Nach Kollaps von dänischem FußballspielerWie fit bin ich selbst in Erster Hilfe?

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Symbolbild.

Köln – Simon Kjaer handelt am Samstagabend binnen Sekunden. Der Kapitän der dänischen Fußball-Nationalmannschaft bringt Spieler Christian Eriksen in die stabile Seitenlage, tröstet dessen Freundin, die auf das Spielfeld gerannt kommt und schützt Eriksen vor den Blicken eines ganzen Stadions und internationalen Kameras, während die Ärzte ihn wiederbeleben. Christian Eriksens Zusammenbruch bei dem EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland überschattet in jeder Hinsicht den Start des Fußballwettbewerbs. Und zeigt einmal mehr: In akuten Notlagen ist es unverzichtbar, mit den richtigen Handgriffen direkt zur Stelle zu sein.

Was aber sind die richtigen Handgriffe? Vorab: Die Reihenfolge der Hilfemaßnahmen hängt von der jeweiligen Situation ab. Befindet man sich beispielsweise an einem Unfallort, ist es in der Regel am wichtigsten, zuerst die Unfallstelle abzusichern und sich selbst und andere aus der Gefahrenzone zu retten. Ein Überblick über die wichtigsten Tipps zur Ersten Hilfe.

Stabile Seitenlage

Wer eine bewusstlose Person auffindet, sollte mit Hilfe der Stabilen Seitenlage sicherstellen, dass Atemwege freigehalten und Erbrochenes oder Blut ablaufen kann. Das funktioniert laut Anleitung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) so: Helferinnen und Helfer knien sich seitlich neben den Betroffenen und strecken dessen Beine. Einen Arm des Bewusstlosen angewinkelt nach oben legen, die Handinnenfläche zeigt ebenfalls nach oben. Im zweiten Schritt greift man den anderen Arm des Betroffen am Handgelenk, und zieht ihn so, dass der Arm vor der Brust kreuzt. Die Handoberfläche liegt an der Wange des Betroffenen an. Beim Festhalten dieser Hand greift man nun auch den ferneren Oberschenkel, beugt das Bein, und zieht den Betroffen so zu sich herüber. Kurz prüfen: Liegt der obenliegende Oberschenkel im rechten Winkel zur Hüfte? Dann ist alles richtig.

Zum Schluss sollte der Hals ein wenig überstreckt werden, so dass die Atemwege freibleiben. Zur Stabilisation dieser Haltung kann die Hand an der Wange entsprechend ausgerichtet werden. Den Mund des Betroffenen leicht öffnen und auch in der Stabilen Seitenlage immer wieder überprüfen, ob der Betroffene atmet, bei Bewusstsein ist oder andere Lebenszeichen zeigt.

Erste Hilfe auffrischen

Der letzte Erste-Hilfe-Kurs liegt einige Zeit zurück? Unter anderem hier können Sie Ihre Kenntnisse in Köln auffrischen. Bei der ASB Köln sind in den kommenden Wochen noch einige Restplätze für Grundkurse in Erster Hilfe buchbar. Beim DRK kann ein Kompaktkurs in Erster Hilfe auf Anfrage erfolgen. Termine zu weiteren Angeboten, wie etwa zu Erster Hilfe am Kind oder AED-Defibrillation können auf der Webseite eingesehen werden.

Den Notruf wählen

Über die bekannte Nummer 112 kann ein Notruf abgesetzt werden. Um die richtigen Einsatzkräfte mit den entsprechenden Rettungsmitteln zur Hilfe schicken zu können, werden am Telefon einige Fragen gestellt. Hierfür sollte man Infos – wie einen möglichst genauen Standort, die Anzahl der Betroffenen und die Art der Verletzungen – bereithalten. Sind mehrere Helferinnen und Helfer am Unfallort, sollte einer von ihnen möglichst schnell diese Aufgabe übernehmen.

Wiederbelebung

Auch für den schlimmsten Fall sollte man gewappnet sein: Der Betroffene atmet nicht und es ist kein Puls zu spüren. In diesem Fall ist der Notruf unabdingbar. Außerdem kann eine Herz-Lungen-Wiederbelebung versucht werden, wenn keine zusätzlichen Hilfsmittel vor Ort verfügbar sind. Bei der Herzdruckmassage sollten Helferinnen und Helfer sich auf Brusthöhe neben den Betroffenen knien und den Handballen auf das untere Drittel des Brustbeins platzieren. Das entspricht in etwa der Mitte des Brustkorbs. Den Ballen der anderen Hand auf die erste setzen. Dann beginnt die Massage: Mit gestreckten Armen drückt der Helfer oder die Helferin mit dem Gewicht des eigenen Oberkörpers 30 Mal den Brustkorb ein. Wichtig dabei: Um den Betroffenen nicht zu verletzen, aber damit die Maßnahme dennoch wirksam ist, muss der Brustkorb mindestens fünf aber nur maximal sechs Zentimeter eingedrückt werden.

Hinzu kommt in gleichmäßigem Rhythmus die Beatmung. Im Wechsel wird jeweils 30 Mal gedrückt und zwei Mal beatmet. Im Zweifel kann zwar bereits die Herzdruckmassage zur Rettung des Betroffenen ausreichen, trainierte Helfer können mit der Zuführung von neuem Sauerstoff jedoch zusätzlich nachhelfen. Besteht aufgrund der aktuellen Lage jedoch die Befürchtung, der Betroffene könnte mit dem Coronavirus infiziert sein, gilt: Die eigene Sicherheit steht immer an erster Stelle. Auch, wenn die Gefahr einer Ansteckung gleichzeitig nicht von der gesetzlichen Pflicht zur Ersten Hilfe entbindet. Es sollte hier also individuell abgewogen und entschieden werden.

Und so funktioniert die Beatmung: Der Kopf wird ein wenig nach hinten geneigt und das Kinn dabei gleichzeitig angehoben. Den Mund des Betroffenen öffnen. Die Helfer atmen normal ein und legen die Lippen dann dicht auf den Mund des Betroffenen. Über einen Zeitraum von einer Sekunde sollte die Luft gleichmäßig in den Mund des Betroffenen geblasen werden, so dass sich dessen Brustkorb sichtbar hebt. Dabei immer wieder selbst neu einatmen, das Gleiche ein zweites Mal wiederholen. Wenn die Atmung dann wieder einsetzt: Den Betroffenen in die Stabile Seitenlage bringen. Setzt sie weiterhin nicht ein: Druckmassage und Beatmung weiter fortführen, bis das Fachpersonal vor Ort eingetroffen ist.

Psychische Hilfe

Je nach Situation kann es auch erforderlich sein, den Betroffenen in psychischer Hinsicht zu helfen. Dazu gehören etwa Zuspruch, beruhigende Worte und dass die Person nicht alleine am Unfallort zurückgelassen wird, ehe Rettungskräfte eingetroffen sind. Bei einem Schockzustand – dieser kann sich unter anderem in blasser Hautfarbe, Frieren, Zittern oder schweißnasser Haut äußern – kann es zudem helfen, die Beine höher zu lagern und die betroffene Person zuzudecken. Mehr Tipps vom DRK gibt es hier.

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