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In Sachen LiebeWoran erkenne ich, dass mein Kind sich als bisexuell outen möchte?

Lesezeit 3 Minuten
Beine einer Frau mit Socken in Regenbogenfarben

Socken als Hinweis? Nicht jeder oder jede Jugendliche traut sich, mit den Eltern über die sexuelle Orientierung zu sprechen.

Ein Aufwachsen mit offener Kommunikation und wertungsfreiem Verhalten hilft Kindern dabei, sich selbst und die eigenen Vorlieben zu entdecken.

Immer mehr befreundete Eltern sprechen davon, dass ihr Kind sich als bisexuell outet. Woran erkenne ich, dass mein Kind das auch tun möchte, und wie kann ich es dabei unterstützen?

Wann die sexuelle Orientierung einem Kind bewusst wird, ist sehr unterschiedlich. Häufig fühlen sich Kinder bereits im Kindergarten zu einem Geschlecht hingezogen und erleben eine erste Verliebtheit. Bis es zu einem klaren Bild der eigenen sexuellen Identität kommt, können jedoch noch Jahre vergehen. Es gibt keine allgemeinen Anzeichen, die auf die spätere sexuelle Orientierung schließen lassen. Umso wichtiger ist eine vertrauensvolle Basis zwischen Eltern und ihren Kindern, um ein Outing des Kinds zu ermöglichen.

Ein Aufwachsen mit offener Kommunikation und wertungsfreiem Verhalten hilft Kindern dabei, sich selbst und die eigenen Vorlieben zu entdecken, und fördert die Selbstakzeptanz. Wenn in Familien authentisch über Gefühle und den eigenen Körper gesprochen wird, trägt das zu einer stabilen Beziehung bei und bietet auch in der Pubertät eine wichtige emotionale Grundlage dafür, mit schwierigen Gefühlen und Veränderungen umzugehen. Dadurch gelingt es den Kindern leichter, ihre eigene sexuelle Identität anzunehmen und im nächsten Schritt diese auch engen Bezugspersonen anzuvertrauen.

Zeigen Sie Offenheit für das Thema

Alltagsgespräche bieten sich an, um situationsbezogen auf das Kind zu reagieren und Anknüpfungspunkte zu finden. Zum Beispiel können Sie Erzählungen über Freunde der Kinder nutzen, um auf das Kind selbst zu kommen. Aber auch direkte Fragen sind möglich. Wichtig ist dabei, dass Sie als Eltern es auch ernst nehmen und akzeptieren, wenn Ihr Kind es ablehnt, über die eigene Gefühlslage zu sprechen. Bei direkten Fragen ist es hilfreich, diverse Geschlechter einzubeziehen. So könnten Fragen beispielsweise lauten: „Bist du denn verliebt? Hast du eine Freundin oder einen Freund?“

Dadurch zeigen Sie Ihre offene Haltung. Erzählungen über bisexuelle Freunde und Bekannte oder Gespräche über bisexuelle Prominente können ebenfalls nützlich sein, um Ihre Offenheit zu zeigen. Dennoch fällt es vielen Kindern schwer, über ihre sexuelle Orientierung zu sprechen, vor allem dann, wenn sie sich zum gleichen Geschlecht oder zu diversen Geschlechtern hingezogen fühlen. Trotz einer sich weiterentwickelnden Akzeptanz gegenüber diversen Identitäten, gibt es leider Vorurteile und Diskriminierungen in der Gesellschaft, was Kinder eine Ablehnung auch ihrer Eltern fürchten lässt.

Ermutigen Sie Ihr Kind und machen Sie deutlich, dass es mit allen Problemen zu Ihnen kommen und sich auf Sie verlassen kann.
Carolina Gerstenberg

Das verunsichert Kinder, kann zu Ängsten und einem Rückzug führen. Ermutigen Sie Ihr Kind und machen Sie deutlich, dass es mit allen Problemen zu Ihnen kommen und sich auf Sie verlassen kann. Arbeiten Sie auch an Ihrer eigenen Einstellung, und machen Sie sich immer wieder bewusst: Ihr Kind ist nicht „plötzlich anders“. Und alle Eltern haben Ängste und machen sich Sorgen um ihre Kinder, unabhängig von deren sexueller Orientierung. Sorgen Sie Ihrerseits für sich. Holen Sie sich dafür auch entsprechende Unterstützung.

Gespräche mit anderen Eltern bisexueller Kinder oder Fachleuten in einer Beratungsstelle können hilfreich sein. Lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht, um sich Ihnen gegenüber zu outen. Die meisten Jugendlichen vertrauen sich zuerst ihren Freunden an, und es kann Zeit vergehen, bis die Eltern einbezogen werden. Das Outing ist ein großer Vertrauensbeweis.

Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen. Die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald sind versiert in der Beratung rund um Liebe, Beziehung und Partnerschaft. Der Urologe Volker Wittkamp kennt sich mit allem aus, was Liebe mit unserem Körper macht – und umgekehrt. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt! Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de

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