Zweifel durch neue StudieWie zuverlässig ist das Ergebnis eines Antigen-Tests?

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Plakate des Bundesministeriums für Gesundheit mit dem Aufdruck „Test, Test, Test...“ weisen auf die Nutzung zu Selbsttests oder kostenfreien Schnelltests hin. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Nordrhein-Westfalen ist vielerorts gestiegen.

Köln – Neben dem Impfen soll vor allem eines helfen, die Pandemie in Deutschland endlich in den Griff zu bekommen: Testen, testen und nochmal testen. Während die Impfkampagne der Bundesregierung eher schleppend vorankommt, können sich Kölnerinnen und Kölner mittlerweile an jedem Testzentrum der Stadt und den Apotheken kostenlos testen lassen. Eine repräsentative Studie des Cochrane-Netzwerkes warnt jedoch davor, sich nach einem negativen Schnelltest-Ergebnis in falscher Sicherheit zu wiegen.

Zwar können die meisten Schnelltests Infizierte mit Symptomen gut erkennen. Doch wenn Testpersonen keine Symptome zeigen, schwächeln sie. Nur die wenigsten Schnelltests erfüllen die Mindeststandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO). 

Um die Wirksamkeit der Tests nachzuvollziehen, sichteten die Wissenschaftler des Cochrane-Netzwerkes 64 Studien zur Effizienz von Schnelltests und fassten diese anschließend zu einer Metastudie zusammen. 

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Effizienz variiert von Hersteller zu Hersteller

Bei Covid-Erkrankten mit Symptomen schnitten die Antigen-Tests vergleichsweise gut ab: Sie erkannten im Durchschnitt 72 Prozent der Personen mit einer Infektionen. Hatten die Getesteten jedoch keine Krankheitssymptome, erschien nur bei 58 Prozent der Infizierten ein positiver Streifen auf dem Test. Das ist weit unter der 80prozentigen Trefferquote, die Standards der WHO vorschreiben. 

Die Effizienz der Tests hängt demnach stark von den Testmarken ab: Der schlechteste Test erkannte nur 34 Prozent der Infektionen bei Personen mit Symptomen, der beste Test bis zu 88 Prozent der symptomatischen Corona-Kranken. 

Auch negativ Getestete können infektiös sein

Doch selbst die besten Tests erkennen nur einen Teil der symptomfreien Infizierten. Die Cochrane-Organisation hat dafür ein Gedankenexperiment gemacht: Angenommen, 10.000 Personen werden mit den besten verfügbaren Antigen-Tests auf Corona getestet und 50 der Getesteten sind tatsächlich infiziert, zeigen aber keinerlei Symptome, dann würde der Antigen-Test die Krankheit bei 24 bis 35 Personen korrekt erkennen, 15 bis 26 Infizierte bekämen jedoch ein negatives Testergebnis.

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Insgesamt würde der Antigen-Test bei 125 bis 213 Getesteten ein positives Ergebnis zeigen, der Großteil – zwischen 90 und 189 – wären jedoch falsch positive Ergebnisse. Deshalb ist es wichtig, positive Schnelltestergebnisse mit einem deutlich sichereren PCR-Test zu bestätigen. In einem zweiten Gedankenexperiment, in dem die Infizierten Symptome zeigten, war die Trefferquote deutlich höher.

„Unsere Übersichtsarbeit zeigt, dass einige Antigen-Tests nützlich sein können, wenn bei Menschen mit Symptomen ein Verdacht auf Covid-19 besteht“, schreibt die Epidemiologin Jacqueline Dinnes der University of Birmingham in einer Mitteilung. Es sei aber wichtig, „Personen, die ein negatives Testergebnis erhalten, klar zu machen, dass sie trotzdem infiziert sein können.“

Virologe: Antigen-Tests erkennen gerade infektiöse Menschen gut

Dr. Rolf Kaiser, Virologe an der Uniklinik Köln, verteidigt die Schnelltests. Antigen-Tests könnten gerade infektiöse Menschen gut erkennen. „Der Infektionsverlauf ist so: Man infiziert sich, dann vermehrt sich das Virus im Körper, bis es irgendwann sichtbar ist für die Tests. Dann kann man auch andere Menschen infizieren.“ Diejenigen, die der Test nicht erfasse, so Kaiser, haben eine geringere Virusmenge und können andere Menschen nicht so schnell anstecken. Wer bei einem Antigen-Test negativ getestet wird, habe somit eine gute Chance darauf, gerade nicht so infektiös zu sein. „Das kann sich allerdings innerhalb von einem Tag ändern“, sagt Kaiser. 

Der Virologe empfiehlt deshalb, vor Treffen mit der Familie an Ostern einen Antigen-Test zu machen. Damit würde man das Risiko, Verwandte anzustecken, deutlich verringern. Absolute Sicherheit bringe der Test jedoch nicht. „Das ist wie beim Autofahren: Sicherheitsgurt und Airbag verringern das Risiko.“ Vorsichtig fahren sollte man jedoch trotzdem. 

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