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Kosten, FörderungWie eine Wärmepumpe funktioniert und für wen sich der Umstieg lohnt

Lesezeit 7 Minuten
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Wärmepumpen sind derzeit gefragt wie nie zuvor. 

Köln – Seitdem der Krieg in der Ukraine die Energiekosten explodieren lässt, suchen viele Hauseigentümer und Hauseigentümerinnen nach Alternativen, um ohne Gas oder Öl zu heizen. Auch aus Gründen des Klimaschutzes interessieren sich viele für die Möglichkeit, mit Erneuerbaren zu heizen. Fachleute empfehlen in erster Linie den Umstieg auf eine Wärmepumpe. Doch Beratungstermine sind wegen der hohen Nachfrage derzeit nur schwer zu bekommen. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Fragen.

Für wen kommt eine Wärmepumpe überhaupt infrage?

In Neubauten werden elektrische Wärmepumpen mittlerweile standardmäßig verbaut. Doch welche Möglichkeiten haben Besitzer von Bestandsbauten, auf die klimafreundliche Technologie umzurüsten? Ramona Mittag, Referentin für das Thema Versorgungstechnik bei der Verbraucherzentrale NRW, hat in diesem Punkt zunächst gute Nachrichten: „Ich würde erstmal pauschal sagen, dass die Wärmepumpe für alle Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern, sowie bei kleinen Mehrfamilienhäusern passt, die ihre Heizung austauschen wollen oder auch müssen und dabei auf Erneuerbare setzen wollen.“

Bei der konkreten Umsetzung müsse man sich dann allerdings im Detail anschauen, welche Sanierungsarbeiten notwendig seien, damit die Wärmepumpe effizient arbeiten kann. Das könne von Haus zu Haus sehr unterschiedlich sein. Denn eine gute Gebäudedämmung ist die wichtigste Voraussetzung für den Umstieg. Andernfalls benötigt die Wärmepumpe zu viel Strom – das ist weder gut fürs Portemonnaie, noch fürs Klima.

Ist der Betrieb von einer Wärmepumpe auch in Altbauten möglich?

Gerade Altbauten sind häufig schlecht gedämmt. Ein weiteres Problem können alte Heizkörper sein, denn die Wärmepumpe benötigt möglichst große Heizkörper, um mit geringer Heizwasser-Temperatur das Haus zu erwärmen. Optimal sind zum Beispiel Fußbodenheizungen – sie sind aber kein Muss. Wenn in einem Altbau bereits eine solche liege, sei der Betrieb einer Wärmepumpe der Expertin der Verbraucherzentrale nach überhaupt kein Problem.

Doch auch wenn ein Altbau sanierungsbedürftig sei oder kleine Heizkörper habe, gebe es verschiedene Möglichkeiten: „Das können größere Maßnahmen sein, wie die komplette Sanierung. Also der Dämmung der Außenfassade, der Dachdämmung und dem Fenstertausch. Manchmal reicht es aber auch schon, einzelne Heizkörper zu tauschen“, erklärt Mittag. 

Sollte all das nicht möglich sein, beispielsweise, weil es sich um ein denkmalgeschütztes Haus handelt, bestehe noch die Möglichkeit, die Wärmepumpe mit einem zweiten Wärmeerzeuger zu kombinieren und diese als Hybridheizung laufen zu lassen.

Heizt die Wärmepumpe auch in sehr kalten Wintern ausreichend?

Viele haben Sorge, dass die Wärmepumpe in besonders kalten Wintern an ihre Grenzen kommt und das Haus nicht ausreichend erwärmen kann. Auch in diesem Punkt hat Ramona Mittag gute Nachrichten: „Bei einer gut geplanten Wärmepumpe müssen Sie sich keine Sorgen machen, im Winter zu frieren“. Wenn es tatsächlich mal hart auf hart komme, habe die Wärmepumpe häufig zusätzlich einen Heizstab mit verbaut. An einzelnen Tagen könne dieser die Wärmepumpe unterstützen.

Wenn man sich dennoch Sorgen mache, im Winter doch mal im Kalten zu sitzen, habe man auch die Möglichkeit, die Wärmepumpe hybrid laufen zu lassen, erklärt Mittag: „Zum einen kann man eine Solarthermie-Anlage an die Wärmepumpe anschließen. Und zum anderen gibt es die Option, die Wärmepumpe mit einem zweiten Wärmerzeuger zu kombinieren. Das kann ein Pelletkessel oder auch eine Gasbrennwertheizung sein.“

Wie viel Platz braucht man auf dem Grundstück und wo kann die Pumpe aufgestellt werden?

Das hängt vor allem von der Art der Wärmepumpe ab. Unterschieden wird zwischen der Luft-, der Erd- und der Wasserwärmepumpe und bezeichnet die Quelle, aus der das Gerät die Wärme ins Haus befördert: aus der Außenluft, dem Erdreich oder einem Gewässer. „Die eigentliche Technik der Wärmepumpe braucht gar nicht so viel Platz. Sie ist nicht viel größer als die Heizkessel, die wir früher auch in den Kellern hatten“, erklärt Ramona Mittag.

Die Erdwärmepumpe allerdings benötige etwas mehr Platz, denn für sie sind entweder Erdsonden oder Flächenkollektoren notwendig. Für die Erdsonden muss ins Erdreich gebohrt werden, die Kollektoren benötigen etwa das Anderthalb- bis Zweieinhalbfache der beheizten Wohnfläche. „Das geht also nur bei sehr großen Gärten“, betont die Expertin.

Wesentlich einfacher und platzsparender verhält es sich bei der Luftwärmepumpe. Hier wird lediglich ein Stellplatz im Garten oder Vorgarten benötigt, der nicht allzu weit vom Haus entfernt ist, damit die Leitungen nicht zu lang werden. Eines sollte man der Expertin zufolge aber unbedingt beachten: „Sie sollte nicht zu nah am Nachbargrundstück stehen, damit sie niemanden stört.“ Da die Luftwärmepumpe große Luftströme bewegt, arbeitet sie nicht gerade geräuschlos. Man könne die Geräusche aber mindern, indem man die Wärmepumpe nicht in der Nähe von reflektierenden Wänden aufstelle oder indem man sie auf eine Art Sockel stellt, rät Mittag. Der könne etwas von der Schwingung abfangen. Außerdem sei es auch möglich, die Luftwärmepumpe innen aufzustellen.

Eine Wasserwärmepumpe kommt für die wenigsten Leute infrage, denn sie muss an einem Fluss oder Gewässer aufgestellt werden.

Was sind jeweils die Vor- und die Nachteile der unterschiedlichen Technologien?

Wie die Expertin von der Verbraucherzentrale erklärt, ist der größte Vorteil der Luftwärmepumpe klar ihr Preis: „Sie ist in der Anschaffung etwas günstiger als die Erdwärmepumpe, weil ich eben nicht die Bohrung brauche, sondern nur das Gerät kaufen muss.“ Ein weiterer großer Vorteil sei, dass die modernen Luftwärmepumpen in der Regel die Möglichkeit haben, aktiv zu kühlen. So könnten sie im Sommer die Klimaanlage ersetzen. Der Nachteil der Luftwärmepumpe sei, dass sie etwas weniger effizient als die Erdwärmepumpe arbeite.

Die wiederum sei in der Anschaffung teurer, dafür aber eben effizienter. Der Grund, so Mittag, sei, dass „unter der Erde die gleichbleibende Temperatur herrscht, anders als in der Luft.“ Zudem habe sie den Vorteil, dass sie im Sommer passiv kühlen könne, ohne zusätzlichen Strom aufzuwenden. „Sie kann die Wärme aus dem Haus im Sommer quasi in das kühlere Erdreich schicken.“

Mit welchen Kosten muss man rechnen?

Rechenbeispiel zu den Betriebskosten

Wie hoch die anfallenden Betriebskosten sind, lässt sich selber überschlagen. Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale NRW zeigt, wie es geht:

Den Öl- oder Gasverbrauch der letzten Jahre finden Sie im Falle von Gas auf Ihrer Gasrechnung in kWh (z.B. 20000 kWh). Wenn Sie die Menge an Öl kennen, die Ihr Haus verbraucht hat, können Sie diese mit zehn multiplizieren. So erhalten Sie eine Menge in kWh (2000l *10kWh/l=20.000kWh).

Diese teilen Sie durch die angestrebte Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe, z.B. JAZ 4. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) gibt an, wie effizient eine Wärmepumpe arbeitet. Also wie viel Wärme sie mit welcher Menge an Strom bereitstellt. Die Zahl wird individuell für ein bestimmtes Gebäude und eine bestimmte Wärmepumpe ermittelt. Der Bundesverband Wärmepumpe stellt dafür einen Online-Rechner zur Verfügung: www.waermepumpe.de/jazrechner/

So erhalten Sie die Menge an Strom, die Sie für Ihre Wärmepumpe kaufen müssen 20.000kWh/4 = 5.000 kWh

Die Strommenge multiplizieren Sie anschließend mit dem Wärmepumpenstrompreis. So kommen Sie auf die jährlichen „Heizkosten“.

Grundsätzlich seien die Energieberater der Verbraucherzentrale in der Regel von rund 12-15.000 Euro für die Luft- und von zusätzlichen 6-12.000 Euro für die Erdwärmepumpe ausgegangen, so Mittag. Allerdings: „Durch die hohe Nachfrage, die tatsächlich sehr, sehr guten Förderbedingungen und dem Fachkräftemangel sind die Preise mancherorts wirklich durch die Decke gegangen und sind nur noch sehr schwer zu benennen“, lenkt sie ein. Im Vergleich zu den anderen Heizalternativen sei die Wärmepumpe dennoch attraktiver und wirtschaftlicher.

Was sollte bei der Beantragung der Förderung beachtet werden?

Die Technik an sich, Sanierungsarbeiten, die Entsorgung des alten Heizkessels oder der Rückbau des Öltanks – beim Umstieg auf die Wärmepumpe kommen erstmal hohe Kosten auf Hausbesitzer zu. Es gibt aber gute und vielfältige Fördermöglichkeiten, betont Ramona Mittag, und zwar für zahlreiche Kosten, die im Zusammenhang mit dem Umbau anfallen: „Das Allermeiste wird tatsächlich mit gefördert und deshalb ist es auch sehr wichtig, dass man sich vorher genau anschaut, was man machen muss und sich gut beraten lässt und Kostenvoranschläge einholt.“

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Das Wichtigste sei aber die Reihenfolge, in der man vorgehe, betont die Expertin. Man solle „sich erst beraten lassen, sich dann alle Angebote einholen – inklusive wirklich sämtlicher Entsorgungs- und Rückbaukosten, dann die Förderung beantragen und erst dann einen Kaufvertrag unterschreiben. Sobald ich den Kaufvertrag unterschrieben habe und die Förderung noch nicht beantragt habe, ist die Förderung futsch.“

Auf welche Wartezeiten muss man sich einstellen?

Die Wartezeiten sind regional sehr unterschiedlich, weiß die Expertin: „Wir haben Ratsuchende, die haben im ländlichen Raum zu humanen Preisen eine Wärmepumpe gekauft und bekommen sie noch diesen Sommer eingebaut. Wir hören aber auch von Ratsuchenden, die sich die Wärmepumpe zu wirklich horrenden Preisen gekauft haben und sie frühestens Ende 2023 bekommen können.“ Sie rät daher in jedem Fall dazu, sich mehrere Angebote von verschiedenen Fachfirmen einzuholen.

Wichtig sei es auch, nicht zu warten, bis die alte Heizung bereits kaputt sei, betont Mittag: „Man sollte sich sehr frühzeitig damit beschäftigen, um die Zeit zu haben, sich gut beraten zu lassen und sich viele Angebote einzuholen. Denn allein auf den Energieberater wartet man aktuell schon sehr lange.“

Auch die Verbraucherzentrale NRW erlebt derzeit eine nie gekannte Nachfrage an ihren Energieberatungsangeboten. Termine sind auch hier ausgebucht. Im Rahmen ihrer Online-Beratung „Energie Kompakt“ können sich Interessierte dennoch schonmal unabhängig informieren und ihre Fragen von Experten beantworten lassen. Mehr Infos unter: www.verbraucherzentrale.nrw/energie

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