„Wirkung von Alkohol bleibt katastrophal“Drogenbeauftragter will Alkohol-Altersgrenze für Jugendliche ändern

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe junger Erwachsener trägt Bierkästen. Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung macht sich für eine einheitliche Abgabe von Alkohol ab 18 Jahren stark. (Symbolbild)

Eine Gruppe junger Erwachsener trägt Bierkästen. Der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung macht sich für eine einheitliche Abgabe von Alkohol ab 18 Jahren stark. (Symbolbild)

SPD-Politiker Burkhard Blienert will eine „in Europa einmalige Regelung“ kippen. Auch andere Gesundheitsstellen warnen klar vor Alkohol.

Jugendliche ab 14 Jahren sollten nach Ansicht des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, auch in Begleitung ihrer Eltern kein Alkohol in der Öffentlichkeit trinken dürfen. „Wenn Kinder und Jugendliche neben ihren Eltern sitzen, ist und bleibt die Wirkung von Alkohol dieselbe und katastrophal in diesem Alter“, sagte der SPD-Politiker Ippen Media. „Wir brauchen aber auch den politischen Willen, diese Regelung zu ändern.“

Burkhard Bliener (SPD), Sucht- und Drogenbeauftrager der Bundesregierung im Porträt

Burkhard Bliener (SPD), Sucht- und Drogenbeauftrager der Bundesregierung (Archivbild)

In Deutschland ist der Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit ab 14 Jahren erlaubt, wenn etwa der Vater oder die Mutter dabei ist. „Diese Regelung ist einmalig in Europa“, sagte Blienert. „Darin spiegelt sich die anachronistische Wahrnehmung, dass wir in Deutschland kein Alkoholproblem hätten. Wir haben aber ein dickes Problem beim Alkoholkonsum.“ Blienert sprach sich für einheitliche Altersgrenze von 18 Jahren für alle Suchtmittel aus. „So lautet auch die Empfehlung, die viele Medizinerinnen und Mediziner unterstützen.“

Generell gilt, dass Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren keinen Alkohol in Deutschland kaufen oder trinken dürfen – die einzige Ausnahme ist die Anwesenheit von Erwachsenen. Jugendliche ab 16 Jahren dürfen Bier, Wein und Sekt kaufen und auch in der Öffentlichkeit trinken, es sei denn, sie sind erkennbar betrunken. Hochprozentiges ist erst ab 18 Jahren erlaubt.

Alkohol: Konsum laut Suchtberatung schon am ersten Tropfen schädlich

Blienert spricht sich seit Jahren für einen neuen Umgang und eine Debatte über Alkoholkonsum aus. Und damit ist Blienert nicht allein: Neben dem Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung gibt es zahlreiche Präventionsstellen und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, die vor den Gefahren von Alkohol, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen warnen.

So hatte erst im Oktober 2023 die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) eine klare neue Empfehlung für den Umgang mit Alkohol veröffentlicht. Der wichtigste Punkt: Alkohol ist ab dem ersten Tropfen schädlich. Die Beratungsstelle will somit auch dem Volksglauben vom positiven oder zumindest nicht schädlichen Effekt des gelegentlichen Glases Kölsch oder Wein entgegenwirken. Eine Untersuchung der DHS ergab, dass Deutsche ab dem 15. Lebensjahr im Schnitt rund 10 Liter Reinalkohol zu sich nehmen. Das entspricht rund 100 Flaschen Wein oder 450 Flaschen Bier.

Eine ähnliche Position wie die DHS hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO vertreten. In einem Beitrag heißt es, dass es beim „Alkoholkonsum keine gesundheitlich unbedenkliche Menge“ gibt. Laut WHO sei Alkohol für mindestens sieben Krebsarten verantwortlich, jeder Konsum von Alkohol sei mit einem Krebsrisiko verbunden: „Die neuesten verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass die Hälfte der dem Alkohol zurechenbaren Krebsfälle in der Europäischen Region der WHO durch „leichten“ bis „moderaten“ Alkoholkonsum – weniger als 1,5 Liter Wein oder weniger als 3,5 Liter Bier oder weniger als 450 Milliliter Spirituosen pro Woche – verursacht werden“, teilte die WHO mit. (mit dpa)

KStA abonnieren