Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

HochschuleKölner Ecosign wird 20 Jahre alt

4 min

Nola Bunke arbeitet als Dozentin an der Ecosign Akademie für Gestaltung.

Köln – Nola Bunke hatte bereits Philosophie studiert, als Kellnerin gearbeitet und Bühnendekorationen angefertigt, als sie sich nach einer durchzechten Nacht dazu entschloss, Fotografie zu studieren. Leicht angeschwipst stöberte sie in den Internetseiten der Hochschule Ecosign, füllte ein Anmeldeformular aus, schickte die Bewerbung ab – und wurde angenommen. Das war 2005 und seitdem hat Bunke das Studium an der Ehrenfelder Akademie nicht nur abgeschlossen, sondern arbeitet dort auch als Dozentin.

Die Ecosign, das ist die etwas andere Hochschule, die in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag feiert. 1994 wurde sie von Simone Fuhs gegründet, von Anfang an hat sich das Team Nachhaltigkeit und Ökologie auf die Fahnen geschrieben. Das macht sich nicht nur im Studienprogramm bemerkbar, sondern auch im Mobiliar der Hochschule an der Vogelsanger Straße 250. Die bunten Wände wurden mit ökologischen Farben gestrichen, das Licht wird automatisch gelöscht, wenn Präsenzmelder anzeigen, dass sich niemand mehr im Hörsaal befindet. Im Jahr 2008 erhielt die Akademie einen Preis für das beste papierlose Büro Deutschlands, von der UN-Wissenschaftsorganisation Unesco wurde sie als vorbildliche Bildungseinrichtung geehrt.

Schönes Design für ein ernstes Thema: In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Roberts Radio hat Ecosign-Absolventin Sandra Gunkel 2008 ein Ensemble aus Schuhen und einem Radio entworfen. Auf beiden Designobjekten hat sie die abstrahierten Flaggensymbole von Israel und Palästina aufgetragen. Die Schuhe symbolisieren den Weg, den beiden Konfliktparteien noch zurücklegen müssen, damit Frieden herrschen kann. Das Radio soll ein Zeichen für Kommunikation sein. (ris)

Es sieht ein bisschen so aus wie ein japanisches Brettspiel. „Xaos“ hat Ecosign-Absolvent Elmar Sander sein Spiel genannt, das er im Jahr 2009 entworfen hat. Die Idee: Ausgehend von dem fehlenden Feld in der Mitte breitet sich das Chaos, der leere Raum, aus und löst Stück für Stück den Spielkosmos auf, in dem Felder aus dem Spielraster herausgenommen werden. Um das Chaos zu überwinden, müssen die Spieler mit ihren Figuren zeitweise ein Bündnis eingehen. (ris)

Der Pfandring des Ecosign-Absolventen Paul Ketz hat es schon zu einiger Berühmtheit gebracht. Im Kranz aus bunt bemaltem Stahl, der um Straßenmülleimer drapiert werden kann, sollen leere Flaschen abgestellt werden. Mittlerweile hat der Kölner Bezirk Ehrenfeld einige der Pfandringe an der Venloer Straße und an der Lichtstraße aufgestellt. Auch die bayerische Stadt Bamberg hat dem Jungdesigner einige der Pfandringe abgekauft. (ris)

Möbel aus Abfall-Produkten baut Jungdesigner Magnus Berns. In Kommoden verarbeitet er Handschuhfächer unter anderem von Porsche. Das erste Handschuhfach hatte Berns vor einigen Jahren auf dem Schrottplatz in Derkum aus einem Auto ausgebaut. Inzwischen kauft er die Fächer im Internet und baut sie in die Möbelstücke aus Kiefernsperrholz mit Edelholz-Furnier ein. Mittlerweile arbeitet Magnus Berns beim schwedischen Möbelhaus Ikea als Designer. (ris)

250 Studenten, 40 Dozenten

Die Ecosign Akademie für Gestaltung bietet die Studiengänge Produktdesign und Kommunikationsdesign sowie wie Fotografie und Illustration an. Das Studium an der Vogelsanger Straße 250 ist auf acht Semester angelegt.

Ihren Geburtstag feiert die Hochschule mit einer Design-Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtsschule. Vernissage ist am Donnerstag, 28. August, um 20 Uhr. Die Schau ist anschließend bis zum Sonntag, 28. September, dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Weitere Informationen gibt es im Internet. (ris)

www.ecosign.net

Dozentin Bunke (33) genießt vor allem die familiäre Atmosphäre an der Ehrenfelder Akademie. „An der Uni habe ich nicht mal den Weg gefunden und fühlte mich in den großen Hörsälen sehr anonym.“ Gerade einmal 250 Studenten lernen in der Ehrenfelder Hochschule bei 40 Dozenten – ein vorbildlicher Betreuungsschlüssel, für den die Studenten monatlich allerdings auch 390 Euro bezahlen. Dafür können sie aber auch schon mal mitbestimmen, wenn es darum geht, einen neuen Studienschwerpunkt zu wählen.

Wurden 1994 die Absolventen mitunter für das ökologisch angelegte Nischen-Studium belächelt, hat sich die Ecosign mittlerweile einen Namen gemacht. Mehrmals erhielten Studenten Auszeichnungen beim Kölner Design-Preis und stellen bei der Nachhaltigkeitsmesse Ökorausch aus und der Möbelschau Imm Cologne aus. Die Studenten sind bekannt für ihre kreativen Produkte. Mikail Cengiz baute etwa aus gebrauchten japanischen Essstäbchen eine Lampe. Janina Damm und Sonja Lorenz stellten eine Webseite ins Internet, auf der sich Bauern und andere Kölner zur Ernte-Nachlese verabreden können. Der Pfandring von Paul Ketz wurde sogar vom Kölner Bezirk Ehrenfeld und der bayerischen Stadt Bamberg gekauft.

Ihren Geburtstag feiert die Hochschule mit einer Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst Köln. Dort werden ab dem kommenden Donnerstag, 28. August, 40 Exponate aus der 20-jährigen Geschichte der Ecosign gezeigt.