Millionen Menschen greifen zu Paracetamol. Nun sehen Forschende Anzeichen für bislang wenig beachtete Risiken in der Schwangerschaft.
Forscher schlagen AlarmNeue Hinweise auf Nebenwirkung von Paracetamol

Paracetamol unter Verdacht: Eine Studie liefert neue Erkenntnisse zu Risiken in der Schwangerschaft. (Symbolbild)
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Forschende der „Icahn School of Medicine at Mount Sinai“ in New York City haben mögliche Risiken der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft für die kindliche Entwicklung untersucht. Die Ergebnisse wurden am 14. August 2025 in der britischen Fachzeitschrift „BMC Environmental Health“ veröffentlicht. Das Team nutzte dafür die sogenannte Navigation-Guide-Methodik und wertete 46 internationale Studien mit mehr als 100.000 Mutter-Kind-Paaren aus.
Paracetamol: Studien sehen erhöhtes Risiko für Autismus und ADHS besonders deutlich
In 27 dieser Studien zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen pränataler Paracetamol-Einnahme und einem erhöhten Risiko für neuroentwicklungsbedingte Störungen wie Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Laut den Autorinnen und Autoren waren die Ergebnisse in Studien höherer Qualität besonders konsistent.
Die Auswertung zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Paracetamol in der Schwangerschaft und späteren Entwicklungsstörungen in vielen Studien ähnlich deutlich ausfällt. „Unsere Analyse ergab, dass vor allem hochwertige Studien diesen Zusammenhang häufiger bestätigen“, heißt es in der Veröffentlichung.
Biologische Mechanismen liefern Erklärung für mögliche Zusammenhänge
Paracetamol ist ein weit verbreitetes Schmerz- und Fiebermittel, das auch Schwangeren häufig empfohlen wird. Laut den Forschenden kann der Wirkstoff die Plazenta durchdringen und so das ungeborene Kind erreichen. Möglicherweise werden dadurch Prozesse im Körper ausgelöst, die die Entwicklung des Gehirns beeinflussen – etwa durch Stressreaktionen in den Zellen, Veränderungen im Hormonhaushalt oder durch Eingriffe in die Steuerung von Genen.
Als denkbare Ursachen nennen die Autorinnen und Autoren Störungen im Hormonsystem, Zellstress, der Nervenzellen schädigen kann, sowie Veränderungen, die bestimmen, welche Gene aktiv sind. Der gefundene Zusammenhang ist kein endgültiger Beweis, gilt aber als wichtiges Signal für weitere Untersuchungen.
Die Ergebnisse ergänzen frühere Hinweise aus Beobachtungsstudien und stärken die wissenschaftliche Basis für eine erneute Bewertung der Risiken von Paracetamol in sensiblen Entwicklungsphasen. (jag)