Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Zu früh ausgestiegenKnapp den Reichtum verpasst

Lesezeit 8 Minuten

1962 trommelte noch ein junger Mann namens Pete Best (1.v.l.) bei den Beatles. Doch er wurde von den anderen rausgeworfen - und verpasste damit eine Weltkarriere.

Am zehnten April 1849 ließ sich Walter Hunt seine geniale Erfindung patentieren: Eine Sicherheitsnadel. Kurze Zeit später verkaufte er das Patent leider an einen Freund – für nur 400 Dollar. Hätte er an seiner Idee festgehalten, wäre Walter Hunt wahrscheinlich ein sehr reicher Mann geworden.

Pech gehabt, könnte man sagen. Doch Hunt ist in der Hinsicht nicht der einzige Pechvogel. Immer wieder verlassen Mitarbeiter ihre Firmen kurz vor dem Durchbruch, freiwillig, oder weil sie rausgworfen werden – und sehen von den später gemachten Millionen keinen Cent.

Zehn Prozent Apple-Anteile abgetreten

Da wäre zum Beispiel Gründer Ronald Wayne, der seine zehn Prozent Anteile an Apple 1976 wieder zurück gab – heute wären diese über 47 Milliarden amerikanische Dollar wert. Oder Jack Knight und Bruce Sinclair, die bei Eintritt ihres Ruhestandes vor zwölf Jahren all ihre Anteile am Ingenieurbüro Sinclair Knight Merz (SKM) abtraten. Jetzt werden sie nichts von den 1,3 Milliarden Dollar abbekommen, für die ein kalifornisches Bauunternehmen das Ingenieurbüro übernehmen will.

Die Chance verpasst, eine Legende zu werden

Manche verpassen neben der Chance auf viel Geld auch die Möglichkeit, zu einer Legende zu werden: Vor genau 50 Jahren spielten die Beatles im Rahmen der Royal Variety Performance vor der Königinmutter in London. Der Auftritt gilt heute als legendär – nicht zuletzt weil John Lennon die gut betuchten Gäste aufforderte, zu „Twist and Shout“ ihre Juwelen zu schütteln.

Doch einer ist bei diesem erinnerungswürdigen Auftritt nicht dabei: Pete Best, der ehemalige Schlagzeuger. Er war ein Jahr zuvor auf Geheiß der anderen drei Beatles von Manager Brian Epstein aus der Band geworfen worden. Seine Weltkarriere, und das ganz große Geld, blieben ihm somit verwehrt.

Wem noch alles der „Deal des Lebens“ durch die Lappen gegangen ist, zeigen wir auf den nächsten Seiten.

Nächste Seite: Stuart Townsend, eigentliche Besetzung für Aragorn in „Der Herr der Ringe“

Der andere Aragorn

Viele werden sich noch an das verführerische Elbisch erinnern, das Schauspielerin Liv Tyler Viggo Mortensen in den Filmen der „Herr der Ringe“-Trilogie ins Ohr hauchte. Die On-Screen-Romanze von Aragorn und Arwen hat Millionen Besucher in den Kinos verzaubert.

Doch eigentlich hätte anstelle des unbestreitbar schmucken, aber doch schon etwas in die Jahre gekommenen Mortensen ein anderer stehen sollen: Der 14 Jahre jüngere Stuart Townsend, unter anderem bekannt aus „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“, war von Regisseur Peter Jackson eigentlich für die Rolle des Aragorn vorgesehen gewesen. Dem Magazin Entertainment Weekly sagte der Schauspieler, dass er einen Tag vor Drehbeginn gefeuert wurde – und das nach zwei absolvierten Monaten Proben und Training. Für die Arbeit soll er nie entschädigt worden sein.

Townsend ist damit viel Geld und Aufmerksamkeit durch die Lappen gegangen: 2010 ernannte das Magazin Forbes Viggo Mortensen und Liv Tyler zum best-verdienenden Hollywood-Paar. Die „Herr der Ringe“-Trilogie hat fast drei Milliarden US-Dollar eingespielt.

Nächste Seite: Pete Best (The Beatles) und Ian Stewart (The Rolling Stones)

Die vergessenen Rockstars

Warum die Band ihn zu Beginn der sechziger Jahre nicht mehr dabei haben wollte, weiß Schlagzeuger Pete Best bis heute nicht. Man munkelt, dass den anderen Beatles die viele Aufmerksamkeit missfallen hätte, die Best aufgrund seines guten Aussehens von den weiblichen Fans bekam. Die Bandmitglieder sagten, sie fanden er habe einfach zu schlecht gespielt.

Die wahren Gründe bleiben schleierhaft – klar ist jedoch, wie der Rausschmiss ablief: John, Paul und George trauten sich nicht, Best selbst mitzuteilen, dass er nicht länger in der Band willkommen war. Also schickten sie Manager Brian Epstein, um die schlechte Nachricht zu überbringen. Als kurz darauf die Single „Love me do“ veröffentlicht wurde, saß ein anderer am Schlagzeug: Ringo Starr.

2009 soll Best gesagt haben, dass er seit dem unzeremoniellen Rauswurf im Jahr 1962 nie wieder mit den anderen Beatles gesprochen hat.

Etwas besser, zumindest was den Zusammenhalt der Gruppe betrifft, ging es da Ian Stewart von den Rolling Stones: Stewart war bis 1963 Pianist der Band, bis der damalige Stones-Manager Andrew Loog Oldham beschloss, ihn aus der Stammbesetzung zu werfen. Dem Manager passte Stewart nicht genug ins Image der „Leder tragenden Bad Boys“, das Oldham für die Stones zu etablieren versuchte. Stewart war fortan noch hinter den Kulissen tätig – allerdings blieb ihm so die große Musiker-Karriere à la Mick Jagger und Keith Richards versagt.

Nächste Seite: Ronald Wayne (Apple)

Am Anfang waren es drei

Steve Jobs und Ronald Wayne lernten sich über ihre Arbeit beim Videospieleentwickler Atari kennen und wurden über die Jahre Freunde. In einem Interview mit Bloomberg erzählt der Technik-Veteran, er hätte lange nichts von Jobs' gemeinsamer Arbeit mit Wozniak gewusst – bis Jobs auf ihn zu kam und um einen Gefallen bat: Wayne sollte in einem Streit den Vermittler zwischen Jobs und seinem Bastler-Kollegen spielen. Das tat Wayne, und Jobs erkannte sein Potenzial für die Firma. Zusammen gründeten die drei Apple Computer Inc.

Jobs und Wozniak erhielten 45 Prozent Anteile an der Firma, „Ron“, wie er üblicherweise genannt wird, bekam zehn. Doch das Dreierteam zerfiel kurz darauf wieder: Wayne hatte angeblich Zweifel an einigen Entscheidungen, die Jobs für das neu gegründete Unternehmen traf. Er ließ seinen Namen nur zwölf Tage nach der Gründung 1976 wieder aus den Verträgen entfernen. Laut Süddeutscher Zeitung bekam der damals 42-jährige 2300 US-Dollar, als er seinen Anteil wieder zurück gab. Bis heute bereue er seinen Ausstieg nicht – er habe gute Gründe gehabt, behauptet Wayne.

Hätte der Apple-Gründer seine Anteile behalten, wären diese heute über 47 Milliarden Dollar wert. Statt im Geld zu baden, schreibt der Inhaber zahlreicher Patente jetzt Bücher: „Adventures of an Apple Founder“ erschien 2011.

Nächste Seite: Eduardo Saverin und Ali Fedotowsky (Facebook)

Die ehemaligen Facebooker

Der Name Eduardo Saverin ist vermutlich vielen ein Begriff – im erfolgreichen Film „The Social Network“ sieht man den Havard-Absolventen, wie er sich für Mark Zuckerberg abrackert. Saverin investierte als erster in das Projekt, das einmal Facebook werden sollte. Das Anfang vom Ende bei Facebook begann für den damals 22-jährigen wohl im Sommer 2004, als Zuckerberg und Programmierer Dustin Moskovitz laut dem Magazin Business Insider nach Palo Alto in Kalifornien zogen, um die Website weiter nach vorne zu bringen. Saverin zog nach New York für ein Praktikum – Zuckerberg hatte ihm für die Zeit aufgetragen, ein Geschäftsmodell zu entwickeln und Finanzierer zu finden.

Offensichtlich tat er dies nicht so, wie das Programmierwunderkind Zuckerberg es sich vorgestellt hatte – und er beschloss, Saverin aus dem Unternehmen zu drängen. Investoren, unter anderem Peter Thiel von PayPal, halfen ihm dabei und Saverins Firmenanteil wurde stark verwässert. Nach einer Klage gegen seinen früheren Freund und Geschäftspartner Zuckerberg bekam er ein paar Anteile zurück: Laut Forbes sind es 2,2 Prozent der Firma.

Auch wenn es noch mehr Geld hätte sein können: Saverin ist trotzdem einer der reichsten Menschen weltweit. Forbes schätzt sein Vermögen auf über zweieinhalb Milliarden US-Dollar.

Alexandra „Ali“ Fedotowsky ist hingegen nicht aufgrund ihrer Beschäftigung bei Facebook bekannt. Die schöne Amerikanerin verließ das Unternehmen für ihre eigene Fernsehshow „The Bachelorette“. Zwei Jahre später ging Facebook an die Börse – ohne Fedotowsky, die bei der Kündigung wahrscheinlich auch ihre Bezugsrechte für Aktien des Social Networks verlor.

Nächste Seite: Florian Weber und Noah Glass (Twitter)

Frühe Twitterer

Bevor Twitter entstand, arbeiteten die Erfinder des Kurznachrichtendienstes für die Podcasting-Plattform „Odeo“. Während dieser Tätigkeit kam Jack Dorsey die Idee für ein neues Odeo-Produkt: Eine Website, mit der man seinen Freunden jederzeit mitteilen kann, was man gerade so tut – und gleichzeitig sieht, womit die Freunde im Moment beschäftigt sind.

Kurzerhand tat sich Dorsey mit seinem Arbeitskollegen Noah Glass und dem deutschen Entwickler Florian Weber zusammen, um den restlichen Kollegen die Idee zu präsentieren. Sie traf größtenteils auf Begeisterung. Dorsey, Weber und Glass arbeiteten von diesem Zeitpunkt an angeblich nur noch an Twitter. Besonders Glass soll laut dem Magazin Business Insider geradezu besessen von der Idee eines Kurznachrichtendienstes gewesen sein. Die Odeo-Investoren sahen das Potenzial von Twitter jedoch nicht – und Evan Williams, eine der Schlüsselfiguren bei Odeo, kaufte daraufhin alle Anteile der Finanzierer zurück.

Kurz darauf lud Williams Noah Glass auf einen Spaziergang durch den South Park von San Francisco ein – und feuerte ihn auf einer Parkbank. Warum, ist bis heute unklar. Ein Grund soll Glass' extrovertierter Charakter gewesen sein. Der Rausgeworfene selbst vermutet laut Business Insider, dass er für Williams' Geschmack zu viel Interesse an der Führungsebene gezeigt habe.

Glass' Aussagen klingen verbittert: Noch heute heißt es auf seinem Twitter-Profil: „I started this“ - „Ich habe das hier angefangen“.

Florian Weber, der den ersten Twitter-Protoyp baute, bekam sechs Monate nach Launch der Website kein Visum für die USA. Weber arbeitete fortan von Deutschland aus für den Kurznachrichtendienst. Doch ihm missfiel der Zeitunterschied - und dass er als einziger nicht mit den Kollegen im Büro saß. Weber verließ kurz darauf das junge Unternehmen.

Noch im November soll Twitter an die Börse gehen – Glass und Weber gehen dabei vermutlich leer aus.