„Wir vermuten Mitnahmeeffekte“Warum Butter plötzlich so günstig ist – und Gurken so teuer

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Ein Stück Butter und ein Messer liegen auf einem Teller.

Im letzten Jahr stiegen die Preise für Butter rasant, jetzt gehen sie genauso schnell wieder runter.

Die Inflation treibt die Lebensmittelpreise weiter in die Höhe. Nur der Butterpreis geht plötzlich rasant nach unten. Wie kann das sein?

Dass alles teurer wird, daran haben sich Verbraucher inzwischen gewöhnen müssen. Dabei gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede. Während eine Salatgurke im Supermarkt mittlerweile 1,50 Euro und mehr kostet, sinkt der Preis für Butter rapide. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank der Butterpreis im Februar um 14,2 Prozent. Im vergangenen Jahr hat Butter im Jahresdurchschnitt noch knapp 40 Prozent mehr gekostet als zuvor. Von 2,99 Euro auf stellenweise nur noch 0,99 Euro. Wie kann das sein?

Zunächst hängt das mit dem Rhythmus der Preisverhandlungen in der Milchbranche zusammen. Die alten Verträge waren Ende Januar ausgelaufen, und in den neuen Verträgen konnten die Händler deutlich günstigere Preise vereinbaren, die die aktuellen Preissenkungen ermöglichen.

Rekordpreis für Milch nicht für teure Butter verantwortlich

Ein Grund dafür sei, dass nach den Rekordpreisen für Milch im vergangenen Jahr die Rohmilchproduktion in Deutschland wieder deutlich gestiegen sei, sagte der Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes, Eckhard Heuser, Anfang Februar der Deutschen Presse-Agentur.

Der Jo-Jo-Effekt bei den Butterpreisen lässt sich nach Ansicht von Frank Waskow, Lebensmittelexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, aber nicht allein mit den sinkenden Milchpreisen erklären: „Wir haben den Verdacht, dass der ein oder andere Lebensmittelhändler im letzten Jahr nicht nur die Preiserhöhungen aufgrund der steigenden Energiepreise weitergegeben hat, sondern dass es auch Mitnahmeeffekte gegeben hat, um den eigenen Umsatz zu steigern.“

Hinzu komme, dass sich viele Kunden am Preis für Butter orientieren würden, um die Preislage einzuschätzen. „Diese Ankerprodukte machen die Supermärkte jetzt günstiger, um Kunden in den Laden zu locken.“ Einen nennenswerten Preisrückgang gab es abgesehen von Butter auch bei Speisefetten und Speiseölen (-7,2 Prozent).

Sonst steigen die Preise bei Lebensmitteln aber nach wie vor. Vor allem in der Gemüseabteilung lässt sich das beobachten. Dort gingen die Preise laut Statistischem Bundesamt auch im Februar um 12,5 Prozent nach oben. Jüngstes Extrembeispiel: die Gurke. Zuletzt sorgte ein Video auf Tiktok für Aufsehen, in dem eine Userin sich über den Preis von 3,29 Euro für eine Salatgurke empörte.

Waskow: Preise für Gemüse sinken bald wieder

Der Anbau von Gemüse sei sehr energieintensiv, erklärt Verbraucherschützer Waskow. Damit lasse sich ein Teil des Preisanstiegs erklären. Dass gerade jetzt die Preise nochmal stärker anziehen, habe außerdem schlicht mit schlechtem Wetter zu tun: „In Spanien, Italien und Marokko gab es vor ein paar Wochen starke Unwetter. Das sind zu dieser Jahreszeit üblicherweise die Länder, aus denen wir Gurken, Tomaten und Paprika beziehen. Durch die Unwetter aber wurden viele Gemüsebauanlagen zerstört. Das hat das Angebot verknappt.“

Eine gute Nachricht hat Waskow allerdings auch: In diesen Wochen kämen auch wieder die ersten Gurken und Tomaten aus Deutschland auf den Markt. „Deswegen gehe ich davon aus, dass die Preise relativ schnell wieder runter gehen.“

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