„Absolut undurchsichtige Preisbildung“Marktcheck zeigt gewaltige Preis-Unterschiede in Supermärkten – Tipps für den Einkauf

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Einkäufe liegen in einem Einkaufswagen. Die Preise steigen weiterhin stark, nach Ansicht der Verbraucherzentrale sogar zu stark. (Symbolbild)

Einkäufe liegen in einem Einkaufswagen. Die Preise steigen weiterhin stark, nach Ansicht der Verbraucherzentrale sogar zu stark. (Symbolbild)

Vor allem bei Produkten wie Kartoffeln und Butter gehen die Preise stark auseinander. Die Verbraucherzentrale kritisiert den Handel. 

Obwohl die Inflation insgesamt zurückgeht, verteuern sich Lebensmittel in Deutschland weiter stark. Die Verbraucherzentrale NRW wirft nun der Lebensmittelbranche vor, die Preise übermäßig zu erhöhen, um größere Gewinne abzuschöpfen. „Zu beklagen sind aus Verbrauchersicht nicht nur die sehr hohen Preise, sondern auch die absolut undurchsichtige Preisbildung bei Herstellern und Lebensmitteleinzelhandel“, sagt Bernhard Burdick, Leiter Markt und Konsum der Verbraucherzentrale NRW.

Die Verbraucherschützer haben einen Marktcheck durchgeführt, der aufzeigt, wie stark sich die Lebensmittelpreise von Geschäft zu Geschäft unterscheiden. Dazu verglichen sie die Preise von 19 Grundnahrungsmitteln bei Rewe, Edeka, Lidl und Aldi. Über alle Anbieter und Filialen hinweg zeigten sich dabei große Unterschiede: Der teuerste Warenkorb mit allen 19 Lebensmitteln kostete demnach 71,58 Euro, der günstigste 34,78 Euro. „Durch gezielten Einkauf in verschiedenen Märkten oder die Wahl von sogenannten No-Name-Produkten lässt sich also ordentlich Geld sparen“, so Burdick.

Massive Unterschiede bei Kartoffeln, Butter und Blumenkohl

Um eine gewisse Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden für den Test nur konventionelle Produkte ausgewählt, Bio- oder Fairtrade-Ware fand sich zum Beispiel nicht wieder. Dafür wurden allerdings die günstigen Eigenmarken der Händler mit den deutlich teureren Markenprodukten verglichen. So ergaben sich am Ende große Preisunterschiede: In der Auswertung der Verbraucherzentrale schwankte der Preis für Kartoffeln beispielsweise zwischen 72 Cent und 3,99 Euro pro Kilo – ein Preisunterschied von 454 Prozent.

Bei Butter waren die Unterschiede ebenfalls massiv. Die günstigste gab es für 5,56 Euro ein Kilogramm, die teuerste für 15,16 Euro. Auch Blumenkohl (99 Cent bis 4,99 Euro pro Stück) und Äpfel (0,95 Euro oder 3,99 Euro pro Kilo) wiesen sehr unterschiedliche Preise auf. „Bei 17 von 19 untersuchten Lebensmitteln fanden wir Preisunterschiede von mehr als 100 Prozent“, so Burdick. Nicht immer waren die Discounter die günstigste Wahl: Butter, Sonnenblumenöl und Blumenkohl waren dort am teuersten. Vor allem für Haushalte mit geringen Einkommen sei das ein Problem.

Preissteigerungen lassen sich nicht durch Produktionskosten erklären

Die Verbraucherzentrale zitiert Untersuchungen, denen zufolge sich mehr als ein Drittel des jüngsten Preisanstiegs bei Lebensmitteln nicht mit gestiegenen Produktionskosten erklären lassen. „Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe an Studien, die bestätigen, dass hinter den Preissteigerungen im Lebensmittelmarkt Gewinnmitnahmen stecken“, so Burdick. Die großen Händler hätten die Gelegenheit genutzt, „um an der Preisschraube zu drehen“. Lebensmittelpreise stiegen in Deutschland stärker als in anderen Ländern.

Die Händler sehen derweil die Schuld für die hohen Preise bei den Markenherstellern. Rewe-Chef Lionel Souque sagte im März, man gebe deren Preissteigerungen nicht vollumfänglich an die Kundschaft weiter. Dadurch habe das Unternehmen „bewusst einen Ergebnisrückgang im Lebensmittelhandel in Deutschland in Kauf genommen und aktiv auf Gewinn verzichtet“.

Tatsächlich stieg 2022 zwar der Rewe-Umsatz deutlich, der Jahresüberschuss brach jedoch um ein Drittel ein. Die Verbraucherzentrale fordert derweil die Einrichtung einer Preistransparenzstelle. Die tatsächlichen Lebensmittelpreise konkreter Produkte und Marken sollten von unabhängiger Stelle dauerhaft erfasst und ausgewertet werden, so Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW.

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