Katastrophaler Männergeschmack„Meine Schwester gerät immer an die gleichen Versager“

Lesezeit 3 Minuten
GettyImages-1046087252

Unsere Expertin erklärt, warum wir uns unterbewusst immer für den gleichen Typ Mensch entscheiden - und wie sich dieses Muster durchbrechen lässt.

  • Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  • Jede Woche beantworten die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Damaris Sander, Daniel Wagner und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Familie.
  • Heute geht es um die Frage eines Lesers, der nicht versteht, warum seine Schwester immer wieder an Versager gerät. Unsere Expertin erklärt, wie das Unterbewusstsein dabei eine entscheidende Rolle spielt.

Köln – Meine kleine Schwester hat einen katastrophalen Männergeschmack. Sie sucht sich regelmäßig die totalen Luschen aus, die ihr in jeglicher Hinsicht unterlegen sind. Aktuelles Beispiel: Sie plant und zahlt die gemeinsamen Urlaube, schmeißt den Haushalt allein, schämt sich in der Familienrunde dann zwar offensichtlich für sein dümmliches Geschwätz, aber ist auch enttäuscht, dass die Familie keinen Wert auf seine Anwesenheit legt, etwa zu Weihnachten. Nach ein paar Jahren folgt stets unweigerlich die Trennung. Wie kommt meine Schwester aus der Versager-Falle raus – und wie kann ich ihr dabei helfen? (Tim, 52)

Wenn wir uns in einen neuen Menschen verlieben, haben wir die rosarote Brille auf. Wenn nach einer Weile der Alltag wieder eingekehrt ist, wird uns aber oft bewusst, dass die Kleinigkeiten, die wir anfangs noch als so liebenswert empfunden haben, uns nicht nur immer mehr stören, sondern uns auch bedenklich vertraut vorkommen. Und nur allzu oft erkennen wir, dass wir uns wieder in den gleichen Typ Mensch verliebt haben. Doch warum passiert uns das immer wieder?

Neuer Inhalt

Désirée Beumers ist Psychotherapeutin.

Beziehungsmuster sind erlernt. Schon unsere frühesten Kindheitserfahrungen prägen uns und schaffen die Basis dafür, wie wir selbst später einmal Beziehung leben. Doch nicht nur das Beziehungsverhalten, das wir von unseren Eltern gelernt haben, hat einen Einfluss auf unsere Partnerwahl. Unsere inneren, unbewussten Konflikte bestimmen maßgeblich, auf wen unsere Wahl in Sachen Liebe fällt. Wenn wir uns unserer Ängste nicht bewusst werden, wiederholt unsere Psyche immer wieder dieselben destruktiven Muster. So entstehen psychische Erkrankungen oder eben das Muster, ständig Partner zu wählen, die uns nicht gut tun. Es scheint paradox, aber unser Unbewusstes wählt immer wieder die vermeintlich falschen Partner, weil eben nur sie einen ungelösten Konflikt repräsentieren.

Leseraufruf

Regelmäßig beantwortet jemand aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt, wo Sie sich einen guten Rat wünschen!

Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben. 

Schicken Sie Ihre Frage an:  in-sachen-liebe@dumont.de

Manchmal suchen wir uns auch Partner aus, die Eigenschaften haben, die wir bei uns nicht entdecken können. Es erscheint auf den ersten Blick unsinnig, sich einen Partner zu suchen, der Eigenschaften hat, die man selbst als negativ empfindet. Doch auch das hat seinen Grund: Indem wir uns Partner suchen, die für das stehen, was wir selbst an uns nicht akzeptieren, können wir genau diese Eigenschaften bei unserem Partner abwerten und müssen uns nicht mit unseren eigenen blinden Flecken beschäftigen.

Wie können Sie nun Ihrer Schwester helfen? Es ist schwierig, von außen konkrete Hilfestellung zu leisten. Denn um uns aus destruktiven Beziehungsmustern zu lösen, muss uns erst einmal bewusst werden, dass wir in ihnen gefangen sind. Der Leidensdruck muss also höher werden als die Beruhigung, in einer Beziehung zu sein. Es erfordert eine ganze Menge Mut, sich seinen Ängsten zu stellen. Dieser erste Schritt ist oft der schwierigste.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vielleicht fragen Sie Ihre Schwester einfach einmal, wie sie selbst Ihre Beziehungen erlebt. Versuchen Sie, mehr daran interessiert zu sein, zuzuhören als gehört zu werden. Bieten Sie sich Ihrer Schwester als zugewandter Zuhörer an. Sobald sie sich traut, sich zu öffnen, stehen Sie ihr zur Seite. Stärken Sie sie in Ihren Ressourcen, spiegeln Sie ihr, was für eine tolle und fähige Frau sie ist. Und versichern Sie ihr, dass Sie weiterhin für sie da sein werden – egal, welchen Weg sie gehen wird. Letztendlich ist es nämlich allein Sache Ihrer Schwester, für welchen Partner sie sich entscheidet. Auch wenn das für Sie schwer anzusehen und auszuhalten ist.

KStA abonnieren