„Buy now, pay later“, RatenkaufSo teuer ist Online shoppen mit Klarna wirklich

Lesezeit 6 Minuten
Zwei Hände halten ein Smartphone vor blauem Hintergrund, darauf ist groß das Klarna-Logo zu sehen.

„Jetzt kaufen, später zahlen“ ist das Erfolgsmodell des schwedischen Bezahldienstes Klarna.

Sie bekommen ihre Bestellung sofort, bezahlen aber erst später: Das Bezahlmodell kann für Kunden richtig teuer werden.

„Wollen Sie Ihren Einkauf wirklich sofort bezahlen – nicht lieber erst in 30 Tagen?“ Wenn Sie online bestellen, kennen Sie dieses Angebot von Klarna oder Paypal sicherlich. „Buy now, pay later“ heißt das Modell der Bezahldienste – und es wird immer beliebter. Das berichtet die Schufa in ihrem aktuellen „Risiko- und Kreditkompass“. Besonders bei jungen Menschen ist es verbreitet: Fast jeder Dritte im Alter von 18 bis 39 Jahren bezahlt Einkäufe über „Buy now, pay later“-Anbieter.

„Buy now, pay later“ laut Schufa immer beliebter

Rund 42 Prozent aller neu abgeschlossenen Ratenkredite sind mittlerweile Kleinkredite unter 1000 Euro – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Ein Großteil der vielen Neuabschlüsse kann auf „Buy now, pay later“-Angebote im Online-Handel zurückgeführt werden, erklärt die Schufa. Im Schnitt lagen die Kleinkredite bei 356 Euro. Ist die wachsende Beliebtheit ein Grund zur Sorge?

„Buy now, pay later“ sei nicht zwingend mit zusätzlichen Kosten verbunden, erklärt Birgit Vorberg von der Verbraucherzentrale NRW, Expertin für Kredit und Verschuldung. Wählt man die Zahlung innerhalb von 30 Tagen und zahlt den Betrag pünktlich, wird kein Aufpreis verlangt. Solange immer alles pünktlich bezahlt wird und nicht zu viele Bestellungen gleichzeitig offen sind, ist das relativ unproblematisch. In diesen Fällen können Verbraucher hier von einem zinslosen Zahlungsaufschub profitieren.

„In 30 Tagen“: Wann wird das Modell zur Schuldenfalle?

Was vielen nicht bewusst ist: Wählt ein Kunde „Buy now, pay later“, läuft im Hintergrund schon eine Bonitätsprüfung ab, erklärt Birgit Vorberg. Das heißt, der Händler erkundigt sich, ob ein Kunde kreditwürdig ist, beispielsweise bei der Schufa. Bislang passiert das bei Beträgen ab 200 Euro, in Zukunft auch unter dieser Grenze.

Vor allem warnt Vorberg: Das Bezahlmodell kann schnell zur Schuldenfalle werden, gerade wenn man es häufig nutzt und unbedacht darauf zurückgreift. „Die Gefahr besteht darin, dass man den Überblick über die eigenen Schulden verliert“, sagt Vorberg. „Der Berg an Verpflichtungen wird immer höher und höher und es wird immer schwieriger, ihn abzubezahlen.“ Wer eine Frist verpasst, muss mit zusätzlichen Kosten für Mahngebühren und Inkassounternehmen rechnen.

Junge Menschen immer häufiger überschuldet

Wie real diese Gefahr ist, zeigt eine neue Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Besonders junge Menschen sind laut dem aktuellen Schuldneratlas gefährdet, in eine Überschuldungsspirale zu gelangen. Bei den Jüngeren unter 30 Jahren steigt die Schuldnerquote erstmalig seit 2013 an. Zudem gebe es 2022 mehr Fälle, in denen bereits mehrere Mahnungen ausgesprochen oder Inkassoverfahren eingeleitet wurden.

Das führt Creditreform vor allem auf die drastisch gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiepreiskosten zurück, die „zu nachhaltigen Zahlungsstörungen geführt haben.“ Die Wirtschaftsauskunftei sieht jedoch auch einen Zusammenhang mit der steigenden Nachfrage nach „Buy now, pay later“-Angeboten und Kleinkrediten, „die einen Einstieg in die Überschuldungsspirale begünstigen.“

Ratenzahlung: sehr hohe Kosten bei Klarna

Auf keinen Fall sollten Verbraucher bei Klarna, Paypal und ähnlichen Diensten einen Kauf mit Ratenzahlung abschließen. Hierfür zahlen sie ordentlich drauf – sogar mehr als für den Dispo. Im Grunde schließen sie hier mit wenigen Mausklicks einen Kredit ab, aber einen sehr teuren. Wie viel Klarna und Paypal für einen Kauf auf Raten verlangen, zeigt ein Test des Preisvergleichsportal Verivox.

Ein Beispiel: Ein Kunde möchte ein Notebook für 2236 Euro in Raten über 24 Monate bezahlen. Klarna berechnet 13,6 Prozent Zinsen für Ratenfinanzierung: Hier zahlt er 309 Euro Zinsen obendrauf. Bei Paypal wären es 251 Euro, hier werden 10,99 Prozent Zinsen berechnet. Zum Vergleich: Mit einem herkömmlichen Kredit von der Bank wären es etwa 166 Euro Zinsen. Das gilt bei einem Zinssatz von 7,19 Prozent – so viel wurde Kunden bei Ratenkrediten über Verivox zuletzt im Mittel berechnet.

Null-Prozent-Finanzierung: Trotzdem Nachteile möglich

Selbst mit Null-Prozent-Finanzierung ist Ratenzahlung nicht unproblematisch. Ratenkäufe können später zum Nachteil ausgelegt werden, wenn Verbraucher einen wichtigen Kredit von der Bank benötigt, etwa für eine Immobilie. „Viele Banken schätzen Kreditinteressierte mit mehreren monatlichen Ratenabbuchungen als weniger kreditwürdig ein“, erklärt Oliver Maier, Verivox-Geschäftsführer. „Dadurch haben es Betroffene umso schwerer, bei einem späteren Finanzierungswunsch noch einen Kredit zu erhalten.“

Dasselbe gilt für Ratenfinanzierung im Handel oder über Bezahl-Apps. „Viele Konsumenten sind sich nicht bewusst, dass auch Kleinstfinanzierungen über Zahlungsdienstleister wie Klarna und Paypal grundsätzlich einen Kredit darstellen und in der Schufa vermerkt werden“, sagt Maier.

Ein anderes unterschätztes Risiko: Auch wenn keine Zinsen berechnet werden, „die Raten fallen trotzdem an“, sagt Birgit Vorberg. Eine Wohnzimmereinrichtung für 2000 Euro zum Beispiel könne sich auch ohne zusätzliche Zinsen zu einer großen Belastung entwickeln. „Es wird häufig unterschätzt, wie lange man tatsächlich Raten zahlen muss.“ Verbraucher sollten sicher sein, dass sie sich die Raten leisten können und sich nicht vom Angebot der Null-Prozent-Finanzierung locken lassen.

Dispo: Konto überziehen kostet immer mehr

Einfach das Konto zu überziehen, ist zuletzt immer teurer geworden. Je nach Bank zahlen Sie dafür bis zu 15 Prozent Zinsen, wie eine aktuelle Untersuchung von Finanztest zeigt. Im Schnitt liegt der Dispozins bei 12 Prozent. Das heißt: Überziehen Sie Ihr Konto mit 1000 Euro, kostet Sie das aufs Jahr gerechnet bereits 120 Euro. Obwohl er so teuer ist, nutzen viele Verbraucher den Dispokredit. Bei einem regelmäßigen Gehaltseingang gewähren viele Banken ihn automatisch mit und Kontoinhaber können ohne Weiteres ihr Konto überziehen – oft ohne sich über die Kosten klar zu sein.

Tipp der Experten: Ein herkömmlicher Ratenkredit bei der Bank ist oft die günstigste Option, sich einen Betrag über einen längeren Zeitraum zu leihen. Eine andere Möglichkeit kann sein, sich den benötigten Betrag zinslos oder günstig von der Familie oder engen Freunden zu leihen.

Für einen Ratenkredit sollten sich Verbraucher bei verschiedenen Banken nach ihren Kreditkonditionen erkundigen, rät Stiftung Warentest. Sie bietet dafür einen Vergleichsrechner. Maier von Verivox ergänzt: „Wer selbst vergleicht und bei mehreren Banken eine Finanzierung anfragt, sollte sich vorab vergewissern, dass die Kreditinstitute zunächst nur eine Bonitätsauskunft einholen, die keinen negativen Einfluss auf ihren Schufa-Score hat.“

„Ohne Schufa“: Nicht auf dubiose Anbieter reinfallen

Das Urteil der eigenen Hausbank sei dabei nicht zu unterschätzen: „Wenn die Hausbank keinen Kredit abschließen will, sollte man das als Warnung verstehen, dass man sich einen Kredit nicht mehr leisten kann“, sagt Vorberg. Die Bank gehe dann davon aus, dass Sie diesen Kredit nicht zurückzahlen können.

Wer nicht so einfach einen Kredit bekommt, kann sich Hilfe bei einer Schuldnerberatung suchen, sagt Vorberg. Auf keinen Fall sollte er sich auf Anbieter einlassen, die einen Kredit „ohne Schufa“ versprechen. Online gebe es eine Vielzahl dubioser Anbieter, „bei denen man am Ende zusätzlich zahlt und trotzdem keinen Kredit bekommt.“

KStA abonnieren