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VatikanDer Vertreter des Papstes

Lesezeit 2 Minuten

Jean-Louis Tauran

Für einen kurzen Moment trat Jean-Louis Tauran am 13. März 2013 vor Millionen von Fernsehzuschauern in aller Welt in Erscheinung. An diesem Abend verkündete er im purpurroten Kardinalsornat von der Loggia des Petersdoms die Wahl eines Argentiniers zum Papst: „Habemus Papam“ – cardinalem Bergoglio“, sprach er auf Latein ins Mikrophon. Die öffentlichkeitswirksame Aufgabe musste er laut Konklave-Ordnung als dienstältester Kardinaldiakon wahrnehmen. Und viele Zuschauer fragten sich damals wohl, wieso seine Stimme dabei so brüchig klang.

Franziskus hat den Franzosen am Samstag zum neuen Camerlengo ernannt. Der Kämmerer nimmt eine Schlüsselfunktion im Vatikan ein. Er vertritt den Papst in der Zeit einer Sedisvakanz, also wenn ein Kirchenoberhaupt gestorben oder wie im Fall von Benedikt XVI. zurückgetreten ist und bevor der Nachfolger gewählt ist. Auch wenn der Papst auf Reisen ist, verwaltet er an seiner statt die Güter der Kirche.

In den vergangenen sieben Jahren war Tarcisio Bertone der Kämmerer. Der Kardinal, der bereits im Vatileaks-Skandal in die Kritik geraten war, soll sich mit dem Ausbau eines 540 Quadratmeter großen Luxus-Apartments im Vatikan den Ärger von Franziskus zugezogen haben. Bertone verliert nun sein letztes Amt, nachdem ihn der Papst bereits als Vatikanstaatssekretär abgesetzt hatte.

Außenminister unter Johannes Paul II.

Tauran, 1943 in Bordeaux geboren, hat eine Karriere als vatikanischer Spitzendiplomat hinter sich. Nachdem er als junger Mann den französischen Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigert hatte und stattdessen als Lehrer an einer Schule im Libanon unterrichtete, studierte er Philosophie und Theologie in Toulouse und Rom. 1969 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Kirchenrecht und trat 1975 in den Diplomatischen Dienst des Kirchenstaats ein.

Unter dem polnischen Papst Johannes Paul II. war Tauran 13 Jahre lang vatikanischer Außenminister. Wohl auch wegen seiner Erfahrungen im Nahen Osten machte Benedikt ihn zum Vorsitzenden des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Seine herausfordernden Aufgaben nimmt Tauran wahr, obwohl er schon lange an einer schweren Krankheit leidet. Ebenso wie einst Johannes Paul II. ist Tauran an Parkinson erkrankt. Das ist der Grund, warum seine Stimme am Abend der Papstwahl so brüchig klang.