Charité-StudieWas Kinder vor Corona schützt – und Erwachsene vielleicht in Zukunft

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Kinder haben meist mildere Covid-19-Verläufe.

Köln – Es hat eine gewisse Zeit gedauert, ehe die Ständige Impfkommission (Stiko) in dieser Woche nun eine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren herausgegeben hat. Weil die Datenlage über die Covid-19-Impfstoffe in dieser Zielgruppe bislang zu gering war. Und auch, weil Kinder und Jugendliche – wenn sie sich anstecken – in der Regel nicht von schweren Krankheitsverläufen betroffen sind.

Forscherinnen und Forscher haben nun herausgefunden, woran Letzteres liegen könnte. Sie sagen: „Unsere Studie liefert den Beweis, dass die Immunzellen der Atemwege von Kindern auf die Viruserkrankung vorbereitet sind.“ Doch wie ist das möglich?

Nasenschleimhaut liefert Erkenntnisse

Die Fakten sprechen für sich: Trotz eines ähnlichen Infektionsrisikos mit Covid-19 in allen Altersgruppen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für einen schweren oder gar sterblichen Verlauf mit zunehmendem Alter.

Haben Kinder also tatsächlich eine verstärkte Fähigkeit, eine Corona-Infektion zu „kontrollieren“? Dazu wurden Proben aus der Nasenschleimhaut der oberen Atemwege von gesunden und infizierten Kindern sowie Erwachsenen untersucht. Die Altersspanne der Probanden: 4 Wochen bis 77 Jahre. Ihre Ergebnisse haben die Forscher des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), der Charité Universitätsmedizin Berlin, des Universitätsklinikums in Leipzig sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ) im Fachjournal Nature Biotechnology zusammengefasst.

Und die Ergebnisse der Untersuchungen sprechen vor allem für das Immunsystem der Kinder. Die Abwehrzellen in ihrer Nasenschleimhaut seien in ständiger Alarmbereitschaft – auch wenn keine akute Infektion vorliegt. So enthielten die Zellen der Corona-negativen Kinder dennoch hohe Mengen fast jeder sogenannten Immunzelluntergruppe. Bedeutet: Kinder können es womöglich schaffen, Covid-Viren davon abzuhalten, überhaupt erst in tiefere Atemwege vorzudringen. In den Proben der gesunden Erwachsenen hingegen wurden diese Immunzellen nur selten nachgewiesen.

Auch zwischen infizierten Kindern und infizierten Erwachsenen stellten die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen Unterschiede fest: Die sogenannten Mustererkennungsrezeptoren, die Viren erkennen und dann ihre Bekämpfung einleiten, sind bei den Kindern viel aktiver als bei den Erwachsenen.

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Ein Bericht der Tagesschau fasst es wie folgt zusammen: „Bei Erwachsenen wird das Frühwarnsystem überrumpelt, das Virus wird nicht so effektiv bekämpft und kann sich stärker ausbreiten.“ Die Zusammensetzung der Zellen der Nasenschleimhaut zeige also eine deutliche Altersabhängigkeit.

Erkenntnisse auch für Erwachsene hilfreich

Die Wissenschaftler aus Berlin, Leipzig und Heidelberg ziehen aus den Ergebnissen auch mögliche Erkenntnisse für Erwachsene. Möglicherweise ließe sich am Vorbild der kindlichen Zellen auch die Immunantwort von älteren Patientinnen und Patienten „anstoßen“ – sodass schon vor einer Infektion präventiv bessere Voraussetzungen für einen milden Verlauf geschaffen werden könnten. Inwieweit das aber möglich sein wird: Hierüber wird die Forschung wohl noch eine gewisse Zeit lang dauern.

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