StilkolumneDieses Kleidungsstück ist der perfekte Begleiter im Frühling

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Mäntel und Trenchcoats sind die perfekten Überwürfe bei instabilen Wetterlagen in urbaner Umgebung.

  • Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  • Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  • Diesmal stellt uns Eva Reik ihre perfekten Begleiter für den Frühling vor: Trenchcoats und leichte Mäntel

Köln – Eines ist mal klar: Kein Mensch will sich, wo die Sonne gerade herauskommt, über Wärmendes, Schützendes, womöglich Wolliges Gedanken machen. Menschen wollen jetzt darüber nachdenken, welcher Schicht sie sich zuerst entledigen können. Wie viele Schichten es dauert, bis sie nahezu nackt gehen.

Menschen wollen jetzt T-Shirts, frei gelegte Beine, Kleidchen und eine sich aus der spärlichen Bekleidung ergebende sanfte Bräune. Aber mal ehrlich: Hat es das Wetter jemals interessiert, was wir wollen? Wie viele verhagelte Frühsommer, Sommer gab es in den letzten Jahren?

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Modeexpertin Eva Reik

Nein, von der Flut im letzten Juli soll ausdrücklich nicht die Rede sein, sie bleibt hoffentlich für immer der Ausbrecher in der Statistik. Gemeint sind die mitteleuropäischen Sommer mit durchschnittlich 15 Grad, an denen man abends gerne auf Glühwein statt perfekt gekühlten Weißwein zurückgreift.

Kurz: Es waren sehr viele lausige Sommer. Entweder wochenlanger Dauerregen oder savannenartige Dürre in den letzten Jahren. Dafür gab es fantastische Oktobertage und Grillfeste bis Anfang Dezember.

Von Trenchcoats und leichten Mänteln

Das einzig Positive an dieser klimatischen Revolte ist: Die so genannte Übergangsmode – ein schreckliches Wort, ganz nebenbei, vielleicht noch schlimmer als Umstandsmode – sie triumphiert. Gemeint sind nicht Funktionsjacken. Die Rede ist ja von Mode. Von Trenchcoats und leichten Mänteln. Die ein bisschen wärmen und schützen, wollig sollen sie aber bitte nicht mehr sein. Sie sollen einen im nächsten Niesel nicht wie einen frisch gebadeten Hund aussehen lassen, sich allerhöchstens aufplustern, wenn der Wind durch die Fahrradfelgen bläst. Mäntel und Trenchcoats sind die perfekten Überwürfe bei instabilen Wetterlagen in urbaner Umgebung. Man ist angezogen, egal was drunter hervorblitzt.

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Vor 16 (!) Jahren investierte ich in das englische Original. Den schwarzen, knielangen Trenchcoat mit signifikantem Futter-Muster gibt es immer noch. Er wird mit Freude getragen, hat einiges mitgemacht und sieht aus wie neu. Na ja, fast wie neu. Die Langlebigkeit hat sicherlich mit der sorgfältigen Herstellung zu tun: Burberry webt den Stoff immer noch in Nordengland, nicht in China oder in anderen ausbeuterischen Fabriken Südostasiens. 100 Arbeitsschritte soll die Traditionsfirma auf die Herstellung eines Trenchcoats verwenden, drei Wochen dauert es von den Stoffbahnen bis zur Konfektion. Besonders die Verarbeitung des Kragens soll ein schwer zu erlernender Prozess sein, lernt man bei der Mantel-Recherche.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

Dass der Klassiker mich nun schon so lange kleidet, ist also auf die Produktion zurückzuführen. Einerseits. Andererseits hat seine Langlebigkeit mit dem Klimawandel zu tun. Kam er in den ersten zehn Jahren im Schnitt auf 20 Einsätze pro Jahr – an den übrigen Tagen war es entschieden zu warm oder zu kalt, auf jeden Fall nicht Übergangsmantel-mäßig –, haben sich in den letzten Jahren die Trenchcoat-Tage verdoppelt, an denen das Wasser vom Gabardine-Gewebe abperlte und ich eben nicht wie einen triefnasser Pudel herumlaufen musste.

Nur mit dem Schnitt ist es so eine Sache. Mein Mantel ist knapp geschnitten und damit leider gerade überhaupt nicht „in fashion“. Trenchcoats aller übrigen Hersteller von H&M bis Max Mara, fallen locker, schwingen bis zum mittleren Wadenbein, werden – wenn überhaupt – mit dem Gürtel lässig, nur angedeutet gebunden. Aber das ist egal. Mein Mantel überstand die Moden der letzten 16 Jahre, möge er trotz des undefinierten Sauwetters weitere 16 halten. Nach den Ostertagen kündigt sich übrigens das nächste Tief an.

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