Rauchfrei - Tag 1Heute nicht, mein Freund

Martin Gätke will Nichtraucher werden - wir begleiten ihn dabei
Copyright: dpa, Jahn Lizenz
Gespart: 14 Zigaretten, 3,41 Euro, 136 mg Teer
Rauchfrei seit: 16 Stunden
Der Kohlenstoffmonoxidspiegel erreicht ein normales Niveau.
Gestern um 22 Uhr habe ich meine letzte Zigarette geraucht. Nachdem ich das letzte Mal den Dunst in die Kölner Nacht blies, drücke ich die Kippe aus – und mache mich an die Vorbereitung. Ab jetzt bin ich Nichtraucher. Also muss auch meine Wohnung nach einer Nichtraucher-Wohnung aussehen. Da ist der riesige Kippenberg im Aschenbecher, die unzähligen Feuerzeuge auf den Fensterbänken und Tischen, dieser Geruch nach kaltem Rauch, der sich hartnäckig an die Möbelstücke, die Stoffe, die Ritzen und Ecken festklammert. Weg damit. Ich habe all meine Hinterlassenschaften aus dem alten Raucher-Leben entfernt. Den leeren Aschenbecher tief im Schrank vergraben. Und lange gelüftet. Ich habe mir vorgenommen, nicht die kleinste Versuchung zurück zu lassen. Ja, ich bin jetzt Nichtraucher. Und motiviert, einer zu bleiben.
Doch als ich das dachte, lag meine letzte Zigarette ungefähr zehn Minuten zurück. Am nächsten Morgen allerdings wird der gute Vorsatz auf eine harte Probe gestellt. Auf dem Weg zur Arbeit komme ich an mindestens drei Orten vorbei, die mich förmlich anschreien, eine Schachtel zu kaufen. Da ist das nette Büdchen mit dem ständig lächelnden Türken direkt vor meiner U-Bahn-Station. Der gute Mann – professioneller Verkäufer, der er ist – erkennt seinen bislang treuen Kunden schon von weitem, öffnet sein kleines Fenster und will ihm eine Schachtel reichen, so wie die vielen Monate davor. Ich lächle nur verlegen und schüttle den Kopf.
Es gibt keinen Ersatz
Da sind als nächstes die zahlreichen Raucher, die qualmend auf ihren Bus warten. Normalerweise hätte ich mir auch direkt eine angezündet, doch – meine Hand, die reflexartig in die Manteltasche schnellt, greift diesmal ins Leere. In mir macht sich plötzlich ein großes Verlangen breit, ausgelöst durch das Warten und das Nichtstun. Und den Zigarettengeruch, der mir in die Nase fliegt. Mein Mund wird trocken, ich werde nervös. Kurzerhand stelle ich mich fünf Meter weiter entfernt von der Haltestelle auf, weit weg von den qualmenden Reizen. Ich lese, um mich schnell abzulenken. Und dann ist da am Ende des Arbeitsweges dieser Zigarettenautomat, kurz vor der Redaktion. Dieser wunderbare Metallkasten, der einem sofort seinen Wunsch erfüllt: Geld rein, Kippen raus. Doch heute nicht, mein alter Freund.
Es gibt keinen Zigarettenersatz. Das ist eine weitere Erkenntnis an meinem ersten rauchfreien Tag. Nikotinspray aus der Apotheke kann das größte Verlangen zwar etwas lindern. Immer wenn ich mir eine anstecken würde, nehme ich ein paar Sprüher. Und stecke mir danach ein Kaugummi aus meinem angelegten Vorrat in den Mund. Aber es fehlt der Geschmack, der Qualm im Mund. Für einen Nichtraucher sicherlich unverständlich, aber heute denke ich mir: Waren die Dinger nicht doch ziemlich lecker?
21 Tage dauert das „Rauchfrei“-Ausstiegsprogramm der BZgA. Ein großer Teil des Programms widmet sich Alternativen zum Rauchen und soll dazu anregen, sich Motivationshilfen bewusst zu werden und neue aufzuspüren. Selbsttests zu Motivation und Abhängigkeit dienen zur Vorbereitung. Ein „E-Mail-Coach“ sendet während der Ausstiegszeit Empfehlungen.
21 Tage dauert das „Rauchfrei“-Ausstiegsprogramm der BZgA. Ein großer Teil des Programms widmet sich Alternativen zum Rauchen und soll dazu anregen, sich Motivationshilfen bewusst zu werden und neue aufzuspüren. Selbsttests zu Motivation und Abhängigkeit dienen zur Vorbereitung. Ein „E-Mail-Coach“ sendet während der Ausstiegszeit Empfehlungen.
BZgA-Telefonberatung:
☎ 01805/313131 (kostenpflichtig: Festnetz 0,14 Euro/Min; Mobilfunk max. 0,42 Euro/Min)
Dass das Nichtrauchen heute so gar kein Problem für mich ist, wäre gelogen. Ich bin leicht angespannt und fühle mich die ganze Zeit, als müsste ich eine große Klassenarbeit schreiben. Ein komisches Gefühl in der Magengegend macht sich nach und nach breit. Ich bin müde, unruhig und unkonzentriert. Und ich bin süchtig, immer noch. Dass Rauchen wirklich eine Sucht ist, wird mir jetzt erst klar. Ich habe die Zigarettenpausen so in den Alltag eingebaut, sie so zu einer Selbstverständlichkeit gemacht, dass sie für mich einfach zum Tag dazu gehörten – wie Essen oder Trinken. Sie waren einfach ein kleiner Genuss für zwischendurch. Doch habe ich wirklich geraucht, weil ich gern geraucht habe? Oder weil ich es nicht lassen konnte? Allmählich wird mir klar: Ich habe sie tatsächlich gebraucht. Täglich mindestens 15 Stück. Damals, als ich noch Raucher war.
Über meine ersten rauchfreien Tage, die Probleme und Gefühle dabei, berichte ich täglich auf www.ksta.de/gesundheit . Im Magazin erscheint wöchentlich ein Zwischenstand unter „Kaffee ohne Kippen“, hoffentlich mit erfolgreichem Ergebnis. Sie haben selbst den Ausstieg geschafft? Und können Tipps geben oder Ihre Erfahrung teilen? Schreiben Sie uns: magazin@ksta.de oder diskutieren sie mit uns auf unserer Magazin-Facebook-Seite.