Nachfrage drastisch erhöhtVerbraucherzentrale muss Energiepreis-Anfragen zurückstellen

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Dampf kommt zur morgendlichen blauen Stunde aus den Schornsteinen des Kraftwerks in Stuttgart-Münster.

Strom und Gaspreise explodieren. Das sorgt auch für erhöhten Beratungsbedarf bei den Verbraucherzentralen.

Die Anfragen an die Verbraucherzentrale haben sich 2022 mehr als verdoppelt. In der Energieberatung führt das zu starken Einschnitten.

Anfragen zu Themen rund um die Energiekrise haben sich bei der Verbraucherzentrale NRW im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Um 135 Prozent habe sich der Beratungsbedarf nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW erhöht. „Energie ist das Topthema des Jahres gewesen“, sagt Udo Sieverding, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale.

Der Grund dafür ist wohlbekannt: Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine entwickelte sich eine Energiekrise, die Preise für Strom, Gas und Öl explodieren ließ. Gleichzeitig versucht die Bundesregierung die Situation seitdem mit mehreren Entlastungspaketen zu entschärfen.

Verbraucherzentrale setzt auf digitale Angebote

Die hohe Nachfrage führte dazu, dass nicht alle Fragen sofort beantwortet werden konnten, sagt Udo Sieverding. Teilweise mussten Anfragen auf Wartelisten geparkt und priorisiert werden. „Zu Problemen kommt es zum Beispiel lokal, wenn die Stadtwerke in einer Region die Preise für Strom und Gas schlagartig erhöhen, bei den Kunden ist der Beratungsbedarf dann enorm.“

Priorisiert, so Sieverding, werde dann nach Bedürfnislage. Anfragen, bei denen es akut darum geht, wie und ob die Gasrechnung bezahlt werden könne, erhielten Vorrang.

Statt analoge Einzelberatungen setze die Verbraucherzentrale zunehmend auf Aufklärung über das Internet. Für Fragen rund um Entlastungspakete und Verbraucherrechte etwa empfiehlt Sieverding die eigens eingerichtete Landingpage rund um die Energiekrise.

Außerdem bietet die Verbraucherzentrale schon seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vermehrt Online-Seminare an: „Wir haben unsere Kapazitäten ganz bewusst auf Online-Seminare und Videoberatungen konzentriert, weil wir so in der gleichen Zeit mehr Leute erreichen können als bei Einzelberatungen vor Ort.“ So bietet die Verbraucherzentrale Seminare zu Themen wie Energiesparen, Haussanierungen und Förderprogrammen an.

„Für digitalaffine Menschen sind das die besten Möglichkeiten, um informiert zu werden und gleichzeitig die analogen Kanäle für Menschen offen zu lassen, die mit dem Internet noch nicht so vertraut sind,“ sagt Sieverding.

Der Beratungsbedarf ist in ganz Deutschland enorm. So berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass die Verbraucherzentralen in Deutschland knapp 280.000 Beratungen durchgeführt haben – das waren 100.000 mehr als im Vorjahr. Knapp 20.000 davon entfielen auf die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen. Am meisten Beratungsbedarf gab es laut Angaben der Verbraucherzentralen in Bayern (48.224).

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