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RatgeberDie wichtigsten Fakten zur Stammzellenspende

3 min

Ehemalige Außenminister Guido Westerwelle. Sein Stammzellenspender sprang kurzfristig ab.

Wer kommt als Spender in Frage?

Grundsätzlich kann sich jeder, der in Deutschland lebt, zwischen 17 und 55 Jahren alt und gesund ist, registrieren. „Ab einem gewissen Alter nehmen chronische Krankheiten zu, daher gibt es nach oben hin diese Grenze“, sagt DKMS-Sprecherin Julia Runge.

Auch wer deutlich unter 50 Kilogramm wiegt, kommt nicht als Spender in Frage: Zu gering kann die Zahl der Stammzellen durch das niedrige Gewicht sein. Auch Übergewicht führt zum Ausschluss. Als Obergrenze gilt ein Body-Mass-Index (BMI) von 40.

Wie kann ich mich registrieren?

Am einfachsten über die Homepage der Deutschen Knochenspenderdatei (DKMS). Dort gibt man seine Daten und seine Adresse ein und bekommt dann nach etwa zwei Wochen ein Registrierungs-Set zugeschickt.

„Darin liegen zwei Wattestäbchen, mit denen man Abstriche aus der Wangenschleimhaut entnimmt“, sagt Runge. Diese Stäbchen werden zurückgeschickt. Ein Labor in Dresden analysiert die Gewebemerkmale.

Diese Daten werden gespeichert und stehen Patienten auf der ganzen Welt zur Verfügung.

Was passiert, wenn ich ausgewählt wurde?

Bei höchstens fünf von hundert potentiellen Stammzellenspendern kommt es innerhalb von zehn Jahren überhaupt zu einer Stammzellenspende. Wird man ausgewählt, muss ein Gesundheitsfragebogen ausgefüllt werden. „Dann muss man sich Blut zum Beispiel bei seinem Hausarzt abnehmen lassen“, sagt Runge vom DKMS.

Das Blut wird auf bestimmte Infektionserreger überprüft. Passt das Blut mit dem des Empfängers überein, folgt die Stammzellenspende.

Wie funktioniert die Stammzellenspende?

„Zunächst wird der Empfänger fünf Tage isoliert und sein Immunsystem auf null heruntergefahren“, so Runge. Dann erst beginnt die Spende. In 80 Prozent der Fälle werden die Stammzellen aus der Blutbahn entnommen. Zuvor wurde dem Spender für fünf Tage ein Medikament in die Bauchdecke gespritzt, das die Anzahl der Stammzellen steigert.

Die Spende dauert vier bis fünf Stunden an ein bis zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Danach wird die Spende innerhalb von 72 Stunden an den Empfänger weitergeleitet. Eine Operation ist nicht nötig.

Diese ist nur nötig, wenn eine Knochenmarkspende vorgenommen wird. Dabei wird unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Diese Operation dauert etwa eine Stunde, innerhalb von zwei Wochen regeneriert sich das Knochenmark wieder. Der Krankenhausaufenthalt dauert etwa drei Tage.

Die DKMS kontaktiert im Falle einer Stammzellenspende auch den Arbeitgeber und bittet darum, den potenziellen Spender für den Zeitraum freizustellen. Die meisten Unternehmen reagieren positiv.

Was für Nebenwirkungen können auftreten?

„Bei der Stammzellenspende kann es zu grippeähnlichen Symptomen oder auch Kopfschmerzen kommen. Andere spüren gar nichts“, sagt Runge. Langzeitwirkungen sind nicht bekannt.Bei der Knochenmarkspende kann ein lokaler Wundschmerz auftreten, ähnlich einer Prellung. Selten kommt es zu länger anhaltenden Schmerzen. Grundsätzlich sollte man zu beiden Methoden bereit sein, wenn man sich registriert.

Bei Guido Westerwelle ist ein potenzieller Spender wieder abgesprungen. Passiert das häufig?

„Ich habe das zum ersten Mal gehört. Ich kenne nur einen Fall, da brauchte ein Empfänger weitere Stammzellen seines Spenders. Doch die Frau ist in dieser Zeit schwanger geworden “, sagt Runge. Schwangere sind bis sechs Monate nach der Entbindung für die Stammzellenspende gesperrt. Das Recht, die Spende zurückzuziehen hat jeder, denn sie ist ja freiwillig.

Wenn die Absage jedoch kurz vor der Transplantation erfolgt und die Vorbereitungsphase für den Patienten schon begonnen hat, ist der Patient ab diesem Zeitpunkt ohne die übertragenen Stammzellen nicht überlebensfähig.

Man kann also mehrmals spenden?

Es gibt Spender, die mehrmals für einen Empfänger Stammzellen spenden. Das ist möglich, da sich die Zellen nach der Entnahme wieder nachbilden.

Kann ich den Empfänger kennenlernen?

Die Spende ist anonym. „Den Empfänger darf man erst nach zwei Jahren kennenlernen, aber auch nur, wenn beide Seiten damit einverstanden sind. Damit sollen beide Seiten geschützt und nicht unter Druck gesetzt werden“, sagt Runge. Wenn der Spender jedoch eine Rückmeldung über den Gesundheitszustand seines Empfängers erhalten möchte, erhält er meist eine Nachricht von der DKMS.

Außerdem ist es möglich, anonym Kontakt aufzubauen. Nach zwei Jahren steht der direkten Kontaktaufnahme nichts mehr im Weg, das passiert häufig. Oftmals entstehen Freundschaften.