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Voll, Fein, UniversalWie viele Waschmittel braucht man wirklich?

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Für bunte Wäsche greift man besser zum Flüssig-Waschmittel - es enthält keine Bleiche.

Hamburg – Wenn man mehr Produkte im Handel findet, als man brauchen kann, ist man rasch überfordert. Ein gutes Beispiel dafür sind die mit Waschmitteln prall gefüllten Regale. Nicht nur dass die Auswahl an Produkten riesig ist, die Bezeichnungen sind nicht komplett selbsterklärend. So ist ein Universalprodukt nicht für jedes Wäschestück geeignet. Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg sagt außerdem: „Das meiste braucht man nicht."

Welche Waschmittel benötige ich wirklich?

Zu drei Produkten rät Sara Wagner-Leifhelm von der Stiftung Warentest: Zu einem Vollwaschmittel, „um weiße Textilien, stark Verschmutztes oder riechende Wäsche wieder sauber zu bekommen“. Sein Vorteil ist, dass es Bleichmittel enthält und daher höhere Waschkraft hat.

Zum zweiten empfiehlt die Expertin Colorwaschmittel für Buntes. „Anders als das Vollwaschmittel enthält es in der Regel kein Bleichmittel und schont damit die Farben der Wäsche.“

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Und Wagner-Leifhelm rät drittens zu einem Produkt für Wolle und Seide. Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) erklärt dazu: „Diese Stoffe sind zu sensibel für die Voll- oder Colorwaschmittel.“ Die milden Spezialprodukte sind pH-neutral und frei von Enzymen, die diese Stoffe angreifen könnten.

Was ist mit Spezialwaschmitteln?

Alle weiteren Spezial-Waschmittel sind im Grunde überflüssig. „Die Hersteller versuchen mit Marketing künstliche Individualität zu erzeugen, um Wäscheparfüms, Weichspüler oder Sonderwaschmittel etwa für schwarze Kleidung zu verkaufen“, sagt Verbraucherschützer Jorde. Nicht immer bringen diese Produkte einen Vorteil.

Waschmittel für Schwarzes hat zum Beispiel die Stiftung Warentest mit üblichen Colorwaschmitteln verglichen - mit ernüchterndem Ergebnis. „Die Spezialprodukte zeigten weder im Farbtonerhalt noch in der Textilschonung oder der Sauberkeit Vorteile“, berichtet Wagner-Leifhelm. „Auch mit Schwarzwaschmitteln sieht man eine Vergrauung der Kleidung nach 20 Wäschen.“ Einige Sonderprodukte seien außerdem umweltschädlich, „Hygienespüler zum Beispiel“, sagt Jorde. Und man braucht sie in aller Regel nicht, denn: „Alle Bakterien sterben spätestens bei 55 Grad. Wer ein Infektionsrisiko vermutet, wäscht einmal mit 60 Grad.“ Ansonsten seien 30 Grad ausreichend.

Ich habe sensible Haut. Soll ich Sensitivprodukte nutzen?

Sie sind laut Experte Jorde für die meisten Verbraucher unnötig. „Natürlich müssen Waschmittel in gewissem Sinne aggressiv sein, um Schmutz entfernen zu können“, erklärt der Verbraucherschützer. „Ohne Tenside, also Chemikalien, die zwischen Fett und Wasser andocken, geht es nicht.“ Allergien auf Waschmittel seien jedoch selten. „Durch das dreimalige Spülen und Schleudern zwischendurch ist die Wäsche waschmittelfrei“, erklärt Industrievertreter Glassl. Allerdings weist er darauf hin, dass für Menschen mit einer Duftstoffallergie Sensitivprodukte sinnvoll sein können, da sie fast immer frei von Duft- und Konservierungsstoffe sind.

Was ist besser, Pulver oder Flüssigwaschmittel?

Insbesondere bei Vollwaschmitteln sollten Verbraucher zum Pulver greifen. „Sie können im Gegensatz zu flüssigen Produkten Bleichmittel enthalten, die nötig sind, um den Weißgrad der Wäsche möglichst lange zu erhalten“, erklärt Wagner-Leifhelm. Und die Bleichmittel wirken besser gegen Flecken. Weiterer Vorteil: „Bleichmittel lösen die Biofilme in der Waschmaschine, in denen sich Pilze oder Bakterien vermehren“, sagt Glassl.

Flüssigmittel kommen nicht ohne Konservierungsstoffe aus. „Diese können mitunter Allergien auslösen", erläutert Jorde. Jedoch: „Bleichmittel können Farben zügig verblassen lassen. Deswegen braucht man ein Colorwaschmittel für Buntes“, erklärt Wagner-Leifhelm. „Hier gibt es gute Varianten in Pulver- und Flüssigform.“ Bei Gelkissen gibt sie aber zu bedenken: „Sie lassen sich nicht so flexibel in Abhängigkeit von Wasserhärte, Verschmutzungsgrad oder Gewicht der Trockenwäsche dosieren. Ein Kissen ist vielleicht zu wenig, zwei hingegen schon zu viel.“

Sind teure Produkte besser?

„Wir stellen immer wieder fest, dass gutes Waschen nicht teuer sein muss“, sagt Wagner-Leifhelm von der Stiftung Warentest. Die Sieger des letzten Vollwaschmitteltests kosten 13 Cent pro Waschgang, Markenprodukte sind etwa doppelt so teuer. Der Preis ist auch bei der Verpackungsgröße ausschlaggebend, insbesondere bei preiswerten Großverpackungen. „In Waschmitteln gleicher Marke in ähnlicher Aufmachung muss nicht zwingend der gleiche Inhalt stecken“, erklärt Wagner-Leifhelm. „Oft sind die Produkte in XL-Verpackung nach günstigeren Rezepturen hergestellt, sprich sie enthalten zum Beispiel leistungsschwächere Tenside oder Enzyme.“ Auf den Verpackungen steht, für wie viele Ladungen sie reichen.

Wie dosiere ich richtig?

Ganz einfach ist das nicht, sagt sogar Industrievertreter Glassl. „Es gilt drei Dinge zu beachten: die Wasserhärte, den Verschmutzungsgrad der Textilien und das Gewicht der Trockenwäsche.“ Die Wasserhärte lässt sich beim lokalen Wasserwerk erfragen. „Die Grade können in einer Stadt von Bezirk zu Bezirk, manchmal sogar innerhalb eines Straßenzuges variieren“, erklärt Glassl. Schwierig wird es da, wo Wasser je nach Saison aus verschiedenen Werken geliefert wird. „Dann kann ich mal hartes, mal mittelhartes oder sogar weiches Wasser haben und müsste die Dosierung entsprechend anpassen.“

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Auch der Verschmutzungsgrad der Textilien sollte bestmöglich eingeschätzt werden. „Für Wäsche, die nur angeschwitzt ist, brauche ich natürlich viel weniger Waschmittel als für die Matschhosen der Kinder“, sagt Glassl. Häufig schätzt man auch die Textilmenge in der Trommel falsch ein. Darauf abgestimmt geben Hersteller auf den Verpackungen an, wie viel Waschmittel die Wäsche braucht. „Bei Voll- oder Colorwaschmitteln beziehen sich die Angaben auf 4,5 Kilo trockene Wäsche, bei Feinwaschmitteln auf 2,5 Kilo. Bei Wolle und Seide soll man nur 1 Kilo in die Maschine geben“, erklärt Glassl. (dpa/tmn)

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