Virologin EckerleWeswegen wir trotz Ungenauigkeit noch immer Schnelltests benötigen

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Ein Helfer verarbeitet eine Probe für einen Corona-Schnelltest

Schnelltests kommt bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie eine wichtige politische Bedeutung zu. Bei den von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen und in weiten Teilen bereits in den Bundesländern umgesetzten Regeln spielt 2G Plus eine große Rolle. Das heißt, auch zweifach Geimpfte und Genesene müssen einen aktuellen negativen Schnelltest vorlegen, um an weiten Bereichen des öffentlichen Lebens teilnehmen zu können. Und auch beim „Freitesten“ nach erfolgter Quarantäne oder Isolation sollen sie zum Einsatz kommen.

Dennoch äußern nicht nur Experten immer wieder Zweifel an der Aussagekraft der Antigentests. Ihre Sensitivität ist von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich. Immer wieder wird von Infizierten – oft Geimpften oder Geboosterten – darauf hingewiesen, dass die von ihnen durchgeführten Schnelltests negativ gewesen seien, obwohl per PCR längst eine Coronainfektion nachgewiesen worden sei. Ob alle Tests auch zuverlässig Omikron erkennen, ist ebenfalls unklar.

Isabelle Eckerle mit langem Tweet zum Thema Antigentests

Am Mittwoch äußerte sich Isabella Eckerle, Leiterin des Zentrums für neu auftretende Viruserkrankungen an der Universität Genf, bei Twitter zum Thema Schnelltests. In einem längeren Statement weist sie zunächst darauf hin, dass die meisten Studien im Labor und nicht am Patienten direkt durchgeführt worden seien, was aber eigentlich sinnvoll sei. Die Zuverlässigkeit der vielfältigen Schnelltests hänge neben dem Hersteller auch immer von der Art der Durchführung und anderen Faktoren ab.   

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Ihre eigenen Studien hätten ergeben, dass einige der untersuchten Produkte tatsächlich eine Infektion mit Omikron nicht nachweisen konnten – das sei aber auch bereits bei Delta teilweise der Fall gewesen. Immer mal wieder werde eine „hochpositive“ Probe verpasst, so die Virologin. 

Die Frage, ob Schnelltests denn überhaupt sinnvoll seinen, beantwortet Eckerle mit einem eindeutigen Ja. Denn wenn jetzt ein Schnelltest positiv sei, liege mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich eine Infektion vor. Eine Bestätigung per PCR-Test sei eigentlich nicht nötig. Zudem müssten die Ressourcen für PCR-Tests geschont und für kritische Bereiche (zu denen auch Schulen gehören) reserviert werden. Die PCR-Testung könne bei der derzeitigen Lage nicht mithalten.

Ein negativer Schnelltest habe nicht mehr so viel Aussagekraft wie bei Delta. Er biete im Zweifelsfall aber immerhin ein Plus an Sicherheit und sei immer besser, als sich gar nicht zu testen. Man könnte auch mehrere Tests hintereinander machen. Dies alles habe aber bereits auch vor Omikron gegolten. Antigentests seien nach wie vor ein „Puzzleteil“ für das Gesamtbild. 

Pooltests haben immer weniger Aussagekraft

Am Ende äußert sich Eckerle noch zu den PCR-Pooltests, wie sie beispielsweise auch an Kölner Schulen durchgeführt werden. Diese würden immer weniger funktionieren, da mit dem Anstieg der Infektionszahlen auch immer mehr Pools positiv getestet würden. Damit entfalle der Vorteil der Pooltestungen, da man dann sowieso alle Einzelproben nachtesten müsste und im Zweifel das Ergebnis erst später vorliege. (cme)

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