Abo

Im Schnitt 45 Cent mehrWarum die Preise für Olivenöl noch weiter steigen könnten

Lesezeit 3 Minuten
Regal mit Olivenölflaschen in einem Biosupermarkt.

Olivenöl steigt weiter im Preis.

Die gestiegenen Preise für Olivenöl haben nicht nur mit höheren Energiekosten zu tun, sondern auch mit schlechten Ernten durch Hitze und Dürre.

Ob für den Salat oder zum Kochen: Aus vielen deutschen Küchen ist Olivenöl nicht mehr wegzudenken. Allerdings müssen Verbraucherinnen und Verbraucher dafür immer tiefer in die Tasche greifen. Nach Angaben des Konsumforschungsinstituts GfK stiegen die Preise für das „flüssige Gold“ des Mittelmeerraums alleine in diesem Jahr um mehr als 8 Prozent. Für die Flasche Markenöl im Supermarkt wurden im Schnitt 45 Cent mehr fällig, sagte eine Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Wie bei vielen anderen Lebensmitteln haben auch die Erzeuger von Olivenöl mit gestiegenen Kosten für Energie oder Transport zu kämpfen. Derzeit bereitet aber auch noch eine andere Entwicklung Sorgen. In Teilen Spaniens, dem größten Hersteller von Olivenöl, herrschen bereits jetzt Hitze und Dürre. „Man weiß jetzt schon, dass mit großer Wahrscheinlichkeit eine schlechte Ernte geben wird“, sagt Conrad Bölicke von der Olivenöl-Genossenschaft „Artefakt“. In Andalusien beispielsweise bestehe die Gefahr, dass die Blüten während der Blütezeit vertrocknen.

Der Klimawandel kann für die Olivenbauern nicht geleugnet werden

Bereits im vergangenen Jahr habe die Hitze den Oliven zugesetzt. Zum Teil habe es einen Totalausfall der Ernte gegeben, so Bölicke. Die Olivenölernte beginnt im Herbst, alles, was aktuell verkauft wird, kommt also noch aus früheren Jahren. Bölicke ist für sein Projekt „Artefakt“ mit Olivenbauern in Spanien, Italien, Griechenland und Kroatien in Kontakt. Er ist überzeugt: „Alle zusammen haben das gleiche Problem: Dass der Klimawandel für sie nicht geleugnet werden kann“, so Bölicke. Das sei die größte Herausforderung, um Oliven anzubauen. „Es sind diese Wetter-Anomalien, die keine kalkulierte Landwirtschaft mehr ermöglichen. Erst ist es viel zu trocken, dann kommt viel zu viel Wasser.“

Hinzu komme, dass sich die Lage für Olivenbauern in den vergangenen Jahren auch wirtschaftlich verschärft habe. Erzeuger seien gezwungen, zu Preisen unterhalb ihrer Produktionskosten zu verkaufen. Die Folge: Immer weniger junge Leute übernehmen die Betriebe, für viele sei der Olivenölanbau nur noch Nebenerwerb. Die finanziell angespannte Lage mache es für viele nicht möglich, beispielsweise in Wasserschutz oder andere Vorkehrungen gegen Extremwetter zu investieren. Bölicke prognostiziert, dass künftig die Qualität sinke, während die Preise tendenziell steigen würden. Das Problem sei aber, dass davon so gut wie nichts bei Erzeugern ankomme.

8 Prozent Preissteigerung ist im Vergleich zu 20 Prozent für Speiseöl noch moderat

Die schon jetzt gestiegenen Preise spüren auch Verbraucherinnen und Verbraucher. Olivenöl werde von mehr als 42 Prozent aller Haushalte in Deutschland gekauft, heißt es vom GfK. Während der Pandemiejahre ging die Nachfrage sogar noch oben: Da kaufte fast jeder zweite Haushalt das Öl. Von April 2022 bis April 2023 sei das Niveau aber wieder gesunken, führt eine Sprecherin aus. „Spannend ist, dass jüngere Haushalten anteilig deutlich mehr von Ihrem Speiseöl-Budget für Olivenöl ausgeben als ältere Haushalte“, sagte sie dem RND. Zudem sei zu bedenken, dass der Preisanstieg von 8 Prozent bei Olivenöl im Vergleich zu den fast 20 Prozent Preissteigerung für Speiseöl insgesamt noch moderat sei.

Dieter Oberg von der Informationsgemeinschaft Olivenöl wartet mit Prognosen noch ab. Die Olive habe eine starke Resistenz gegen Dürre, sagt er. „Der Olivenbaum ist die heißen Sommer des Mittelmeers gewohnt“, sagte er dem RND. Zwar sei die vergangene Ernte in Spanien eine der schlechtesten aller Zeiten gewesen. Doch auch vorher habe es schon niedrige Erträge gegeben. Hinzu komme, dass geringere Ernten auch mitunter durch andere Länder oder Regionen ausgeglichen werden könnten. Beispielsweise kämen dann vielleicht Tunesien oder die Türkei dazu. Er rät Verbraucherinnen und Verbrauchern allerdings ab, Olivenöl nun aus Sparsamkeitsgründen nun allzu lange zu lagern, ohne es zu verbrauchen. Denn bei Olivenöl bestehe die Gefahr, dass es sich, wie andere Öle auch, abbaue.

KStA abonnieren