Abo

„In Trauer und Demut“Steinmeier bittet bei Gedenken an Warschauer Ghetto-Aufstand um Vergebung

Lesezeit 2 Minuten
Front from right, Polish President Andrzej Duda, Agata Kornhauser-Duda, Israel's President Isaac Herzog, Michal Herzog, German President Frank-Walter Steinmeier and Elke Buedenbender attend a 'Warsaw Ghetto Uprising' commemoration reception in Warsaw, Poland, Wednesday, April 19, 2023. Presidents and Holocaust survivors and their descendants are marking the 80th anniversary of the Warsaw Ghetto Uprising. The anniversary honors the hundreds of young Jews who took up arms in Warsaw in 1943 against the overwhelming might of the Nazi German army. (AP Photo/Czarek Sokolowski)

Front from right, Polish President Andrzej Duda, Agata Kornhauser-Duda, Israel's President Isaac Herzog, Michal Herzog, German President Frank-Walter Steinmeier and Elke Buedenbender attend a 'Warsaw Ghetto Uprising' commemoration reception in Warsaw, Poland, Wednesday, April 19, 2023. Presidents and Holocaust survivors and their descendants are marking the 80th anniversary of the Warsaw Ghetto Uprising. The anniversary honors the hundreds of young Jews who took up arms in Warsaw in 1943 against the overwhelming might of the Nazi German army. (AP Photo/Czarek Sokolowski)

Zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto hat sich der Bundespräsident zur deutschen Verantwortung für die Vernichtung der Juden bekannt.

Zum 80. Jahrestag des Aufstandes im Warschauer Ghetto hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur deutschen Verantwortung für die Vernichtung der Juden bekannt und um Vergebung gebeten.

Bei einer Gedenkveranstaltung in Warschau zusammen mit den Präsidenten Polens und Israels, Andrzej Duda und Izchak Herzog, bedankte er sich am Mittwoch zugleich für die Versöhnung beider Staaten mit den einstigen Tätern. Diese sei ein „unendlich kostbares Geschenk“, sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext am Denkmal der Helden des Ghettos in der polnischen Hauptstadt.

Deutsche hätten das Menschheitsverbrechen der Shoah minutiös geplant und durchgeführt. „Deutsche haben Europas Jüdinnen und Juden, die Jüdinnen und Juden Warschaus mit einer Grausamkeit und Unmenschlichkeit verfolgt, versklavt, ermordet, für die uns die Worte fehlen“, sagte Steinmeier. „Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben.“ Er stehe hier „in Trauer und Demut“.

Alles zum Thema Frank-Walter Steinmeier

Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich.
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Der Bundespräsident betonte, die Deutschen wüssten um ihre Verantwortung und um den Auftrag, den die Überlebenden und die Toten ihnen hinterlassen hätten. „Wir nehmen ihn an. Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft.“

Das Warschauer Ghetto war im Herbst 1940 von den deutschen Besatzern errichtet worden. Rund 450.000 Menschen wurden dort auf engstem Raum eingeschlossen. 1942 begannen die Nationalsozialisten mit der Deportation der Juden in Vernichtungs- und Arbeitslager. Zwischen Juli und September wurden 250.000 bis 280.000 Menschen verschleppt oder ermordet.

Bei Aufstand in Warschauer Ghetto wurden 56.000 Juden getötet

Als am 19. April 1943 SS-Einheiten in das Ghetto einmarschierten, begann der Aufstand des nur schwach bewaffneten jüdischen Widerstandes. Die Kämpfe dauerten bis Mitte Mai. Dabei wurden mehr als 56.000 Juden getötet oder in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Die wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte laute „Nie wieder!“, betonte Steinmeier. Die Deutschen hätten diese Lehre gelernt.

Nie wieder, das bedeute, dass es in Europa keinen verbrecherischen Angriffskrieg wie den Russlands gegen die Ukraine geben dürfe. „Nie wieder, das bedeutet: Wir stehen fest an der Seite der Ukraine - gemeinsam mit Polen und mit unseren anderen Bündnispartnern. Wir unterstützen die Ukraine humanitär, politisch und militärisch - gemeinsam mit Polen und unseren Bündnispartnern.“ (dpa)

KStA abonnieren