Pro- und Contra-ListeWie Frauen herausfinden, ob sie wirklich ein Kind wollen

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Viele Frauen sind sich nicht sicher, ob sie ein Kind möchten oder nicht.

  • Viele Frauen sind sich nicht sicher, ob sie ein Kind bekommen sollen oder nicht.
  • Manche grübeln über die Entscheidung, bis es fast zu spät ist.
  • Auch Melanie Hughes stand mit Ende 30 vor dieser Frage und hat in ihrem Buch „Will ich ein Kind?” ihre Überlegungen aufgeschrieben. Das Ergebnis ist überraschend.

Köln – Melanie Hughes steht unter Druck. Sie ist Ende 30, selbstständige Geschäftsfrau, einmal geschieden und neu verliebt. Seit einigen Jahren lebt sie wieder in einer festen Beziehung und ist glücklich. Sie und ihr Partner genießen ihr Leben so wie es ist. Kinder waren in ihrem Lebensplan bisher nicht vorgesehen. „Meine biologische Uhr tickt nicht so laut wie bei anderen“, sagt sie. Mit Ende 30 kommt sie aber ins Grübeln. Was, wenn sie ihre Entscheidung eines Tages doch bereut und es dann für immer zu spät ist? Sie setzt sich hin und schreibt jedes noch so kleine Argument für und gegen Kinder auf. Daraus ist das sehr persönliche und ehrliche Buch „Will ich ein Kind? Ja, Nein, vielleicht“ entstanden.

Bei ihr gibt es deutlich mehr Argumente, die gegen ein Kind sprechen

Die Liste ihrer Pro- und Contra-Argumente ist nicht ausgewogen, die Seite, die gegen Kinder spricht, ist deutlich länger. Trotzdem hat Hughes sich am Ende doch dafür entschieden, schwanger zu werden. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Frankfurt. Hughes wichtigste Erkenntnis: Sich von Angst leiten zu lassen, ist keine Lösung. Ebenso wenig, wie so lange abzuwarten, bis die Natur einem die Entscheidung abnimmt. Ihr Buch ist, wie gesagt, nicht ausgewogen. Das wollte man vorher wissen. Dennoch kann es zu einer Entscheidungshilfe für Frauen werden, die sich selbst die Frage stellen: Will ich ein Kind? 

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Melanie Hughes

Die Ausgangslage

Melanie Hughes ist zufrieden mit ihrem Leben, ihrem Job und ihrer Beziehung und verspürt auch mit Ende 30 keinerlei Kinderwunsch. Doch der Druck aus ihrem Umfeld und von der Gesellschaft wird immer größer. Keine Party, bei der sie nicht gefragt wird, ob sie keine Kinder möchte. Sogar die Bekannten ihrer Eltern machen ihr ein schlechtes Gewissen: „Du machst deine Eltern unglücklich, wenn sie kein Enkelkind bekommen.“ So beginnt Melanie Hughes doch, sich zu fragen: Warum bekommen wir überhaupt Kinder? Und gehören Kinder auch zu meinem Leben? 

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Hier sind ihre Argumente gegen ein Kind:

- Kinder sind teuer. Bis zum 18. Lebensjahr müssen Eltern etwa 130.000 Euro für den Nachwuchs aufbringen. - Da sich Frauen meist mehr um die Kinder kümmern, stecken sie im Job zurück, machen seltener Karriere, verdienen weniger und bekommen später weniger Rente. Außerdem ist es schwierig, Job und Kinder zu vereinbaren. Man hat ständig ein schlechtes Gewissen. - Es gibt schon zu viele Menschen auf der Welt. - Die Schwangerschaft ist anstrengend, man kann nicht selbst über seinen Körper verfügen und muss auf vieles verzichten. - Die Geburt ist schmerzhaft und oft von bleibenden Verletzungen wie zum Beispiel Dammrissen begleitet. Kaiserschnitte sind schmerzhafte Operationen und hinterlassen Narben. - Ich kann mir nicht sicher sein, dass mein Partner an meiner Seite bleibt und mir bei der Kinderbetreuung hilft. - Weniger Zeit für Sport, Schlaf, Haushalt, Partner und Freunde. Es besteht die Gefahr, sich selbst und seine Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. - Mütter untereinander sind sehr streng und kritisieren viel aneinander herum. Die Ansprüche sind viel zu hoch. - Eltern sind oft mit der Erziehung überfordert, wenn sie selbst keine Familie in der Nähe haben, die sie unterstützt. Frauen werden bei der Kindererziehung auch von der Gesellschaft zu wenig entlastet. Es gibt zu wenige Betreuungsplätze. - Ein Kind bringt die Beziehung durcheinander. Frau und Mann geraten in neue Rollen. Die Sexualität verändert sich.

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Das sind ihre Argumente für ein Kind: 

- Man ist nicht mehr einsam und alleine. - Ohne Kinder keine Enkel und keine gemeinsamen Familienrituale. - In der Schwangerschaft gibt es keine Diätsorgen, keine Menstruationsbeschwerden, weniger Kopfschmerzen, bessere Durchblutung und immer einen Platz in der U-Bahn. - Kinder geben dem Leben einen Sinn und man hinterlässt seine Gene. - Die Liebe, die Frauen als Mutter empfinden und die ihnen entgegen gebracht wird, verändert diese Frauen nachhaltig.

Eine sehr eindeutige Zwischenbilanz und trotzdem entscheidet sie sich für ein Kind

Trotz der eindeutigen Zwischenbilanz, die aus Hughes' Sicht eindeutig gegen Kinder spricht, entscheidet die Autorin sich doch für ein Kind. Warum? Sie hat Angst, ihre Entscheidung irgendwann zu bereuen, wenn es zu spät ist, doch noch schwanger zu werden. Sie ist überfordert davon, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen zu müssen. Sie sagt: „Ob ich glücklich bin oder nicht, hängt sicherlich nicht davon an, ob ich Kinder bekomme oder nicht. Es liegt einzig und allein an mir selbst. Ich muss aktiv entscheiden und nicht passiv. Ich muss Verantwortung übernehmen für mein eigenes Leben.“  

Es ist vor allem die Angst, die sie abgehalten hat

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Melanie Hughes erkennt nach Auflistung aller Argumente, dass es vor allem die Angst ist, die sie davon abgehalten hat, schwanger zu werden. Die Angst vor dem, was kommt. Ihren Gefühlen, der Veränderung ihres Lebens, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Sie möchte sich dieser Angst stellen.  Und sie erkennt beim Schreiben des Buches noch etwas: Dass sie immer versucht hat, sich ein Leben mit Kind auszumalen, das sich kaum von dem unterscheiden soll, dass sie jetzt führt. Sie erkennt: „Das ist Blödsinn. Dann brauche ich wirklich keine Kinder zu bekommen. Sie tun mir jetzt schon leid.“ 

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