Licht, Location, LeckerlisWie Fotos vom Hund besser gelingen – Expertin gibt Tipps

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Elke Vogelsang mit Hund

Kopf an Kopf mit Hundedame Scout. Ein entspanntes Selfie von Buchautorin und Tierfotografin Elke Vogelsang.

Hildesheim/Bad Bramstedt – Wer einen Hund mit schwarzem Fell fotografieren möchte, kennt das Problem: Schwarzes Fell strahlt nicht viel Licht ab und bietet bei weicher Ausleuchtung wenig Kontrast. Die dunklen Augen im dunklen Fell bieten ebenfalls keinen guten Kontrast als Angriffspunkt für den Autofokus der Kamera. Kommt noch Gegenlicht dazu, kann dieser gänzlich überfordert sein.

Deshalb sollte das Gesicht des Hundes gut ausgeleuchtet sein, damit die Augen gut zur Geltung kommen. „Auch im Schatten sollte man darauf achten, aus welcher Richtung am meisten Licht kommt“, sagt Elke Vogelsang, Werbe- und Magazinfotografin mit Spezialisierung auf Tierfotografie.

Sie verdeutlicht das an einem Beispiel: Hat der Ort, an dem ein Foto entstehen soll, eine dunkle Seite, etwa ein Park mit schattenwerfenden Bäumen, und eine helle Seite, etwa eine Lichtung, sollte der Hund mit dem Gesicht in die helle Richtung platziert werden.

Umgang mit dem Hund als Fotomodell

Elke Vogelsang weiß, wie gute Tierfotos gelingen. Ihre Werke schmücken nicht nur Bücher und Kalender. Sie sind weltweit in Magazinen gefragt, etwa im „National Geographic“ oder im „The Sunday Times Magazine“. Ihre Datenbank umfasst mehr als hundert potenziell verfügbare Tiermodells, doch nach wie vor arbeitet sie am liebsten mit ihren drei Top-Stars: Die Promenadenmischungen Noodles, bald 15 Jahre alt, Scout (12) und Ioli (9) leben mit ihrem Ehemann und ihr unter einem Dach, sind treue Alltagsbegleiter.

Noodles schaut so aufmerksam in die Linse, als sei er ein Philosoph. Scout schmiegt ihren Kopf so niedlich auf die Seite, als sei sie professionelle Herzensbrecherin. Und Nesthäkchen Ioli signalisiert vor der Kamera von Kopf bis zur Pfote volle Pulle Lebensfreude.

Elke Vogelsang gibt ihre Erfahrungen als Profi für Tierfotografie in einem Buch weiter – sie beschreibt den sensiblen Umgang mit einem Hund als Fotomodell und gibt handfeste Tipps für das Setting, das Licht, den Bildaufbau und zur Kameratechnik.

Geduld und Ruhe für tiergerechte Fotografie

Wer tagsüber im Freien fotografiert, erzielt die schöneren Ergebnisse, wenn die Sonne so tief wie möglich steht, das heißt am frühen Morgen oder am Abend. Dann trifft das Licht flacher auf den Hund. So werden unschöne Schatten unter dem Kinn vermieden.

„Kurzhaariges, schwarzes Fell kann in der Sonne besonders kontrastreich sein und von tiefschwarz hinter den Ohren bis gleißend hell auf der Stirn erscheinen. Das kann wunderschön aussehen, aber man sollte darauf achten, dass die Kontraste nicht zu hart sind“, meint Elke Vogelsang.

Grundsätzlich sollte das Foto-Shooting mit etwas Positivem verknüpft werden. „Es sollte niemals als Gehorsamsübung angesehen werden, sondern als eine bindungsfestigende Beschäftigung“, sagt die Tierfotografin. „Druck, Ungeduld und Missmut führen nicht zu einem Ergebnis. Und selbst wenn der Hund bei der Sache ist, gibt es immer noch den kleinen Funken mehr Enthusiasmus, den man ihm entlocken kann, indem man ihm Spaß und Spannung bereitet“, weiß die Expertin. Geduld, Ruhe und tiergerechte Fotografie seien immer oberste Devise.

Geräusche, Leckerlis und Bewegung

Ob es verspielte Welpen sind, übermütige Jungspunde oder abgeklärte Senioren – alle wollen animiert und belohnt werden, damit sie gerne mitmachen. Elke Vogelsang arbeitet mit drei Motivationshilfen, um die Aufmerksamkeit ihrer vierbeinigen Modelle zu lenken: Geräusche (Stimme oder „Geräuschmacher“), Leckerlis und Bewegung.

Zu ihrer Sammlung von „Geräuschmachern“ gehören Quietschies, Jagdpfeifen und Kazoos (kleines Membranophon). „Alles, was man in nur einer Hand halten kann, kann man mal ausprobieren. Dabei gibt es viele günstige Alternativen zur teuren Jagdpfeife. Quietschies, die man Plüschtieren einnäht, gibt es im Dutzend“, empfiehlt sie.

Auch für Laien lohnt es sich, Requisiten einzusetzen – wobei das Alltagsdinge sein können, wie das Lieblingsspielzeug, der Fressnapf, ein Handtuch oder der Kauknochen. Es sind die Details, die zählen: „Man kann dafür sorgen, dass die genutzten Gegenstände fotogen sind und auch in Farbe, Form und Größe zum Bild und Motiv passen. Unter Umständen kann das Requisit zum Hauptdarsteller des Bildes werden und zur Bildaussage beitragen.“

Ein neonfarbener Ball, der unbeachtet durch den Hund im Hintergrund des Bildes herumliegt, sei allerdings eher ein Störfaktor als eine Bereicherung, so Elke Vogelsang mit einem Tipp aus der Praxis. Ihr ist es wichtig, die Tiere nicht zu verkleiden.

Verständnis für die Persönlichkeit des Hundes

„Wer Tiere vermenschlicht, wird ihnen nicht gerecht“, betont auch Patricia Lösche. Für die Vorsitzende des Berufsverbands der Tierverhaltensberater und -trainer beruht eine gute Kommunikation zwischen Mensch und Hund auf Wissen, Empathie, Geduld und einem großen Verständnis für die Persönlichkeit des Hundes.

Er sei niemals nur Vertreter seiner Art, sondern außerdem ein Individuum mit eigenem Hintergrund, auf dem sein Verhalten basiere. „Wie ein Päckchen, das geschnürt wird aus Genen, epigenetischen Einflüssen und Lernerfahrungen. Diesbezüglich sind Hunde auch nur Menschen“, so Patricia Lösche.

Sie weist darauf hin, dass Hunde im Hier und Jetzt leben – auch während einer Fotosession: „Ein Hund hat keine Pläne, sondern verhält sich nach seinen Bedürfnissen und vor dem Hintergrund gemachter Erfahrungen.“ Menschen hätten immer Pläne. Sie tun etwas, um etwas erreichen zu wollen. Zum Beispiel ein schönes Foto ihres Hundes. Der könne aber nur die Handlung verstehen lernen, nicht das Ziel.

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So bekomme ein ungeduldiger Mensch auch einen unsicheren, nervösen Hund, der vermutlich alles macht, nur nicht das, was gewollt wird. Eines möchte die Tierpsychologin klarstellen: „Gewalt ist niemals eine Option im Umgang mit dem Tier. Und Gewalt meint nicht nur Prügel oder Gezerre, auch lautes, heftiges Ansprechen oder groben Umgang.“

Für die gelingende Kommunikation mit dem Hund bräuchte der Mensch die Fähigkeit und die Bereitschaft, immer wieder einen Schritt zurückzutreten und die eigenen Anforderungen und Methoden daraufhin kritisch zu hinterfragen. (dpa/tmn)

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