Einfache TippsWie Sie nachhaltige Unterkünfte für Ihren Urlaub finden

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Im Urlaub soll alles stimmen - wer dabei auf Nachhaltigkeit achten möchte, sollte ein paar Tipps beachten.

Berlin – Hotelkette, familiengeführte Pension oder Öko-Resort? Das Verhalten der Urlauber vor Ort bleibt nicht ohne Folgen für Umwelt und Bevölkerung. Doch es ist nicht einfach, eine wirklich nachhaltige Unterkunft zu finden. Es gibt mittlerweile Siegel, Zertifikate und Labels - ein bisschen wie im Supermarkt. Nicht alle sind seriös.

Wegweiser durch den Labeldschungel

Zunächst sind regionale, spezialisierte und internationale Zertifikate zu unterscheiden. Manche orientieren sich an ökologischen Kriterien, andere decken alle drei Säulen der Nachhaltigkeit ab, also auch soziale und wirtschaftliche Faktoren. Einen guten Einblick in die Welt der Öko-Labels bietet der Wegweiser durch den Labeldschungel. Und es ist wichtig, erst einmal die Beschreibung des Labels zu lesen. Was sind die Kriterien?

„Das Label sollte von einem neutralen Dritten zertifiziert sein. Ist dies nicht transparent, ist es nicht seriös“, erläutert Randy Durband, Hauptgeschäftsführer des GSTC. Der Rat ist der größte internationale Interessenverbund für nachhaltigen Tourismus. Er wird finanziell von Tui unterstützt, arbeitet aber nach eigener Aussage unabhängig. Der GSTC bildet diesen „neutralen Dritten“ und prüft, wer und was hinter einem Label steht.

Gäste können auf Nachhaltigkeit hinweisen

„Grundsätzlich ist jedes Hotel vorzuziehen, das sich für ökologische und soziale Standards einsetzt, und dies in seiner Philosophie auch deutlich zum Ausdruck bringt“, sagt Petra Thomas, Geschäftsführerin des Forums Anders Reisen, einem Zusammenschluss von nachhaltigen Reiseunternehmen. „Wichtig ist aber natürlich die Ernsthaftigkeit der Umsetzung.“

Vor Ort lässt sich die Nachhaltigkeit der Unterkunft nicht gleich so leicht erkennen. Viele Kleinigkeiten machen den Unterschied. Liegen ungefragt in jedem Zimmer Plastikschlappen, in Plastik verpackt? Gibt es einzeln verpackte Seifen? Läuft die Klimaanlage beim Betreten des Zimmers? Werden die Handtücher gewechselt, obwohl der Urlauber deutlich gemacht hat, dass das nicht nötig ist? Passen Architektur und Baumaterial in die Umgebung? Liegt die Unterkunft in einem trockenen Gebiet und hat dennoch einen großen Pool?

Häufen sich solche Beobachtungen, sollte man als Gast nachfragen und darauf hinweisen. Besonders, wenn die Unterkunft ein Umweltzertifikat hat. Zeigen Gäste, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist, können Hotelbetreiber nachziehen und etwas ändern.

Was ist mit dem Mindestlohn?

Nicht nur Umweltschutz zählt, sondern auch die soziale Dimension - also die Menschen, die in der Unterkunft arbeiten. Das betrifft längst nicht nur ferne Länder wie Thailand oder Mexiko.

„Auch in Europa herrschen ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der Tourismusbranche“, sagt Antje Monshausen, Leiterin von Tourism Watch bei Brot für die Welt, die sich für nachhaltigen Tourismus einsetzt. „Der Hotel- und Gastrobereich ist in Deutschland neben dem Reinigungsgewerbe der Sektor mit der geschätzt höchsten Umgehung des Mindestlohns“, erklärt die Expertin.

Nur was kann der Urlaubsgast konkret tun? Ein Beispiel: „Wenn ich mitbekomme, dass der Kellner vom Frühstück auch noch beim Abendessen da ist, sollte ich das Hotelmanagement oder den Reiseveranstalter ansprechen“, rät Monshausen. „Zehn Stunden arbeiten am Stück ist erlaubt, mehr nicht.“

Sind Öko-Hotels ein Rundum-Sorglos-Paket?

Es gibt oft Widersprüche. „Einige Öko-Lodges liegen in entlegenen Gebieten, in die man beispielsweise mit dem Hubschrauber kommt. Das ist nicht nachhaltig“, sagt Monshausen. Die Landfrage sei hier ebenfalls ein großes Problem. Liegen Lodges mitten im Urwald, könnte es sich um ein Gebiet einer indigenen Bevölkerungsgruppe handeln.

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Nachhaltig unterwegs, am besten ohne Flieger: Umwelt- und Klimaschutz ist auch beim Urlaub ein wichtiges Thema. 

Viele Unterkünfte nennen sich selbst „Eco-Lodge“ oder ähnliches. Doch auf den Namen können Urlauber nicht unbedingt vertrauen. „Wer Nachhaltigkeit propagiert, schreibt es auch auf seine Homepage. Hier kann man sich die Kriterien anschauen“, sagt Prof. Louisa Klemmer, Expertin für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz.

Dabei geht es auch um kulturelle und wirtschaftliche Aspekte. Bezieht die Unterkunft die lokale Bevölkerung mit ein? Werden Tipps für Restaurants außerhalb des Hotels gegeben und lokale Führer vermittelt? So können die Menschen vor Ort vom Tourismus profitieren.

Familienbetrieb statt Kette

„Dass wir die lokale Bevölkerung unterstützen, werden wir als Touristen merken. Es kommt ein positives Gefühl zurück, und das bedeutet mehr Lebensqualität für alle“, sagt Klemmer.

„Wenn die Häuser tatsächlich den ökologischen Gedanken in allen Bereichen leben, ist das eine gute Basis“, sagt Thomas. „Wir empfehlen inhabergeführte Unterkünfte in der Hand von lokalen Betreibern statt internationale Hotelketten. So kommt das Geld direkt vor Ort an.“ Das fördere lokale Wirtschaftsstrukturen. „Oft stammt ein Teil der Verpflegung aus dem hoteleigenen Garten oder vom benachbarten Bauern. Auch die Atmosphäre ist meist familiärer und von traditioneller Gastfreundschaft geprägt.“

Eigene Ansprüche in Frage stellen

Für Urlauber stellt sich die Frage: Müssen sie ihre Vorstellung von Urlaub komplett neu definieren, wenn sie nachhaltig übernachten wollen? Jein. „Ein durchdachtes, nachhaltiges Management kann viel bewirken, ohne dass der Gast auf Standards verzichten muss“, sagt Monshausen. Beispiel: „Dort gibt es dann etwa einen unbeheizten Naturpool, der auch als Vogeltränke dient. Und statt einer Klimaanlage Lichtschutz und gute Lüftungen.“

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Dennoch fordert der Nachhaltigkeitsgedanke auch die Mitarbeit der Touristen. „Nachhaltig zu reisen bedeutet, aufmerksamer zu sein, Dinge infrage zu stellen und bewusste Entscheidungen zu treffen“, sagt Prof. Klemmer. Eine solche Frage kann sein: Brauche ich überhaupt unbedingt eine Klimaanlage und einen Pool?

Die Experten sind sich einig: Eine nachhaltige Unterkunft schont nicht nur die Umwelt, sie ist auch nah an Mensch und Kultur. (dpa/tmn)

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