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Kommentar

Pandemie vorbei
Welche Lehren wir aus den Corona-Maßnahmen ziehen sollten – und welche nicht

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Lesezeit 2 Minuten
„Ende Maskenpflicht“ steht auf einem Schild.

Die letzten Corona-Maßnahmen fallen, damit ist die Pandemie nun vorbei.

Die letzten Corona-Maßnahmen fallen, damit ist die Pandemie auch offiziell vorbei. Es ist Zeit, nun die richtigen Lehren zu ziehen.

Endlich! Während das Virus schon seit einigen Monaten keine große Gefahr mehr für die Allgemeinheit darstellt, fallen am Freitag nun auch die letzten Schutzmaßnahmen. Corona ist offiziell vorbei. Das ist eine erleichternde Nachricht, nachdem das Virus für drei Jahre den Alltag bestimmt hat: Man erinnere sich an die monatelangen Lockdowns, 3G- oder 2G-Regeln, Kita- und Schulschließungen und das Schlangestehen für den Impfstoff. Dass damit jetzt Schluss ist, ist ein Anlass zu feiern.

Pandemien werden wahrscheinlicher

Es ist aber auch ein Anlass, um die richtigen Lehren aus dem Dauerausnahmezustand zu ziehen. Auch wenn man gar nicht darüber nachdenken möchte: Weitere Pandemien sind in der Zukunft nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil: Sie werden unter anderem wegen des Klimawandels sogar wahrscheinlicher. Daher müssen sich Bund und Länder besser auf die nächste Pandemie vorbereiten. Nicht erst in einigen Jahren, wenn das Virus in Vergessenheit geraten ist, sondern jetzt.

Dabei muss es vor allem um strukturelle Verbesserungen gehen. Beispielsweise müssen einseitige Abhängigkeiten abgebaut werden, damit nicht wieder das Gesundheitsequipment knapp wird. Noch einmal darf Deutschland nicht in die Situation kommen, dass Schutzausrüstung nicht zur Verfügung steht. Das Gleiche gilt für Arzneimittel, hier ist Deutschland noch viel zu abhängig von anderen Staaten. In die Digitalisierung von Behörden und Abläufen im Gesundheitswesen muss massiv investiert werden. Die Pandemie hat Deutschlands Rückständigkeit in diesem Bereich erneut offengelegt.

Es braucht zudem Gremien, die sofort eingesetzt werden können, sobald sich ein neues Virus zur Gefahr entwickeln könnte. Diese Gremien sollten ausgewogen besetzt sein – mit Experten unter anderem aus der Virologie, Kindermedizin und Psychologie – und die Bundesregierung sowie die Länder beraten. Die Entscheidungen über das weitere Vorgehen sollten vor allem im Parlament getroffen werden und nicht nur in nächtlichen Ministerpräsidentenrunden.

Natürlich sind in der Corona-Bekämpfung Fehler gemacht worden – mitunter schwere. Die Schulen beispielsweise waren viel zu lange geschlossen. Kinder und Jugendliche leiden heute noch unter den Lern- und Entwicklungsrückständen. Auch ist fraglich, ob die Ausgangssperren, die in manchen Bundesländern besonders strikt durchgesetzt worden sind, den gewünschten Effekt hatten. Daher ist es richtig, wenn Maßnahmen wie diese aufgearbeitet und Fehler eingestanden werden.

Die Politik sollte jedoch nicht den Eindruck erwecken, als ob Maßnahmen wie Kita- und Schulschließungen nie wieder vorkommen werden. Dieses Versprechen kann niemand geben. Keiner kann heute seriös sagen, welches Virus womöglich eine nächste Pandemie auslösen wird, geschweige denn, wie man es eindämmen kann. Solche Versprechungen würden zu Verdruss fühlen, wenn sie doch wieder gebrochen werden müssen.