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Cybermobbing-DebatteDas Schicksal der Amanda Todd

Lesezeit 2 Minuten

Die 15-jährige Amanda bittet in einem Youtube-Video öffentlich um Hilfe. Das Video hat mittlerweile knapp drei Millionen Views.

Port Coquitlam – Zehn Facebook-Seiten gibt es mittlerweile für sie, eine von ihnen hat mehr als 600.000 "Gefällt mir"-Angaben. So viele Freunde hatte Amanda Todd noch nie. Doch leider kommt diese Aufmerksamkeit viel zu spät.

Vor rund zehn Tagen hat sich die 15-jährige Kanadierin das Leben genommen. Über Jahre wurde sie im Internet gemobbt, auf Facebook verfolgt. Das soziale Netzwerk wurde ihr zum Verhängnis. Das Schlimme: Amanda hat um Hilfe gerufen, doch niemand hat reagiert.

Hilferuf auf Youtube

In einem achtminütigen Youtube-Video erzählt Amanda ihre Leidensgeschichte. Eigentlich erzählt sie gar nicht, sie bleibt stumm. Mit beschriebenen Karteikarten berichtet sie, wie sie in einem Internet-Chat einen Mann kennenlernte und wie dieser sie dazu überredete, sich auszuziehen. Ein Jahr später stellte er sie vor der ganzen Welt bloß, indem er ihre Fotos auf Facebook verbreitete. Was folgte ist entsetzlich und tragisch zugleich: Amanda wurde gehänselt, bedroht und allein gelassen. Das Mobbing verfolgte sie sowohl in der realen als auch in der Cyberwelt. Mehrmals zieht Amanda um, wechselt die Schule. Doch die Fotos tauchen immer wieder auf, das Grauen nimmt jahrelang kein Ende. Sie vertraut sich ihren Eltern an, doch auch die sind machtlos. Am 10. Oktober 2012 nimmt Amanda sich das Leben.

Die Aufmerksamkeit, die sie zu Lebzeiten nicht bekam, wird ihr jetzt nach ihrem Tod zuteil. Amandas Tod löst eine weltweite Debatte über Cybermobbing und Missbrauch im Internet aus. Das kanadische Parlament in Ottawa beriet letzte Woche über einen Aktionsplan gegen Cybermobbing. Eine schnelle Lösung ist allerdings nicht abzusehen. Fest steht, dass Politik und Schulen einen Weg finden müssen, um gegen Cybermobbing vorzugehen. Studien aus Kanada und Deutschland berichten von rund einem Drittel aller Schüler, das bereits Opfer von Mobbing im Netz geworden ist.

Die Online-Community handelt schneller: Ebenfalls mit einem Webvideo wandte sich die Hackergruppe Anonymus an den Peiniger des Mädchens und veröffentlichte schließlich im Netz Namen und Adresse des Mannes. Obwohl der Täter noch nicht überführt wurde, startet Anonymus damit eine weitere Hetzjagd im Internet.