600 Euro Mehrkosten pro Jahr10 Tipps, wie man die steigenden Energiepreise abfedert

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Den Stecker rausziehen spart Geld – viele Geräte ziehen auch im Stand-by-Modus Strom.

Köln – Die Energiepreise steigen in Deutschland rapide. So teuer wie jetzt waren Heizung, Strom und Gas zuletzt 2005, hat das Vergleichsportal Verifox ausgerechnet. Die Energiekosten für einen Musterhaushalt lagen im Juli 2021 bei 4.040 Euro pro Jahr. Im Juli 2020 kostete die gleiche Menge Energie noch 3.422 Euro. Damit sind die Ausgaben für Energie innerhalb von zwölf Monaten um 18 Prozent gestiegen. Die Haushaltskasse wird mit 618 Euro zusätzlich belastet.

Zusätzlich sorgt die Corona-Pandemie für deutlich höhere Stromkosten. Durch Homeoffice, Homeschooling und viel Zeit in den eigenen vier Wänden ist der Stromverbrauch um 162 Kilowattstunden gestiegen, was einer Zunahme von fünf Prozent entspricht. Das hat eine Auswertung der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online für den „Spiegel“ ergeben.

Aber Verbraucher haben es zum Teil selbst in der Hand, die Energiekosten zu regulieren. Beispiel Strom: Laut co2online zahlen Deutsche jedes Jahr bis zu zehn Milliarden Euro drauf, weil sie einfachste Möglichkeiten zum Stromsparen nicht nutzen. Eine vierköpfige Familie in einem Einfamilienhaus, die ihr Wasser nicht mit Strom erwärmt und 4000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht, kann gut 410 Euro sparen. Dabei helfen bereits vergleichsweise profane Maßnahmen, den Energieverbrauch zu drosseln. Wir haben zehn Tipps zusammengestellt. Ein Überblick.

Regelmäßig den Anbieter wechseln

Laut Bundesnetzagentur bezog 2019 etwas mehr als ein Drittel der Strom-Haushaltskunden in Deutschland den Strom über einen vergleichsweise teuren Grundversorgungstarif. „Geld lässt sich bereits dadurch sparen, indem man beim Grundversorger in einen günstigeren Tarif wechselt“, sagt Jana Beckmann von der Bundesnetzagentur. Das größte Einsparpotenzial biete allerdings ein kompletter Wechsel zu einem Wettbewerber.

Wer den Energieanbieter wechseln will, geht so vor: Verbraucher ermitteln über Vorjahresrechnungen und eine Zählerablesung ihren Energieverbrauch. Auf dieser Basis vergleichen sie Preise und Leistungen mehrerer Anbieter, zum Beispiel über ein Vergleichsportal. Der neue Anbieter reicht beim alten im Auftrag des Kunden die Kündigung ein und erledigt alle Formalitäten. In aller Regel ist innerhalb kurzer Zeit der Anbieterwechsel wirksam.

Bevor es zu einem Vertragsabschluss mit dem neuen Anbieter kommt, sollten Verbraucher aber mehrere Punkte kritisch prüfen. „Dazu gehören vor allem Vertragslaufzeiten, Kündigungsfristen, Preisgarantien und Preisanpassungsklauseln“, zählt Beckmann auf. Für die Frage, ab wann der neue Energieanbieter liefern kann, ist die Laufzeit des alten Vertrags entscheidend.

Kündigungsfristen ergeben sich generell aus dem bestehenden Vertrag. Zu beachten ist jeweils, zu welchem Zeitpunkt Kunden bis wann kündigen können. Dabei kommt es auf Vereinbarungen über eine etwaige Mindestvertragslaufzeit an, aber auch auf eine Regelung zur stillschweigenden Verlängerung und die Kündigungsfrist an sich.

Dass sich ein regelmäßiger Wechsel wirklich lohnt, zeigen die Gegenmaßnahmen einiger Anbieter. Die Verbraucherzentrale bemängelt, dass sogenannten „Bonushopper“ systematisch und ohne Angabe von Gründen abgelehnt werden. Verbraucher können dem vorbeugen, wenn sie dafür sorgen, dass ihre Daten beim alten Versorger gelöscht werden. Einen Musterbrief der Verbraucherzentrale findet man hier.

Spülmaschine

Die Verbraucherzentrale NRW rät, die Spülmaschine nur dann anzustellen, wenn sie auch voll geladen ist. Ansonsten wird Energie und Wasser verschwendet. Vorspülen ist nicht notwendig. Die meisten Spülmaschinen sind so leistungsstark, dass auch bei niedrigen Temperaturen sehr saubere Ergebnisse erzielt werden. Wenn das Geschirr nicht besonders stark verschmutzt ist, reicht in vielen Fällen auch der Energiesparmodus.

Waschmaschine

Auch die Waschmaschine sollte nur dann in Betrieb genommen werden, wenn die Trommel ausreichend voll beladen ist, empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW. In der Regel ist es ausreichend, die Wäsche bei 30 oder 40 Grad zu waschen. Das spart Energie und lässt auch die Kleidung länger halten. Auf Vorwäsche kann man verzichten. Sofern die Wäsche nicht allzu sehr verschmutzt ist, reicht auch der Energiesparmodus.

Trockner

Am meisten Strom lässt sich sparen, wenn man den Trockner erst gar nicht anstellt. Das gilt natürlich besonders für die warmen Monate im Jahr. Generell empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW, die Wäsche vorher mit einer hohen Drehzahl zu schleudern. Dadurch ist die Wäsche am Ende weniger nass und man spart so etwa ein Drittel des Stroms.

Kühlschrank

Grundsätzlich sollte ein Kühlschrank nicht direkt neben einem Herd oder einer Heizung aufgestellt sei, weil das Kühlaggregat sich sonst häufig einschaltet und gegen die Wärme ankämpft. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, dass der Kühlschrank im oberen Fach auf 7 °C eingestellt ist. Das reicht zur Kühlung. Wenn man die Temperatur um nur ein Grad verringert, steigt der Stromverbrauch bereits um circa 6 Prozent. Wer warme Speisen im Kühlschrank lagern möchte, sollte sie außerdem zunächst abkühlen lassen.

Herd

Wer einen Deckel benutzt spart nicht nur Zeit, sondern auch Strom. Gemüse, Eier und Kartoffeln sollte man mit lediglich 1-2 cm bedecktem Wasser kochen. Das hat neben dem Energiesparen auch den Vorteil, dass die Vitamine erhalten bleiben. Backen mit Umluft spart laut Verbraucherzentrale NRW etwa 15 Prozent Energie im Vergleich zu Ober- und Unterhitze.

Wasserkocher

Der wichtigste Tipp für den Wasserkocher lautet: Nutzen Sie ihn. Denn Wasserkocher verbrauchen viel weniger Energie zum Erhitzen von Wasser als Elektroherde. Wer sein Nudelwasser dennoch direkt im Topf auf dem Herd zum Kochen bringen möchte, sollte unbedingt einen Deckel nutzen.

Heizkörper

Am besten lässt sich Strom mit einer modernen Heizungspumpe sparen. Sie verbraucht bis zu 80 Prozent weniger Strom als alte Pumpen. Außerdem ist, wie auch beim Kühlschrank, die Lage der Heizkörper entscheidend. Sie sollten nicht hinter Gardinen oder Möbeln versteckt werden. Das erschwert die Ausbreitung der Wärme enorm, sie kann nicht richtig zirkulieren.

Elektrogeräte drosseln

Im besten Fall kauft man sich Steckerleisten, über die viele Elektrogeräte mit Strom versorgt werden. Diese kann man nach der Benutzung gebündelt ausschalten. Das sollte man unbedingt tun, denn die Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass alle Geräte auch im Stand-by- oder „Stromsparmodus“ weiterhin Strom ziehen.

Eine günstige Variante mit großem Effekt ist zum Beispiel ein klassischer Timer für Mehrfachsteckdosen. Geräte, die etwa nachts oder zu bestimmten Tageszeiten nicht benötigt werden, können hier zusammengeführt und gemeinsam ausgeschaltet werden. So verbrauchen sie keine zusätzliche Energie im Standby-Modus. Entsprechende Timer gibt es für unter 20 Euro im Baumarkt.

Beleuchtung

Glüh- und Halogenlampen sollte man durch LED ersetzen. Sie verbrauchen noch weniger Energie als Energiesparlampen. Dennoch sollte man warten, bis diese nicht mehr funktionieren. LED-Lampen erzeugen sofort helles Licht und haben sowohl einen geringen Energieverbrauch als auch eine lange Lebensdauer.

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