Wunderkind der DemokratenSchwuler Bürgermeister will Donald Trump herausfordern

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Pete Buttigieg

Washington – Er ist eine der größten Überraschungen des bisherigen US-Präsidentschaftsrennens: Vor nicht allzu langer Zeit war Pete Buttigieg, offen homosexueller Bürgermeister der 100.000-Einwohner-Stadt South Bend im Bundesstaat Indiana, überregional kaum bekannt. Doch in jüngster Zeit hat der 37-Jährige, der als krasser Außenseiter in den Wettbewerb der Demokraten um die Kandidatur gegen Donald Trump gestartet war, in den Umfragen zugelegt.

Der Afghanistan-Veteran hat damit Beto O'Rourke als Wunderkind der Partei abgelöst. O'Rourke hatte vergangenes Jahr in der Republikanerbastion Texas einen schwungvollen Wahlkampf für einen Sitz im US-Senat hingelegt, den er nur knapp verlor. Der Stern des Texaners verglühte dann jedoch rasch, aus dem Präsidentschaftsrennen stieg er vor Kurzem aus.

In Iowa bereits auf Platz zwei hochgearbeitet

„Bürgermeister Pete“ - wie Buttigieg wegen seines schwer aussprechbaren Nachnamens weithin genannt wird - befindet sich hingegen im Aufwind. Zwar konnte er den Außenseiterstatus bisher nicht abschütteln. In den landesweiten Umfragen liegt Buttigieg trotz seiner Zugewinne bei gerade einmal sieben Prozent und damit nach wie vor deutlich hinter den Favoriten Joe Biden, Elizabeth Warren und Bernie Sanders.

Doch im Bundesstaat Iowa, wo Anfang Februar die erste Vorwahl stattfindet, hat sich Buttigieg auf den zweiten Platz hochgearbeitet. Laut dem von der Website „RealClearPolitics“ ermittelten Umfragenschnitt liegt Buttigieg dort nur knapp hinter Warren. Buttigieg setzt darauf, dass ein Sieg in Iowa seiner Bewerbung einen kräftigen Schub verleihen und ihn zu weiteren Vorwahlsiegen katapultieren könnte.

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Als Kriegsveteran inszeniert: Pete Buttigieg bei einem Wahlkampf-Auftritt in Iiowa

Buttigieg als frische Alternative zum 76-jährigen Ex-Vizepräsidenten Biden

Buttigieg wäre nicht nur der erste offen schwule US-Präsident, sondern auch der bislang jüngste Präsident der US-Geschichte. Um seine Chancen zu steigern, hat er sein Programm in den vergangenen Monaten neu justiert, von Links zur Mitte. Er präsentiert sich damit als frische Alternative zum 76-jährigen Ex-Vizepräsidenten Biden, dem Exponenten des gemäßigten Parteiflügels. Buttigieg profitiert derzeit von den Schwächen Bidens, der in den bisherigen TV-Debatten nicht gerade bestechend wirkte und dessen Wahlkampf bislang das Feuer fehlt. Unter dem Motto „wirkliche Lösungen, nicht mehr Polarisierung“ wirbt der Youngster für die Überwindung der extremen gesellschaftlichen Spaltungen der Trump-Ära.

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Damit wird Buttigieg auch attraktiv für Parteianhänger, die befürchten, dass die Senatoren Warren und Sanders zu weit links stehen, um Trump besiegen zu können. Die seit Monaten im Aufwind segelnde Warren hat der Bürgermeister zuletzt immer wieder heftig attackiert. Er stellt vor allem ihre radikalen Pläne für den Umbau des US-Krankenversicherungswesens in Frage. Buttigiegs Ansehen profitiert auch von seinem Armeedienst. Sein Bürgermeisteramt legte er 2014 vorübergehend nieder, um sieben Monate als Reserveoffizier in Afghanistan zu dienen.

Kriegsveteran und Schöngeist

Buttigieg ist aber nicht nur Kriegsveteran, sondern auch ein Schöngeist. Er soll acht Sprachen beherrschen und zählt Literatur und Musik zu seinen Hobbys. Als Pianist trat er zusammen mit dem Symphonieorchester von South Bend auf. Der vielseitige Bürgermeister ist das Kind eines Professorenpaares, sein Vater emigrierte aus Malta - daher der komplizierte Nachname. Nach dem Studium an den Eliteunis Harvard an der US-Ostküste und im britischen Oxford arbeitete Buttigieg in Chicago für die Beratungsfirma McKenzie. Danach startete er seine politische Laufbahn und wurde 2011 zum Bürgermeister gewählt. Als schwul outete sich Buttigieg nach seiner Rückkehr aus Afghanistan - den eigenen Erwartungen zum Trotz schadete dies seiner erneuten Kandidatur für das Bürgermeisteramt nicht.

Mit stolzen 80 Prozent wurde er wiedergewählt. Im vergangenen Jahr heiratete Buttigieg dann seinen Partner, einen Lehrer. Buttigieg geht im Übrigen davon aus, dass er keineswegs der erste homosexuelle US-Präsident wäre - sondern lediglich der erste, der zu seiner Homosexualität steht. „Statistisch“ sei er sich „fast sicher“, dass es bereits schwule Präsidenten gegeben habe, sagte er in einem Fernsehinterview. (afp)

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