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Unzufrieden?Warum wir auf unseriöse Angebote und falsche Gurus reinfallen

Lesezeit 3 Minuten
Ein junger Mann sitzt an einer Couch-Landschaft vor seinem Laptop.

Am Computer erreichen uns halbseidene Coaching-Angebote, Trainings und Gurus besonders gerne.

Viele Menschen in Lebenskrisen suchen Hilfe. Fragwürdige Coaches nutzen das aus und bieten dubiose Unterstützung an.

Immer mehr selbst ernannte Coaches, Gurus und Mentoren nutzen soziale Netzwerke, um mit schnellen Erfolgen, attraktiven Zertifikaten und großen Versprechen Kunden anzulocken. Doch oft endet die Investition in ihre vermeintlich einzigartigen Methoden in Enttäuschung und dem Verlust von viel Geld.

Die Psychologin Bianca Liebrand von der Sekten-Info Nordrhein-Westfalen erläutert in einem Interview, wie es dazu kommen kann und wie man sich vor solchen Enttäuschungen in Zukunft besser schützen kann.

Für welche zweifelhaften Angebote sind wir besonders empfänglich?

Bianca Liebrand: Oft sind es Angebote, die uns vermeintlich schnelle Lösungen für Probleme versprechen, die uns schon lange begleiten - etwa weil wir in der Partnerschaft unzufrieden sind, uns beruflich weiterentwickeln oder besser heute als morgen reich werden wollen. Dann kommen uns Coaches und Trainer bei Social Media, Zeitungsanzeigen oder über Kontakte gerade recht, die uns zu euphorisieren wissen.

Warum reagieren wir dann nicht abgeklärter - es riecht doch häufig schon nach Schwindelei?

Bianca Liebrand: Wenn wir Menschen in Lebenskrisen sind und mit unseren bisherigen Bewältigungstherapien nicht weiterkommen, sind wir einfach leicht empfänglich für vermeintlich schnelle Lösungen, die uns auf ganz niedrigschwelliger Ebene zugeflogen kommen.

Profis wissen solche Lebenslagen geschickt auszunutzen. Sie schmieren einem Honig um den Mund und lassen einen in dem Glauben, etwas ganz Besonderes zu sein, dass man nur gemeinsam etwas ganz Großes schaffen kann. Noch dazu machen sie oft zeitlichen Druck und gaukeln uns vor, dass diese scheinbar einmalige Chance vertan ist, wenn man nicht sofort zugreift.

Wer einmal angebissen hat und später das Gefühl bekommt, dass sich die Dinge nicht oder nicht schnell genug in die richtige Richtung entwickeln, bezieht das Versagen dann meist auf sich. Am Coach kann es ja augenscheinlich nicht liegen, so viel Geld wie er mit seiner Methode schon verdienen konnte. Diese Schuldumkehr hält uns bei der Stange.

Was können wir künftig besser machen, wenn wir solchen Angeboten nicht aufsitzen wollen?

Bianca Liebrand: Wir sollten uns einen kritischen Blick bewahren und schon skeptisch werden, wenn uns für komplexe Probleme schnelle Lösungen angeboten werden. In der Regel gibt es die nämlich nicht.

Auch wenn einem nahegelegt wird, schnell irgendwelche Verträge abzuschließen und sich darüber explizit nicht mit seinem sozialen Umfeld auszutauschen, heißt es, vorsichtig zu sein. Sprechen Sie darüber grundsätzlich mit Vertrauenspersonen oder wenden Sie sich an unabhängige Beratungsstellen.

Sind Sie bereits einem unseriösen Angebot aufgesessen, schämen Sie sich nicht dafür und zögern Sie auch nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Einem Betrug oder einem zweifelhaften Coaching-Angebot kann jeder aufsitzen - mit Intelligenz hat das nichts zu tun. (dpa)