getroffen“

Der Kreml versicherte am Montag, „alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen“ seien getroffen worden. „Insbesondere was die Anwesenheit ausländischer Gäste und die Anwesenheit unseres Staatsoberhauptes betrifft“, erklärte Putin-Sprecher Peskow dem russischen TV-Sender „Erster Kanal“.

Andere Töne hört man aus Moskau allerdings auch – allerdings nur unter der Bedingung der Anonymität. „Es gibt eine Nervosität, die ich noch nie zuvor gesehen habe“, sagte ein Beamter im Büro des Moskauer Bürgermeisters gegenüber dem britischen „Guardian“. Die Parade abzusagen, sei jedoch nicht denkbar. „Der Tag des Sieges muss stattfinden, es gibt keine andere Option“, zitiert ihn die englische Zeitung.

Moskau am Tag vor Wladimir Putins wichtigster Parade: „Nervosität, die ich noch nie zuvor gesehen habe“

Für Putin habe die Parade oberste Priorität, erklärt Andrei Kolesnikow von der „Carnegie Stiftung für Internationalen Frieden“ in Moskau. „Putin bezieht seine gesamte Legitimität aus der Parade und bezeichnet sich selbst direkten Nachfolger der Armee, die Nazideutschland besiegt hat“, so Kolesnikow. Für Putin sei die Parade daher eine Chance, „der Nation zu zeigen, dass er immer noch stark ist und die sogenannte militärische Spezialoperation in der Ukraine unter Kontrolle hat“, fügte Kolesnikow im „Guardian“ hinzu.

Grund für die Anspannung in Moskau sind zwei Drohnen, die in der vergangenen Woche nachts über dem Kreml-Gelände zum Absturz gebracht worden. Russland sprach anschließend von einem versuchten Anschlag auf Putin und machte dafür die Ukraine verantwortlich. Das Nachbarland, das sich seit mehr als 14 Monaten gegen einen völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg verteidigt, wies die Anschuldigung zurück.

Moskau: Traditionsmarsch mit Wladimir Putin aufgrund von Sicherheitsbedenken abgesagt

Auch mehrere internationale Beobachter glauben, dass Russland den angeblichen Anschlagsversuch selbst inszeniert haben könnte. Spekuliert worden war in diesem Zusammenhang auch darüber, ob möglicherweise die Militärparade abgesagt würde.

Abgesagt wurde in Moskau bereits der Traditionsmarsch „Unsterbliches Regiment“, der normalerweise nach der Parade abgehalten wird und bei dem 2022 auch Putin dabei war. Sprecher Peskow räumte nun ein, dass das aufgrund von Sicherheitsbedenken geschehen sei. Weiter offen ließ er, ob es eine Flugshow geben werde oder ob diese – wie schon im Vorjahr – abgesagt werde.

Russische Medien berichteten zudem, dass in insgesamt mehr als 20 Städten die Paraden abgesagt worden seien, weil die Behörden die Sicherheit nicht gewährleisten könnten. Neben dem Drohnen-Vorfall am Kreml häuften sich in letzter Zeit auch in anderen russischen Regionen mutmaßliche Partisanenanschläge etwa auf Gütertransporte und Öl-Raffinerien. (mit dpa)

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