In Russland weiter erhältlichUkrainische Aktivisten fordern Boykott von Milka-Schokolade

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Der hinter Milka stehende Konzern Mondelez ist weiter in Russland am Mark

Der hinter Milka stehende Konzern Mondelez ist weiter in Russland am Markt.

Viele westliche Unternehmen haben Russland verlassen, andere machen dort weiter Geschäfte. Zu diesen zählt der Lebensmittelkonzern Mondelez.

Ukrainische Aktivisten in Deutschland fordern wegen des Russland-Geschäfts des US-amerikanischen Mutterkonzerns Mondelez einen Boykott von Milka-Schokolade. „Eine Tafel Milka-Schokolade ist nicht so unschuldig, wie man meinen könnte“, teilte die Organisation Vitsche, eine Vereinigung von Ukrainerinnen und Ukrainern in Deutschland, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) mit. „Ihr Verkauf trägt zum grundlosen Angriffskrieg Russlands bei.“ Vitsche hat für Sonntag in Berlin zu einer Protestveranstaltung gegen Mondelez aufgerufen.

Die Nationale Agentur zur Korruptionsprävention (NACP) der ukrainischen Regierung hat den Milka-Mutterkonzern Mondelez im vergangenen Mai in die Liste der „internationalen Förderer des Krieges“ aufgenommen. Zum Lebensmittelkonzern Mondelez, der seine internationale Konzernzentrale in Chicago hat, gehören Marken wie Oreo, Toblerone oder Ritz.

Mondelez bietet Schokolade in Russland weiter an, weil „sie für den Durchschnittsbürger ein Grundnahrungsmittel ist“

Milka-Konzern Mondelez: Schoko-Produkte sind „Grundnahrungsmittel“

Die deutsche Niederlassung in Bremen verwies auf RND-Nachfrage zum Russland-Geschäft auf eine Mitteilung von Mondelez International vom Juni. Darin teilt der Konzern mit, man verurteile die „brutale Aggression“ gegen die Ukraine. Mondelez biete in Russland aber weiterhin erschwingliche, haltbare Produkte an, „die für den Durchschnittsbürger ein Grundnahrungsmittel sind“.

Der Konzern argumentiert unter anderem, ein Einstellen des Betriebs in Russland „würde auch große Unsicherheit für unsere rund 3000 Kollegen und mehr als 10.000 Landwirte schaffen, die auf uns angewiesen sind“. Man habe die Aktivitäten in Russland aber zurückgefahren und werde dies weiter tun.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete dagegen unter Berufung auf Zolldaten, dass Mondelez die Lieferung von Milka-Schokolade nach Russland von April 2022 bis März dieses Jahres um mehr als 130 Prozent gesteigert habe – von 9,7 Millionen Kilogramm in den zwölf Monaten zuvor auf 22,4 Millionen Kilogramm. Nach Berechnungen der ukrainischen Wirtschaftsuniversität Kyiv School of Economics (KSE) machte Mondelez 2022 mehr als 1,46 Milliarden Dollar (rund 1,33 Milliarden Euro) Umsatz in Russland und führte Gewinnsteuer in Höhe von 62 Millionen Dollar ab. Die NACP kritisierte, Russland nutze dieses Geld unter anderem für Raketen, „die ukrainische Kinder töten“.

Am Sonntag soll es in Berlin eine Protestveranstaltung geben

Ende vergangenen Monats hatten ukrainische Aktivistinnen und Aktivisten am Sitz der Konzernzentrale in Chicago gegen das Russland-Geschäft von Mondelez protestiert. Im Juni war es zu Boykottaufrufen in Norwegen und Schweden gekommen. Reuters berichtete anschließend, mehrere Unternehmen hätten daraufhin erklärt, Mondelez-Produkte aus dem Programm zu nehmen. Vitsche hat für Sonntag eine Protestveranstaltung am Hackeschen Markt in Berlin angemeldet. Auch im November gab es bereits eine Demonstration gegen Mondelez. 

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine haben zahlreiche internationale Konzerne Russland verlassen. Die Vereinigung B4Ukraine kritisiert allerdings unter Berufung auf KSE-Daten, 56 Prozent der westlichen Firmen hätten beschlossen, in Russland zu bleiben – darunter sind auch deutsche Konzerne. Internationale Unternehmen erwirtschafteten 2022 demnach mit ihrem Russland-Geschäft einen Umsatz von insgesamt rund 214 Milliarden Dollar.

Sie erzielten einen Gewinn von 14,1 Milliarden Dollar und führten davon 3,5 Milliarden Dollar an den russischen Staat ab. B4Ukraine ist ein internationaler Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen, deren Ziel es ist, den Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen hinter der russischen Aggression zu blockieren.

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