Grüne Oase hinterm HausDas sind Deutschlands schönste Gärten des Jahres 2020

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Garten BrigitteRoede Foto Gary Rogers 2

Brigitte Röde legte auf einem landwirtschaftlichen Feld einen komplett neuen Garten an und teilte ihn in Räume ein, die Rosen, Gräsern, Gemüse oder Haselnüssen vorbehalten sind. 

  • Im Wettbewerb „Garten des Jahres“ wurden die am besten gestalteten Gärten nominiert.
  • Auch aus kleinen Gartenflächen, wie es sie häufig in Städten gibt, kann eine grüne Oase geschaffen werden.
  • Experten erklären, worauf es bei der Gestaltung ankommt und wie der Garten auch ökologisch wertvoll wird.

Köln – Nur 170 Quadratmeter ist das Grundstück groß. Doch umgeben von Backsteinmauern und beschattet durch große Gehölze finden sich hier Sitzplätze, ein Wasserbecken und eine abwechslungsreiche Bepflanzung. Hier, mitten in Düsseldorf-Oberkassel, ist auf einem langen, schmalen Grundstück eine grüne Oase entstanden.

Dieser kleine Garten, gestaltet von „gartenplus - die gartenarchitekten“ aus Jüchen erhielt den ersten Preis im Wettbewerb „Garten des Jahres“, den der Callwey-Verlag zusammen mit anderen Förderern ausgeschrieben hat. Verschiedene Räume auf begrenzter Fläche, gute Material- und Pflanzenverwendung und ein Design, das Haus und Außenbereich zu einer Einheit verbindet, machen den Garten aus.

Das Geheimnis der guten Gartengestaltung

Solche Grundstücke sind nicht selten in der Stadt, oftmals wird ihr Potential nicht ausgeschöpft. Dann beherbergen sie Mülltonnen, Fahrräder und viel Beton. Oder eine schlichte Rasenfläche, wie es in Oberkassel der Fall war. Nur selten bieten sie einen Raum, in dem man sich wirklich gerne aufhält. Dieser Garten mit Terrasse am Haus und Sitzplatz unter Bäumen wird jedoch inzwischen von den Eigentümern als erweiterter Wohnraum geschätzt. Er ist schattig und hat Charme, die alten Backsteinmauern kommen hinter dem Grün der Pflanzen gut zur Geltung. Doch was ist das Geheimnis einer guten Gestaltung?

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„Die erste Frage bei so einem kleinen Grundstück ist: brauche ich wirklich eine Rasenfläche?“, sagt Landschaftsarchitekt Bernd Franzen. Die üppige Bepflanzung mit Gehölzen wie Apfeldorn und Weidenblättrigen Birnen, Lilientrauben, Elfenblumen und Thymianteppichen sei ökologisch wertvoller als ein Rasen, der deutlich mehr Wasser brauche. Außerdem fällt hier, wenn alles einmal eingewachsen ist, deutlich weniger Pflege an. 

Entscheidend ist jedoch die Gestaltung an sich. „Ein kleiner Garten wird stark dominiert durch die Linien von Haus und Grundstücksgrenzen“, sagt Franzen. Bewusst haben er und seine Kollegen von „gartenplus“ Fluchten aufgegriffen, etwa bei der Planung des Wasserbeckens, das genau in der Achse der Fenster liegt. Die Bodenplatten wurden so verlegt, dass die Fugen parallel zum Haus verlaufen. So entstand eine Einheit aus Haus und Garten. In der Materialwahl waren die Designer zurückhaltend und haben den Backstein von Mauer und Hausfassade durch Bergische Grauwacke ergänzt, die sich farblich harmonisch einfügt. Dennoch ist Lebendigkeit erlaubt, sogar ein Muss: Der Thymian, der die harten Kanten des Natursteinpfades weich überwächst, bricht genau die Gradlinigkeit auf und bringt ein lebendiges Element hinein, ähnlich wie die mehrstämmigen Gehölze.

Garten der zehn Jahreszeiten

Nicht zuletzt können und sollten, sogar mitten in der Stadt, ökologische Überlegungen eine Rolle spielen. Von welchen Pflanzen können Tiere profitieren? In diesen Garten wurden Apfeldorne (Crataegus x lavallei ‘Carrierei‘) gepflanzt, alte Züchtungen aus Frankreich, die früh im Jahr blühen. Ihr Nektar ist wichtige Nahrung für die Insekten, die Beeren holen sich die Vögel im Winter. Damit sind sie deutlich wertvoller als zum Beispiel Kirschlorbeer – und interessanter anzuschauen.

Ganz anders der Garten der Kölner Landschaftsarchitektin Brigitte Röde, der im Wettbewerb „Gärten des Jahres“ eine Anerkennung erhalten hat. Dieses Grundstück in Viersen ist mit 2400 Quadratmeter deutlich größer, doch nicht unbedingt einfacher zu gestalten, denn es ist dreieckig. Brigitte Röde legte auf einem landwirtschaftlichen Feld einen komplett neuen Garten an und teilte ihn in Räume ein, die Rosen, Gräsern, Gemüse oder Haselnüssen vorbehalten sind – Sitzplätze inklusive.

Hainbuchenhecken gliedern das Grundstück, das sich somit deutlich von der weiten, offenen Umgebung abgrenzt. Die Hauptachse ist ein nach britischem Vorbild entstandenes doppelseitiges Staudenbeet. Hier wachsen Phlox und Sonnenhüte, groß werdende Gräser wie Chinaschilf und Hortensien, die auch im Winter ein interessantes Bild ergeben. Entstanden ist ein reich bepflanzter „Garten der zehn Jahreszeiten“, in dem es von Vorfrühling bis zum Winter etwas zu entdecken gibt.

Konstanze Neubauer, Meike Winnemuth: Gärten des Jahres, 296 S., Callwey Verlag, 59,90 Euro

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