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Hohe Mieten, wenig ZimmerPlätze in Kölner Studentenwohnheimen werden knapp

Lesezeit 4 Minuten

Maximilian Dietz auf der Dachterrasse des Studentenwohnheims an der Bernkasteler Straße

Köln – Sie pendeln Dutzende Kilometer zur Uni, wohnen noch bei den Eltern oder zahlen völlig überhöhte Mietpreise auf dem Kölner Wohnungsmarkt. Der Kampf um günstigen Wohnraum ist kurz vor dem Semesterbeginn wieder im vollen Gang: Knapp 100.000 Studenten lernen an Kölner Hochschulen und wollen in der Stadt oder dem näheren Umland wohnen.

Studentin Nadine Decker (35) studiert Mediale Kunst und hat schon viele schlechte Erfahrungen auf der Wohnungssuche gemacht. Die Mutter eines kleinen Sohnes las monatelang Anzeigen in Zeitungen und im Internet – vergeblich.

„Die meisten Vermieter sagten wegen dem Kind ab“, erinnert sich Decker. Mittlerweile hat sie ein Zimmer im frisch sanierten Studentenwohnheim an der Bernkasteler Straße gefunden.

Wohnheim in Zollstock aufgestockt

Zweieinhalb Jahre lang wurde das Haus in Zollstock für 3,8 Millionen Euro nicht nur kernsaniert, sondern auch um zwei Stockwerke ergänzt. Statt zuvor 29 Studenten können nun 54 angehende Akademiker hier einziehen.

Die Zimmer sind 15 Quadratmeter groß, möbliert, haben einen Internetanschluss und kosten durchschnittlich 280 Euro pro Monat. Außer Singlewohnungen gibt es auch Wohngemeinschaften. Die größte, mit fünf Personen, hat auch einen Zugang zur Dachterrasse mit Domblick.

„Super“, sagt Student Maximilian Dietz, der aus dem hessischen Kassel nach Köln kommt, um hier Englisch und Philosophie zu studieren. Die günstige Miete kommt der Familie entgegen: „Übliche Marktpreise von 500 Euro pro Zimmer hätten wir uns kaum leisten können“, sagt Vater Ralf Dietz.

Kölner Studenten zahlen am meisten

Studentischer Wohnraum wird seit Jahren in Köln dringend gesucht. Laut der aktuellen Sozialerhebung des Studierendenwerks müssen die Kölner Studenten mit durchschnittlich 359 Euro die teuersten Mieten in Deutschland aufbringen – noch vor München und Hamburg.

Preise von 20 bis 25 Euro pro Quadratmeter und Monat sind, auch außerhalb der Innenstadt, keine Seltenheit. Um die 4700 Plätze des Studierendenwerks bewerben sich pro Jahr mehr als 10.000 Menschen. „In Köln fehlen 1000 Wohnheimplätze“, sagt der Leiter des Kölner Studierendenwerks, Jörg Schmitz. Viele der Wohnungen könnten nicht entstehen, weil das Land sich „mehr und mehr aus der Finanzierung zurückzieht“.

So wurde der Festbetragszuschuss, mit dem die Studierendenwerke unter anderem die Mensaessen subventionieren, in den letzten 20 Jahren landesweit kaum erhöht. Unterstützte das Land die zwölf NRW-Einrichtungen 1994 mit 38,9 Millionen Euro, waren es 2014 gerade einmal 600.000 Euro mehr. Nicht einmal genug, um die Inflation auszugleichen, so Schmitz.

In Köln ist der Zuschuss innerhalb von zehn Jahren sogar von 5,8 Millionen auf knapp 5,1 Millionen Euro gekappt worden. Und das, obwohl die Anzahl der Studenten um 15 000 und die Personalkosten des Studierendenwerkes um 30 Prozent gestiegen sind. „Das ist Geld, das uns natürlich fehlt“, sagt Schmitz.

Zuschüsse gekürzt

Schlimmer noch: Die Zuschüsse für den studentischen Wohnungsbau sind seit 1994 deutlich gekürzt worden. Habe es früher für jeden Bau eine Förderung von 30 bis 40 Prozent der Gesamtsumme gegeben, könnten die Studierendenwerke in Nordrhein-Westfalen heute lediglich einen Tilgungszuschuss von 7,5 Prozent erhalten. „Das ist ein Skandal“, so Schmitz.

Das Land räumt die Einsparungen durchaus ein, gibt die Schuld aber der schwarz-gelben Vorgänger-Regierung: Unter der Regie von Minister Andreas Pinkwart sei der allgemeine Zuschuss landesweit gar auf 32,5 Millionen Euro geschrumpft, so Sprecher Hermann Lamberty. „Diese seit 2005 während finanzielle Durststrecke haben wir, so schnell es ging, beendet.“

Die rot-grüne Landesregierung habe den jährlichen Zuschuss an die Studierendenwerke seit 2010 erhöht, inzwischen um mehr als sieben Millionen Euro jährlich. Rechne man die Ausgaben für Bafög und Kita-Plätze dazu, investiere Düsseldorf insgesamt 94 Millionen Euro in die Studierendenwerke. „Natürlich erscheint auch »viel« sehr oft als »nicht genug«“, sagt Lamberty.

Sozialbeitrag erhöht

Weil das Geld aber vor Ort fehlt, müssen auch die Studenten die Zeche zahlen. Das Kölner Studierendenwerk hat den Sozialbetrag innerhalb von einem Jahr gleich zweimal erhöht. Statt 59 Euro zahlen die angehenden Akademiker ab diesem Semester 73 Euro, 2004 waren es erst 37 Euro. Im NRW-Vergleich liegen sie damit jetzt im Mittelfeld.

Trotz widriger Umstände will das Studierendenwerk bei den Wohnheimplätzen bald nachlegen: Neue Plätze sollen an der Ludolf-Camphausen-Straße (100), an der Franz-Kreuter-Straße (50), an der Deutzer Gebrüder-Coblenz-Straße (171) und an der Graacher Straße (30) gebaut werden.

Ein großer Wurf könnte in Hürth-Efferen gelingen. Das Studentendorf, in dem bereits 1000 angehende Akademiker leben, soll um 300 bis 500 Plätze erweitert werden. Eine Machbarkeitsstudie zu dem Projekt wird am kommenden Mittwoch vorgestellt.