Im PartnerlookSind Mini-Kollektionen niedlich oder einfach peinlich?

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Mutter und Tochter im Partnerlook: Eine gute Idee?

  • Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  • Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  • In dieser Woche fragt sich Eva Reik, was dran ist an den sogenannten „Mini Me“-Kollektionen.

Köln – Prinzessin, Disco-Queen, Sandkastengöttin: Als solche erschienen kleine Mädchen bisher, wenn sie – in der Regel von ihren Müttern – mit „Mini Me“-Kollektionen eingekleidet wurden. Um dann, ausstaffiert vom Haarband bis an die Zehenspitzen, als aufgerüschte Miniaturausgabe im Zwillingslook mit der Mama zu erscheinen. Kaum eine Luxusmarke, die nicht ins Mini-Segment eingestiegen ist: Dolce & Gabbana, Burberry, Gucci… Alle folgten sie dem Erfolgsmodell Baby Dior. Die Mini-Couture aus Paris setzt nämlich schon seit Jahrzehnten auf Strampler mit Glitzer und hat seine Kinderkollektion mittlerweile so weit ausgebaut, dass Mädchen (bis 13 Jahre) und neuerdings auch Jungs nahtlos in die Prêt-à-Porter-Kollektion schlüpfen können.

Rüschenkleider bis zum vierstelligen Preis

Aber: Kindern die mütterliche Modefreude ungefragt überzustülpen – ist das schlecht? Verwerflich gar? Abgesehen davon, dass die „Mini Me“-Kollektionen bisher vor allem von eher zweifelhaften Celebritys auf Instagram promotet wurden, eigentlich nein. Aber eben auch nur eigentlich. Denn die Mode-Manie wurde bisher vor allem von jenen Müttern zelebriert, denen ausgebildetes Personal eine latente bis mittelschwere Profilneurose attestieren würde. Hysterisches Geschrei wie „Paulinchen, pass’ mit dem Erdbeereis auf!“ war den Spitzenkleidchen am Spielplatz immanent. Um es kurz zu machen: Mütter, die ihre Töchter mit Rüschenkleidern im hohen drei- bis vierstelligen Bereich einkleideten, fehlte häufig die Coolness, um Sand, Keksbrei und Eis auf Pullöverchen wegzulächeln.

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Die Kochwäsche-Tauglichkeit oder die Robustheit, wenigstens 300 Maschinenwäschen zu überstehen, gehörte bisher auch nicht zum Konzept der Designerkleidung für Minis. Vielmehr verlangten die Kleinausgaben – wie bei den Großen – chemische Reinigung oder Handwäsche, wenn nicht schon beim Kauf das erwartbare Resultat einkalkuliert wurde, dass die Kleider nach der ersten Begegnung mit der Waschmaschine nur noch Barbiepuppen und Kuscheltieren passen würden.

Partner-Looks sind auch bei günstigen Marken angekommen

Aber dies ist nun Geschichte: Mini-Me-Kollektionen sind im normalen Leben angekommen. Außer den bekannten Luxusmarken schneidern nun auch Marken Miniatur-Kollektionen, die eher cool und lässig sind. Geradezu unkompliziert erscheinen sie zum Beispiel bei Lemoni, Milk Copenhagen und &Other Stories. Das Label der H&M Gruppe ist seit Jahren bekannt für urbane Looks und setzt diese nun generationenübergreifend um. Pflanzlich gefärbt, in Leinen, aus Baumwolle, mit Lochstickerei und sanften Blumenprints, gewickelt und gerafft mit Rüschen – aber weit und breit kein zweifelhafter Glitzer. So können Mütter und Töchter, manchmal auch Väter und Söhne (beim Kölner Label Juvia zum Beispiel) vollkommen selbstverständlich im gleichen Look das urbane Leben überstehen.

Ob das nun gut oder schlecht ist; und ob Eltern den Kindern damit die Freiheit am Experiment nehmen – das sei dahingestellt. Schade ist nur, dass die Mini-Me-Größen häufig bei Größe 8 Jahre enden. Angehende Teenie-Töchter mit latentem Hang zu bauchfrei wünschte man wieder in Kleidchen aus luftigem Baumwoll-Leinen-Gemisch zu sehen. Kein Mensch verlangt schließlich von Müttern, sich das gleiche Outfit zuzulegen.

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