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Schnäppchen können teuer werdenVerbraucherzentrale warnt vor Online-Shops mit niederländischer Adresse

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau packt ein Kleidungsstück aus einem Paket aus.

Im Internet lassen sich einige Schnäppchen machen. Doch nicht immer ist das Angebot seriös.

Deutsche Internetadresse, niederländische Firma: Das klingt erstmal seriös. Doch die Verbraucherzentrale mahnt zur Vorsicht.

„Kann doch nicht wahr sein!“ Das dachte sich Annika Berger (Name geändert), als die E-Mail eines Online-Händlers für Bekleidung in ihrem Postfach landete. Dort hatte sie sich eine Jacke bestellt, 50 Euro – ein Schnäppchen, doch die Jacke passte nicht. Eigentlich kein Problem, dann wird sie eben zurückgeschickt. Der Shop hatte einen seriösen Eindruck gemacht: deutsche Internetadresse, deutschsprachiger Kundendienst. Doch in der E-Mail hieß es dann, der Rückversand solle an eine Privatadresse nach China erfolgen. Für Versandkosten und Zoll zahlte Berger am Ende knapp 17 Euro.

Genau davor warnt jetzt auch die Verbraucherzentrale Hamburg. Sie rät zur Vorsicht „bei Bestellungen von preiswerter Kleidung in Online-Shops, die eine niederländische Unternehmensadresse im Impressum angeben.“ Bei einigen Anbietern werde die Ware aus China geliefert – und soll auch dorthin zurückgeschickt werden. „Diese Rücksendungen können mit sehr hohen Portokosten verbunden sein, die oft den eigentlichen Warenwert übersteigen.“

„Nicht ersichtlich“, dass Ware aus China versandt wird

Die Website, bei der Berger ihre Jack bestellt hatte, existiert mittlerweile nicht mehr. „Ich habe mich wahnsinnig geärgert und dachte, hätte ich das doch nie bestellt“, erzählt sie. „Dass der Shop Waren aus China verkauft, war null ersichtlich.“ Erst, als die Jacke nicht passte und sie sich mit dem Rückversand beschäftigte, dämmerte es langsam. Aufwändig musste sie suchen, wie dieser überhaupt funktioniert. Das Ergebnis war die E-Mail mit der freundlichen Bitte, den teuren Rückversand nach China zu tätigen.

Auf das vermeintliche Schnäppchen mit der Jacke war Berger über Werbung auf einer Social-Media-Plattform aufmerksam geworden. Diese Strategie ist auch der Verbraucherzentrale bekannt. Durch gezielte Marketingmaßnahmen und Werbung in sozialen Netzwerken würden Verbraucherinnen und Verbraucher schnell zum Kauf animiert, ohne die genauen Bedingungen zu kennen, heißt es.

Rückversand nach China: Information wird gut versteckt

„Oftmals sind die chinesischen Kontaktadressen tief in den Rückgabe- und Erstattungsbedingungen versteckt. Doch danach muss man gezielt suchen“, berichtet Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Verbraucherschützerin erhalte aktuell viele Beschwerden zu fragwürdigen Shops, die preiswerte Mode anbieten und in den Niederlanden ansässig sein sollen. Als Beispiele werden die Internetseiten amodafashion.de, emma-keller.de, gesundesschuhe.de, variera.de und wolffashion.de genannt.

Bei einem Blick auf diese Webshops fällt tatsächlich ein immer gleiches Muster auf: Die Seiten sind auf Deutsch, die Internetadresse endet auf .de. Und im Impressum steht eine niederländische Adresse. Dass die Waren aus China stammen und auch die Retoure auf eigene Kosten dorthin versandt werden soll, erfährt man nur, wenn man explizit nach dieser Information sucht. Bei einigen Anbietern findet sich die chinesische Adresse immerhin etwas versteckt zwischen anderen Rückgabebedingungen. Auf anderen Websites gibt es lediglich Hinweise, dass die niederländische Adresse nicht die Rücksendeadresse sei. Oder, dass der Rückversand eventuell nach Asien erfolgen müsse.

Die genaue chinesische Adresse für die Retoure werde in vielen Fällen erst während des Rückgabeprozesses bekannt gegeben, so die Verbraucherzentrale. Und damit auch die hohen Kosten. Die können sogar dazu führen, dass sich ein Rückversand gar nicht lohnt. „Wenn der Wert der bestellten Ware rund 30 Euro beträgt, deren Rücksendung aber 50 Euro kosten soll, fühlen sich viele Menschen getäuscht und über den Tisch gezogen“, berichtet Julia Rehberg.

Blick ins Impressum genügt nicht mehr

Die Verbraucherzentrale ist überrascht darüber, wie sehr sich Shops mittlerweile bemühen, die Bedingungen des Rückversands zu verschweigen. Jahrelang habe man dazu geraten, einen Blick ins Impressum zu werfen und zu prüfen, ob dort eine vertrauenswürdige Adresse zu finden ist, so Rehberg. Doch das allein scheine nun nicht mehr zu nützen. „Shops, die man nicht kennt, sollte man immer sehr genau prüfen und auch das Kleingedruckte zu Rücksendungen im Detail lesen“, rät die Verbraucherschützerin. Besonders dann, wenn man über Werbung auf den Shop gestoßen sei. Im Zweifel solle man lieber von einer Bestellung absehen.

Denn auch der Käuferschutz einiger Zahlungsdienstleister hilft hier nicht viel. Denn in der Regel werde die Rücksendung der Ware vorausgesetzt, um eine Erstattung zu erhalten. „Doch wer will zunächst 50 Euro fürs Porto zahlen, um dann 30 Euro gutgeschrieben zu bekommen?“, gibt Rehberg zu bedenken.

Für Berger kam es sogar noch dicker. Die chinesische Privatadresse, an die sie das Paket hatte schicken sollen, gibt es anscheinend gar nicht. „Das Paket kam nie an, sondern nach knapp zwei Monaten zu mir zurück, weil die Adresse nicht ermittelt werden konnte.“ Das Ende vom Lied: Für knapp 67 Euro hatte sie nun eine Jacke, die ihr nicht passt. Alles andere als ein Schnäppchen.